Die Naschkatzen
wieder gut sein würde.
»Was willst du jetzt unternehmen?«, erkundigte sich Phin bei Wes, während sie durch den Regen zurück nach Temptation fuhren.
»Nach einer Waffe, einer Holzkeule, einer Tränengasdose und einem Auto Ausschau halten, an dessen Reifen ein bisschen von Zane klebt«, antwortete Wes. »Ich will versuchen herauszufinden, warum der Schusswinkel so merkwürdig ist. Außerdem wollen wir sehen, ob wir jemanden finden können, der zugibt, Zane noch gesehen zu haben, nachdem er die Farm verlassen und bevor Pete ihn überfahren hat, damit wir den Todeszeitpunkt näher eingrenzen können. Und schließlich werde ich noch die Alibis von allen überprüfen, die ein Motiv haben könnten.« Er sah Phin von der Seite an. »Hat Sophie die Sache mit dem Tränengas aufgeklärt?«
»Komm schon, Wes, du wirst doch nicht Sophie verdächtigen.«
»Sie hat ihn vielleicht nicht umgebracht, aber sie hätte Tränengas benutzt, sollte er sie belästigt haben«, sagte Wes. »Dafür trägt sie es schließlich bei sich.«
»Aber warum hätte er sie belästigen sollen«, zweifelte Phin. »Die beiden kennen sich seit Jahren.«
»Frauen werden meistens von den Männern belästigt, die sie kennen«, sagte Wes. »Ich würde alles darauf wetten, dass das Tränengas der Selbstverteidigung diente. Das muss fast so sein, weil es eine miserable Angriffswaffe wäre.«
»Wenn es Selbstverteidigung war, hätte sie es gesagt«, meinte Phin. »Warum sollte sie lügen? Vielleicht gehört es Amy.«
»Ich habe sie gefragt. Sie hat es abgestritten.«
»Vielleicht lügt Amy ja.«
»Nein«, widersprach Wes bestimmt. »Jedenfalls nicht, was das Tränengas angeht.«
»Über etwas anderes denn?«
Wes zuckte mit den Schultern. »Gut möglich. Irgendwas stimmt da nicht, das spüre ich. Ich habe nur keine Ahnung, was es ist.«
»Ehrlich gesagt«, meinte Phin, »glaube ich, dass keine von den Personen, mit denen wir heute Abend gesprochen haben, dir die ganze Wahrheit erzählt hat.« Mich eingeschlossen, verdammt.
»Willkommen in der wunderbaren Welt des Gesetzeshüters«, meinte Wes trocken.
Phin fand kaum Schlaf, und alles wurde noch schlimmer, als er an einem zunehmend stürmischeren Sonntagmorgen erwachte. Die Neuigkeit hatte sich schnell verbreitet, und jeder in Temptation wollte mit ihm sprechen, obwohl der Laden geschlossen war, aber es waren vor allem die auswärtigen Journalisten, die ihn belagerten. Der Cincinnati Enquirer , die Columbus Disputch , die Dayton Daily News und sogar einige der kleineren Zeitungen hatten Reporter gesandt, die sich durch den anhaltenden Sturm gekämpft hatten in der Hoffnung, etwas Pikantes über den Mord an einem bekannten Nachrichtensprecher zu erfahren.
»Wir befinden uns hier im Süden Ohios«, erklärte Phin einem von ihnen. »Hier passiert nie etwas Interessantes. Verschwinden Sie.« Nichtsdestoweniger belagerten sie weiterhin seine Tür, um Schmutz aufzuwühlen und Gerüchte aufzuschnappen, und am Ende des Nachmittags war Phin sicher, dass sie alle die Szene in der Taverne bis ins kleinste Detail erfahren und vermutlich auch eine passende Schlagzeile zu den Dreharbeiten in petto hatten. Nichts davon war gut, aber das Schlimmste war immer noch die ursächliche Tatsache: Zane war tot.
Bis zum späten Nachmittag hatte sich Wes noch nicht blicken lassen, was bedeutete, dass er bis über beide Ohren im Sumpf der Ermittlungen steckte, und zu den Aufgaben eines wahren Freundes gehörte selbstverständlich die Verpflichtung, solche Sümpfe abzugraben. Phin war gerade dabei, die Vordertür abzuschließen, als er Davy, die Jacke als Schutz vor dem Regen über den Kopf gestülpt, die Stufen zum Laden heraufkommen sah. Er entriegelte die Tür wieder, Davy schüttelte seine Jacke aus und sagte: »Ich habe gehört, Sie haben einen Pool-Tisch.«
»Dem Letzten, der das gesagt hat, ging es an den Kragen«, meinte Phin trocken.
»Ja, man hat mir gesagt, dass Sie gut spielen«, erwiderte Davy. Phin ließ ihn eintreten und fragte sich, was er von ihm wolle, obwohl ihm das ziemlich egal war, wenn es nur dabei helfen würde, das Geheimnis um Zane zu lüften und das Leben in Temptation wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.
Als Davy den Tisch sah, meinte er: »Aber hallo. Ein tolles Stück.« Seine Stimme zeugte vor wirklicher Bewunderung, während er um den Tisch herumschritt. Phin gab sich Mühe, ein aufkeimendes Gefühl der Sympathie für Davy zu unterdrücken. »Spätes neunzehntes Jahrhundert,
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