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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Antikriegsdemonstration im Gefängnis?«
    »Mehrfach«, erwiderte Wes. »Sie sagten, Zane habe versucht, sie dazu zu überreden, die Dreharbeiten unter dem Vorwand der Familienwerte zu stoppen, und als das nicht funktionierte, drohte er ihr, ihre Gefängnisakte in einem Gesellschaftsmagazin publik zu machen. Sie bot ihm an, aus ihrem Fotoalbum ein paar Aufnahmen von ihr hinter Gittern auszuwählen, und bat ihn um eine Kopie der Haftberichte, damit sie sie einrahmen könne.«
    »Gut gemacht.« Mit zunehmendem Respekt für Hildy überflog Phin die Berichte über sie. »Mann, sie war ja überall dabei. Sie -« Er brach ab, als er zu dem nächsten Papierbündel kam - der Bericht über Virginia Garvey. »Er wusste von Virginias Verkehrsdelikten.«
    »Sie behauptete, er habe sie nie erwähnt, aber er war bei ihnen zu Hause. Sie sagt, er habe von Stephen gefordert, gegen die Dreharbeiten vorzugehen - wiederum im Sinne der Familienwerte und Stephen willigte ein, die Sache näher zu untersuchen.« Wes zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat er die Berichte nicht verwendet, weil das überflüssig war. Sie waren auch ohne Drohungen auf seiner Seite.«
    »Hat er irgendwas über Stephen herausgefunden?«, wollte Phin wissen, hielt jedoch inne und betrachtete stirnrunzelnd eine Rechnung von einem Online-Pornoanbieter. »Er dachte doch nicht im Ernst, dass er Ed mit seinen Pornos erpressen könnte, oder?«
    »Er hat es versucht«, erklärte Wes. »Ed hat ihm gesagt, hier in der Stadt wisse jeder, dass er die erlesenste Pornosammlung in ganz Süd-Ohio besitzt.«
    Phin blätterte die Rechnungen durch und kam zu einem Arztbericht. »Was zum Teufel ist das? Frank Lutz hat sich also 1976 sterilisieren lassen. Wen interessiert das -« Plötzlich fiel ihm Georgia ein, die von dem kleinen Mädchen sprach, das sie nie bekommen hatte. »Frank, du Arschloch.«
    »Richtig«, stimmte Wes zu. »Franks Rache.«
    Phin las die Adresse aus Cincinnati oben auf dem Formular. »Georgia hätte ihn verlassen, hätte sie das erfahren. Wie zum Teufel hat Zane das herausgefunden?«
    »Sieh dir nur das Nächste an«, forderte Wes ihn auf. »Stephen leidet an Parkinson.«
    »Deshalb zittern seine Hände also«, sagte Phin und las den nächsten Arztbericht. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er Mitleid mit Stephen.
    »Bisher ist es mir noch nicht aufgefallen, deshalb habe ich es seiner Wut zugeschrieben.« Er schaute zu Wes auf. »Daher also ist Virginia gefahren. Er wollte einen Anfall hinter dem Steuer vermeiden.«
    »Nicht nur das«, sagte Wes. »Wegen der Wahl wollte er es verheimlichen.«
    »Warum? Ich verstehe nicht -«
    »Weil er dachte, du würdest es gegen ihn verwenden«, erklärte Wes, und als er sah, wie Phin sich entrüstet aufrichtete, fügte er hinzu: »Er hätte es gegen dich ins Feld geführt.«
    Phin lehnte sich zurück und starrte auf den Ordner. »Lieber Himmel, was für eine üble Sache.«
    »Dir ist doch klar, dass das so gut wie seine letzte Chance ist«, sagte Wes. »Parkinson ist eine fortschreitende Krankheit, und er wird auch nicht jünger. Er muss es nur noch zwei Monate geheim halten, um diesmal die Wahl zu gewinnen. Aber noch zwei Jahre, hier in dieser Stadt -« Wes schüttelte den Kopf. »Es ist nicht gerade so, als habe Temptation ihm jemals zuvor eine Chance gegeben.«
    Phin fühlte sich unbehaglich. So hatte er die Sache nie zuvor betrachtet, und zum ersten Mal fragte er sich, wie es wohl sein mochte, ein Stephen Garvey in Temptation zu sein. Während auf ihm selbst das Gewicht Dutzender von Tucker-Siegen und einer Niederlage lastete, hatte Stephen mit Dutzenden von Niederlagen und einem Sieg zu kämpfen. Wie es wohl sein mochte, nach etwas streben zu müssen, worin man lausig war, worin schon Vater und Großvater vor ihm lausig gewesen waren? Was konnte das mit einem Mann anrichten?
    Was würde ein Mann tun, um dem ein Ende zu bereiten?
    Phin fing Wes‘ Blick auf. »Hat Zane ihn denn mit dem Arztbericht unter Druck gesetzt?«
    Wes schüttelte den Kopf. »Stephen schwört Stein und Bein, es wäre ihm lediglich um Familienwerte und die Einhaltung von Gesetzen gegangen.«
    Nach einem letzten Moment des Mitgefühls für Stephen blätterte Phin den Rest der Papiere durch - Davys Bericht und eine Seite über Sophies Beziehung zu ihrem Therapeuten, die er eindeutig nicht lesen wollte, sowie einen weitaus dickeren Papierstapel über einen gewissen Michael Dempsey, bei dem es sich zweifellos um den guten alten Daddy

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