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Die Naschkatzen

Die Naschkatzen

Titel: Die Naschkatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
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lese. Und ich frage noch einmal, warum sollten Sie bei Oralsex für Ihren Orgasmus verantwortlich sein?«
    Sophie richtete sich ein wenig auf. Sein Tonfall klang sachlich, was man von dem Gegenstand seiner Frage allerdings nicht behaupten konnte. »Ich glaube nicht, dass ich darüber diskutieren möchte.«
    »In Ordnung.«
    Sophie plantschte mit ihren Füßen im Fluss und versuchte, an etwas anderes zu denken. Mit Phineas T. Tucker über Oralsex zu sprechen war nichts, was eine kluge Frau tun würde. Wenn man mit Männern über Sex redete, nahmen sie es häufig als Zeichen, dass man welchen haben wollte. Und wo würde das hinführen? Schnell begrub sie diesen Gedanken, nur, um wieder bei seiner Frage zu landen.
    Natürlich wollte sie für ihren Orgasmus selbst verantwortlich sein. Sie war eine unabhängige Frau, die ihr Leben im Griff hatte. Sie würde sich nicht irgendeinem Mann an den Hals werfen und selbstsüchtig von ihm verlangen, dass er sie befriedigte, während sie einfach dalag und sich dem Genuss hingab. Nein, das war auch nicht richtig.
    »Weil ich nicht davon abhängig sein will, dass mir irgendjemand das gibt, was ich will«, erklärte sie, woraufhin Phin den Kopf drehte, um sie anzusehen. »Dann wäre ich nur eine dieser klammernden Frauen wie Virginia Garvey oder Georgia Lutz, die nur auf Männer warten, die für sie sorgen, und dann enttäuscht sind, wenn sie das nicht tun. Wenn ich selbst die Verantwortung übernehme, kann mich außer mir selbst niemand enttäuschen. Dann habe ich alles unter Kontrolle.«
    »Und das sehen Sie als Fortschritt an.«
    »Es gibt einem Macht«, meinte Sophie unsicher. Die Wirkung des Rums ließ langsam nach, ebenso wie die stimmungsvolle Atmosphäre des Flusses. Das Wasser rauschte zwar immer noch klangvoll und fühlte sich gut an, aber der Fischgestank wurde deutlicher wahrnehmbar. Die Realität gewann wie üblich kurz vor dem schönsten Augenblick die Oberhand.
    »›Macht‹.« Phin klang nicht sonderlich beeindruckt.
    »Nun, das ist immerhin besser, als sich zurückzulehnen und auf das Beste zu hoffen.« Sophie plantschte mit den Füßen im Wasser.
    »Haben Sie das schon mal ausprobiert?«, wollte Phin wissen.
    Immer noch spielte Sophie mit den Beinen im Wasser. »Darüber will ich nicht sprechen.«
    »Okay«, sagte Phin und blickte wieder in den Sternenhimmel.
    Die Wellen, die sie plätschernd aufwirbelte, ruinierten die friedliche Stimmung des Flusses, also hörte sie damit auf und ließ das Wasser an ihren Knöcheln ruhig vorbeifließen. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis sie an nichts anderes mehr denken konnte als an Phin, der ausgestreckt hinter ihr lag. So attraktiv war er nun auch wieder nicht. Er ging ihr auf die Nerven. Wahrscheinlich hielt er sie für verklemmt, nur weil sie unabhängig war. Er wusste nicht einmal, wovon er sprach. Ihr Herz schlug schneller, je mehr sie an ihn dachte.
    »Sex ist sowieso nicht so wichtig«, sagte sie hochtrabend. »Die Beziehung ist das, was zählt, und um Beziehungen muss man sich bemühen.« Er schwieg, sodass sie fortfuhr, um die Stille zu füllen. »Ich meine, natürlich hört es sich gut an, einfach einem anderen alles zu überlassen, aber so funktioniert es im wahren Leben nicht.«
    Diese Tatsache ärgerte sie erstaunlicherweise, und sie war ziemlich sicher, dass der Rum ihre Wahrnehmung trübte, aber es hätte tatsächlich ihr eigenes wahres Leben sein können.
    »Das hängt davon ab, welche Version des wahren Lebens Sie zu Grunde legen«, meinte Phin.
    »Nun, in meiner Version muss man ständig auf der Hut sein, und man bekommt nichts geschenkt«, sagte Sophie giftig. »Insbesondere keine Orgasmen.«
    »Dann müssen Sie eine andere Version kennen lernen.«
    Sophie raubte es den Atem, während sich die Stille erneut in die Länge zog. Sollte er ruhig einen Annäherungsversuch machen, sie wusste sich zu wehren. Sie würde sich einfach umdrehen, in dieses attraktive Gesicht und auf diesen noch verführerischen Körper schauen und ›Nein‹ sagen. Wer glaubte er denn, wer er war? Sie wusste jedenfalls mit Sicherheit, wer sie war, und zwar keine dieser Frauen, die »Komm her«, flüsterte Phin, und Sophie spürte seine Stimme in der Magengrube.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du hast doch nichts zu verlieren«, sagte er. »Übermorgen bist du fort, und wir werden uns nie wieder sehen. Dies ist deine einmalige Gelegenheit, selbstsüchtig zu sein. Lass zur Abwechslung einmal jemand anders sich um dich kümmern.« Sie

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