Die Naschkatzen
dachte er und fragte sich, ob Davy das Gespräch auf Sophie gebracht hatte, um ihn abzulenken.
»Hier ist mein Vorschlag, was Sophie betrifft«, sagte Davy, während er sich über den Tisch beugte. »Sie ist der liebste Mensch, den ich kenne, deshalb soll sie alles bekommen, was sie sich wünscht. Und nun möchte sie aus unerfindlichem Grund diese heruntergekommene Farm, diesen dummen Hund und dich haben.« Davy rieb seinen Queue mit Kreide ein. »Nichts davon hätte ich für sie ausgesucht, aber Sophie hatte immer schon ihren eigenen Dickschädel.« Er legte einen derart exakt platzierten und eleganten Stoß hin, dass Phin Sophie für eine Minute vergaß.
»Es ist wirklich ein Vergnügen, dir beim Billardspielen zuzusehen«, meinte er anerkennend, und Davy erwiderte: »Ich weiß. Es sind die einfachen Stöße, die den Reiz des Spiels ausmachen.«
»Ich will dich wirklich nicht mögen«, meinte Phin.
Davy nickte zustimmend. »Ich dich auch nicht, Harvard, aber wir müssen miteinander auskommen, weil Sophie uns beide liebt.«
»Ich war in Michigan«, sagte Phin, »und außerdem liebt Sophie mich nicht.«
»Weißt du«, meinte Davy, kreidete seinen Queue ein und setzte zu einem neuen Stoß an, »wenn du deinem persönlichen Wohlbefinden so viel Aufmerksamkeit schenken würdest wie dem Poolspiel, würdest du nicht derart dumme Fehler machen. Sie ist in dich verliebt. Und du solltest ihre Liebe besser erwidern.«
»Soll das eine Drohung sein?«, fragte Phin.
»Ganz recht.« Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Davy den Tisch, als seine nächste Kugel die Tasche verfehlte. »Und das habe ich nun davon, dass ich versuche, gleichzeitig zu reden und zu spielen. Sieh dir diese Bescherung an, und sag jetzt bloß nicht, dass ich dir keine Chance lasse.«
»Davy, ich mag Sophie wirklich, aber das ist auch alles«, sagte Phin. »Und ich habe ihr nie irgendwas versprochen, also hör auf damit.« Er sah auf die Anordnung der Kugeln, die Davy ihm beschert hatte. »Lieber Himmel, das ist ja wie Weihnachten.«
»Ich weiß«, sagte Davy. »Ich hatte noch einige Spielzüge geplant.« Er setzte sich außerhalb von Phins Sichtlinie hin. »Ich bin hier, falls du erblinden und eine Kugel verfehlen solltest. Aber jetzt zu Sophie.«
»Das Thema Sophie ist abgeschlossen«, sagte Phin und ging in Position für den nächsten Stoß.
»Meinerseits nicht«, meinte Davy. »Sie hat dir nie etwas davon erzählt, wie wir aufgewachsen sind, oder?«
»Doch, das hat sie.« Phin führte seinen Stoß aus und richtete sich auf, um seinen Queue mit Kreide einzureiben. »Zumindest hat sie mir davon erzählt, wie eure Mutter gestorben ist.«
»Ach ja?« Davy schien beeindruckt. »Also weißt du, dass sie sich seitdem um uns kümmert?«
Phin nickte.
»Aber jetzt ist es Zeit, dass sie einen Mann findet, der sich um sie kümmert, und du bist derjenige, den sie sich ausgesucht hat. Meine Wahl wärst du nicht, Harvard. Aber Sophie will dich haben, und deshalb wirst du sie heiraten.«
»Nein, das werde ich nicht tun.« Phin bückte sich für seinen nächsten Spielzug.
»Warum nicht?«, wollte Davy wissen. »Denk darüber nach. Dann könntest du mit Sophie jede Nacht nach Hause gehen.«
Phin nahm die Kugel ins Visier und musste unwillkürlich an seine Nächte mit Sophie denken, sodass sein Stoß ins Leere ging - wenn auch nur um wenige Millimeter, aber Pool verzeiht nun mal keine Fehler.
»Shit«, stieß er hervor, und Davy meinte: »Das war meine Schuld, weil ich so auf dich eingeredet habe.«
»Erzähl keinen Scheiß«, gab Phin zurück und trat vom Tisch weg, ärgerlich über sich selbst wegen der vermasselten Chance.
»Versuch‘s nochmal«, bot Davy an.
Phin musterte ihn mit einem vernichtenden Blick, sodass Davy einlenkte: »Okay. Ich entschuldige mich allein dafür, es gesagt zu haben.« Er trat zum Tisch.
»Es lag an der Erwähnung von Sophie in der Nacht, stimmt‘s?«, sagte Davy, während er seinen Stoß positionierte. »Tut mir Leid, aber genau das ist der Moment, in dem ich sie am meisten vermisse. Dieses kurze behagliche Gefühl am Ende eines Tages, wenn man über alles spricht.« Er grinste Phin über die Spitze seines Queues hinweg an. »Aber deine Nächte mit ihr sehen wahrscheinlich anders aus.«
Phin dachte an die Stunden, die er im Gespräch mit Sophie verbracht hatte. Bevor sie ins Bett gingen und er seinen Verstand verlor. »Unwesentlich anders.«
Davy nickte und widmete sich erneut dem Tisch. Als er nur noch fünf
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