Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
noch länger.«
    »Nun gut«, lenkte Ed ein, »hier meine Vermutung: Der Fluss. Das würde angesichts all dieser Kratzer Sinn machen. Wahrscheinlich ist er durch einige Sträucher gefallen.«
    »Mag sein, aber wer war für all das verantwortlich?«, fragte Phin. »Wenn man jemanden aus nächster Nähe erschießen will und sein Ziel verfehlt, würde man nicht anschließend die Waffe fallen lassen, um zu Tränengas zu greifen. Man würde doch noch einen Schuss abfeuern. Und wenn auch das nicht funktioniert, würde man bestimmt keine Keule nehmen. Und mit Sicherheit würde man ihn nicht ertränken.«
    »Mehr als ein Angreifer?« Wes schüttelte den Kopf. »Gut, Zane hat jeden in der Stadt genervt, aber ich kann einfach nicht glauben, dass innerhalb von zwei Stunden alle den gleichen Entschluss gefasst haben.«
    »Vielleicht haben sie es ja sozusagen geplant«, warf Duane ein.
    »Eine Verschwörung?« Phin schnaubte verächtlich. »In dieser Stadt könnte man nicht einmal vier Leute zusammenbekommen, um ihm am selben Tag gemeinsam vor das Schienbein zu treten, ganz zu schweigen davon, ihn umzubringen.«
    »Ich habe gehört, dass er in der Taverne einen ziemlichen Aufruhr verursacht hat«, meinte Ed.
    »Ja, ein Aufruhr vielleicht«, gab Wes zurück, »aber das war kein Anlass, ihn umzulegen.«
    Phin dachte an Georgia, die vor Wut und Scham rot angelaufen war. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    Ed zog das Laken über Zanes Leichnam. »Könntet ihr beide eure Auseinandersetzung woanders fortführen? Ich habe an diesem Kerl hier morgen früh zu arbeiten.«
    Phin blickte auf den Tisch mit Zanes erbärmlichen Überresten, die unter dem Laken verborgen waren, und empfand eine merkwürdige Mischung aus Mitgefühl, Bedauern, Abscheu und Verärgerung. Zane hatte, seitdem er in der Stadt aufgekreuzt war, nichts als Ärger verursacht, aber deshalb hatte er noch lange nicht den Tod verdient. Und nun standen Leute um seinen Leichnam herum, die sich keinen Deut um sein Ableben scherten und diskutierten. »Clea ist seine nächste Angehörige. Jemand sollte es ihr sagen.«
    »Das ist wohl meine Aufgabe«, meinte Wes und ging zur Tür.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Phin.
    »Das wäre nett«, erwiderte Wes.
    Sophie hatte bereits geduscht und ihr zweites Glas Apfelwein mit Pfirsichschnaps hinuntergespült, als der Streifenwagen vorfuhr. Bis sie Zane ausgewickelt hatten, war sie so weit okay gewesen, doch nachdem er kein in Fischhülle eingepacktes Bündel mehr gewesen war, hatte sie realisiert, dass es wirklich Zane war, der kalt und steif mit weit aufgerissenen Augen in Phins Sweatshirt vor ihnen lag. Sie hatten ihn auf der Böschung hinter der Taverne in einer möglichst lebensechten Position platziert, doch als sie wegfuhren, hatte Davy nach einem Blick in den Rückspiegel gemeint: »Mist, er ist runtergefallen«, sodass Sophie erneut grün im Gesicht anlief.
    Davy blickte durch die Fliegentür nach draußen. »Es ist Wes. Mit Harvard. Die ganze Gang ist hier. Hol tief Luft, Soph. Du bist eine Dempsey.«
    »Stimmt«, sagte Sophie und griff erneut nach der Schnapsflasche.
    Phin schien nicht erfreut, sie zu sehen, und sagte nicht viel. Wes bat darum, mit Clea zu sprechen, und Amy ging hinauf in Cleas Schlafzimmer, wo sie sie überraschenderweise alleine vorfand. Diese Tatsache hätte ausgereicht, sie für jeden verdächtig zu machen, doch nach Cleas anschließender Vorstellung musste selbst Sophie ihr Respekt zollen. Sie hatte zwar nicht die vor Kummer vergrämte Witwe gespielt, aber dennoch schockiert und völlig überrascht dreingeschaut und alle anderen angemessenen Emotionen gezeigt, die sich bei der Mitteilung darüber einstellen, dass jemand, mit dem man regelmäßig geschlafen hat, nun für immer schläft.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, beteuerte Clea. »Er hatte zwar ständig diese Anfälle, aber ich dachte, er wolle damit nur Aufmerksamkeit erringen.« Sie schlug die Hände vor ihrem Gesicht zusammen, so als wolle sie den Schmerz von sich fern halten, und Sophie bemerkte ein kurzes Zucken in Davys Gesichtsausdruck, Er kann doch nicht immer noch an ihr interessiert sein , dachte Sophie, bevor Wes erneut ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
    »Hmm, Clea, wir sind ziemlich sicher, dass er keines natürlichen Todes gestorben ist«, sagte Wes gerade. »Er wurde tätlich angegriffen, bevor er starb.«
    »Tätlich angegriffen?« Clea blinzelte ihn mit dem porzellanblauen Augenaufschlag einer teuren Puppe an. »Aber warum

Weitere Kostenlose Bücher