Die Naschkatzen
handeln musste. Zuletzt stieß er auf einen Stapel zusammengehefteter Blätter, bei deren Anblick Phin unvermittelt innehielt, als er den Zeitungsartikel auf der ersten Seite sah.
Bürgermeisterfrau stirbt bei Unfall
»Auch dahinter war er also her«, sagte er und blätterte flüchtig durch Eds Autopsiebericht, die polizeilichen Unterlagen mit Fotos des Unfallortes, den Zeitungsartikel und Dianes Todesanzeige. Er versuchte, sich die Fotos nicht näher anzusehen, mied den Anblick ihres blassen Gesichts, das sich vom dunklen Untergrund des Grases abhob. »Was hat er herausgefunden?«
»Keine Ahnung«, sagte Wes. »Aber ich glaube nicht, dass Zane vor irgendjemandem geblufft hat. Ich denke, alles, was er sagte, entsprach der Wahrheit. Zane hatte wirklich eine Nase für Geheimnisse, was nicht heißen soll, dass es Hinweise dafür gibt, Dianes Tod sei kein Unfall gewesen.«
Phin warf den Aktenordner zurück auf Wes‘ Schreibtisch.
»Was also schließt du daraus?«
»Die Akte enthält einen ausführlichen Bericht über alle vier Dempseys«, meinte Wes. »Zudem Berichte über dich und sämtliche Ratsmitglieder. Mit einer Ausnahme.«
Phin wurde schlecht. »Vielleicht hat er einfach nichts über sie ausgraben können. Verdammt, schließlich ist sie nahezu perfekt.«
»Niemand ist perfekt«, entgegnete Wes. »Nicht einmal deine Mutter. Wenn er ihr die Akte über Diane gezeigt und ihr gedroht hat, er würde dich drankriegen -«
Unwillkürlich musste Phin daran denken, wie Liz ›alles‹ gesagt hatte. »Was verlangst du von mir?«
»Bring mir die .22er deines Vaters«, sagte Wes.
»Scheiße«, meinte Phin.
Draußen auf der Farm sah Sophie Davy mit jammervollem Blick über den Küchentisch an, während Lassie seinen Koffer neben der Tür beschnüffelte. »Musst du wirklich weg?«
»Ja«, erwiderte Davy. »Ich nutze die Gelegenheit und fahre mit Leo zurück, aber schließlich kommen wir beide ja Freitag wieder, also guck nicht so traurig.«
»Ich gucke nicht traurig«, widersprach Sophie, und Amy sagte: »Klar, geh schon, lass uns nur allein.« In diesem Moment klingelte das Telefon, und als Sophie abnahm, war es Brandon.
»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte er sich. »Amy hat mich angerufen und mir erzählt, dass du in einen Fluss gefallen bist. Ich denke, es wäre das Beste, wenn ich zu euch runterkomme.«
Sophie bedachte Amy, die aufmerksam die Zimmerdecke musterte, mit einem wütenden Blick. Nein, du solltest nicht herkommen. »Es geht mir gut. Brandon, bitte ruf mich nicht mehr an. Ich weiß deine Aufmerksamkeit zu schätzen, aber-«
»Sophie, ich habe sehr viel nachgedacht, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du nach Hause kommen solltest«, unterbrach sie Brandon. »Ich habe erkannt, dass du das Bedürfnis verspürst, deinen Ärger mit diesem Mann zu verarbeiten -«
»Brandon, du bist ein wunderbarer Mensch«, sagte Sophie. »Du hast eine Frau verdient, die dich vorbehaltlos liebt, und nicht eine, die dich nur mag, weil sie sich bei dir sicher aufgehoben fühlt. Ich -«
»Sicherheit ist ein bleibender Wert«, entgegnete Brandon. »Die Art von Leidenschaft, von der du sprichst, allerdings nicht. Ein Jahr, nachdem du diesen Mann geheiratet hast -«
»Wir werden nicht heiraten«, fiel ihm Sophie ins Wort und studierte eingehend die hübschen Äpfel auf der Tapete. »Er meint es nicht ernst mit mir.«
»Jemand sollte diesem Kerl in den Arsch treten«, mischte Davy sich ein, und Amy fragte: »Wen, Phin oder Brandon?«
»Beiden«, erwiderte Davy grimmig. »Ihr zwei habt einen lausigen Männergeschmack.«
Als sich das Schweigen am anderen Ende der Leitung immer mehr in die Länge zog, fragte Sophie nach: »Brandon, bist du noch dran?« Er antwortete: »Du hast etwas Besseres verdient, Sophie.«
»Ich weiß.« Sophie musste schlucken. »Ich arbeite dran. Aber -«
»Sophie, ich denke, Amy hat Recht. Du solltest zurückkommen und -«
»Brandon, ich muss jetzt Schluss machen«, unterbrach Sophie ihn. »Es tut mir Leid. Leb wohl.«
Sie legte auf und wandte sich an Amy: »Wag ja nicht, ihn noch einmal anzurufen. Halte dich aus meinem Leben raus.«
»Wenigstens liebt er dich«, rechtfertigte sich Amy. »Er ist zwar langweilig, aber zuverlässig. Der Bürgermeister allerdings -«
»Einspruch«, fiel Davy ihr ins Wort. »Ich stimme für ihn. Lass uns jetzt lieber über die Dummheit einer Dempsey diskutieren, die sich mit einem Cop einlässt.«
»Ich habe mich auf gar nichts eingelassen«,
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