Die Naschkatzen
Demseys die Leiche fortgeschafft hatten, oder als Sophie auf der Farm bei einer Schwester zurückzulassen, die Straftaten Vorschub leistete. Stephen beantragte, die Abstimmung über die Straßenlaternen um eine Woche zu verschieben, damit er noch mehr Beweise für Phins Verderbtheit und die Vernachlässigung seiner bürgerlichen Pflichten sammeln konnte. Beim nächsten Tagesordnungspunkt versuchte er eine förmliche Danksagung an Phin für dessen enge Zusammenarbeit mit den Filmleuten durchzubringen und diese in der Gazette von Temptation abzudrucken. Der Antrag wurde abgelehnt, da nur die Garveys dafür stimmten, während die übrigen Ratsmitglieder ihnen mit steifem Misstrauen begegneten. Stephens Hände zitterten vor Wut; dann spielte er seinen letzten Trumpf aus.
»Ich habe eine Ankündigung zu machen«, sagte er. »Ich habe mit den Leuten vom Kabelfernsehen hier in Temptation gesprochen, und sie haben eingewilligt, ihr normales Programm zu ändern, damit wir nächsten Dienstag um acht Uhr das Video »Rückkehr nach Temptation‹ zeigen können.«
»Uh-oh«, brach es aus Rachel neben Phin hervor.
»Hast du auch die Leute gefragt, die den Film gedreht haben, Stephen?«, fragte Phin. »Sie haben auch Rechte.«
»Ich bin sicher, sie werden begeistert sein«, erwiderte Stephen blasiert. »Warum auch nicht? Wir bieten ihnen eine Chance, ihren Film vorab einem bereitwilligen Publikum zu zeigen. Und außerdem« - seine Stimme senkte sich ein wenig - »sollten wir uns ansehen, was sie gefilmt haben. Schließlich haben wir ihnen die Dreherlaubnis gegeben. Ich tue lediglich meine bürgerliche Pflicht.«
Du hast sie heim Filmen auf dem Steg beobachtet , dachte Phin. Was weißt du?
Aber es war ihm schon klar.
Sie drehten einen Porno.
Eine halbe Stunde später hielt Phin bei der Polizeistation und erzählte Wes von der Kabelpremiere.
Wes drückte seine Zigarette am Rand einer der Kaffeetassen aus, die zahlreich auf seinem Schreibtisch herumstanden. »Wissen sie das draußen auf der Farm schon?«
»Das bezweifle ich«, sagte Phin. »Ich habe jedenfalls noch keinen Schrei gehört. Rachel wird es ihnen wohl erzählen, wenn sie dort ist. Willst du hinfahren?«
»Nein«, erwiderte Wes verbittert. »Amy erzählt mir sowieso nichts. Wenn du hinfährst, finde doch gleich mal heraus, ob sie eine .22er haben.«
»Jeder hat eine .22er«, entgegnete Phin. »Meine Güte, selbst ich habe eine, oder zumindest besaß mein Vater eine.«
»Ich weiß«, sagte Wes. »Ich habe die Registrierungen durchgesehen. Allein in dieser Stadt gibt es achthundert von den verdammten Dingern.«
»Ein bewaffnetes Volk ist ein sicheres Volk«, meinte Phin. »Außerdem sind wir in Süd-Ohio. Was hast du erwartet?«
»Du hast eine, Frank hat eine, Cleas Vater hatte eine, was bedeutet, dass sie sich immer noch auf der Farm befindet, Ed hat eine, Stephen hat eine, lieber Himmel, sogar Junie Miller und Hildy Mallow haben eine -« Er brach ab, offenbar war ihm ein Gedanke gekommen. »Dein gesamter Stadtrat ist bewaffnet.«
»Das brauchtest du mir nicht zu sagen«, erwiderte Phin und stand auf.
»Ich war heute in Cincinnati«, sagte Wes, und Phin setzte sich wieder. »Nirgends ist ein Sparbuch zu finden, obwohl Zane es noch am Freitag einigen Leuten gezeigt hat.«
Phin zuckte merklich zusammen. Verschwundenes Geld und die Dempseys - da konnte man zwei und zwei zusammenzählen.
»Außerdem hat er Nachforschungen über den gesamten Rat anstellen lassen.« Wes warf ihm einen dicken Aktenordner quer über den Tisch. »Sein Ermittlungsteam ist wirklich famos. Die Leute vom Sender hielten große Stücke auf ihn. Offensichtlich war er ein verdammt guter Reporter. Er war Enthüllungs-Journalist, bevor die Ärzte sein Herzproblem feststellten und ihn zum Aufhören überredeten, aber er hat das Ermittlungsteam geschult. Sie halten ihn beinahe für einen Gott.«
Phin griff nach dem Ordner und begann, ihn durchzublättern. Auf dem Deckblatt des ersten Papierbündels stand sein eigener Name; es folgte eine Liste aller Frauen, mit denen er in den letzten zehn Jahren geschlafen hatte, einschließlich pikanter Details. »Zane, du Scheißkerl.«
Der nächste Papierpacken war ein Bericht über Hildy Mallows Verhaftung.
»Clea allerdings konnte keiner vom Sender ausstehen«, sagte Wes gerade. »Sie meinten, sie sei ein durchtriebenes und manipuliertes Flittchen.«
»Das passt zu Clea«, meinte Phin und las weiter. »Hildy saß wegen Teilnahme an einer
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