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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geschickt sein.
    Der Klang der Glocken und der Schatten ihrer geweihten Kirche sollten das Böse fernhalten. Und da mehr und mehr Menschen daran glaubten,
war
es inzwischen so. Avalon war nur noch ein Traum, der in einer beinahe unzugänglichen anderen Welt dahintrieb. O ja, sie konnte die Nebel immer noch rufen… aber nicht hier, wo der Schatten des Kirchturms über dem Wasser lag und das Lärmen der Glocken ihr Herz mit Entsetzen erfüllte. Sie saßen am Seeufer in der Falle!
    Morgaine sah, wie ein Boot von der Insel der Priester ablegte. Artus war erwacht und hatte das Fehlen der Scheide bemerkt. Man verfolgte sie!
    Sollte er ihr folgen, so gut er konnte! Es gab andere Wege nach Avalon, wo der Schatten der Kirche den Zugang nicht versperrte. Schnell stieg Morgaine auf ihr Pferd und ritt am Seeufer entlang. Irgendwann würde sie die Stelle erreichen, wo sie zumindest im Sommer die Nebel durchdringen konnte – der Platz, an dem sie und Lancelot einst die verirrte Gwenhwyfar gefunden hatten… Es war ein Sumpfgebiet, und sie konnte Avalon auf der Rückseite des Berges erreichen.
    Sie wußte, die kleinen dunklen Männer rannten hinter ihrem Pferd her, um sie zu schützen. Wenn nötig, konnten sie einen halben Tag lang so rennen. Jetzt hörte sie das Getrappel von Pferden… sie wurde verfolgt. Artus war ihr dicht auf den Fersen, und mit ihm ritten Bewaffnete. Sie stieß ihrem Pferd die Fersen in die Flanken. Aber es war ein Zelter und kein schnelles Jagdpferd… Sie glitt vom Pferd.
    »Verteilt euch«, flüsterte sie den Männern zu. Einer nach dem anderen schien mit Bäumen und Nebel zu verschmelzen… wenn es sein mußte, konnten sie sich wie Schatten bewegen, und kein Mensch fand sie, wenn sie nicht gefunden werden wollten. Morgaine umklammerte die Scheide und rannte am Seeufer entlang. Im Geist hörte sie Artus' Stimme und spürte seinen Zorn.
    Er hatte Excalibur bei sich. Sie spürte es wie ein großes Glänzen… das Heilige Schwert von Avalon… aber die Scheide würde Artus nie wieder tragen. Morgaine hob sie mit beiden Händen über den Kopf, warf sie mit aller Macht weit in den See hinaus und sah, wie sie im tiefen, unergründlichen Wasser versank. Kein Mensch konnte sie je wieder zurückholen. Sie würde auf dem tiefsten Grund des Sees liegen, bis Leder und Samt zerfielen, bis Silber und Gold sich verfärbten und die hineinverwobenen Zauber auf immer von der Welt verschwanden.
    Artus verfolgte sie mit dem blanken Schwert… aber sie und ihre Begleiter waren verschwunden. Morgaine versenkte sich in Schweigen, wurde Teil von Schatten und Baum, als sei ein Teil ihres Wesens zur Fee geworden. Solange sie reglos dort stand, eingehüllt in das Schweigen einer Priesterin, konnte kein Sterblicher auch nur ihren Schatten sehen… Artus rief nach ihr.
    »Morgaine! Morgaine!« Er rief noch ein drittes Mal laut und zornig ihren Namen. Aber die Schatten blieben stumm. Er ritt im Kreis – einmal kam er ihr so nahe, daß Morgaine den Atem seines Pferdes spürte. Schließlich rief er verwirrt und erschöpft seine Begleiter. Sie fanden ihn schwankend im Sattel, und durch seine Verbände sickerte das Blut. Sie führten ihn auf dem Weg zurück, auf dem sie gekommen waren.
    Morgaine hob die Hand, und die Geräusche von Vögeln, Wind und Bäumen kehrten wieder in die Welt zurück.
    Morgaine erzählt…
    In späteren Jahren erzählte man sich, ich hätte die Scheide durch Zauberei an mich gebracht. Nach dieser Geschichte verfolgte Artus mich mit hundert
    Rittern, und auch mich beschützten hundert Feenritter. Als Artus näher kam, verwandelte ich mich und meine Männer in Ringsteine… eines Tages wird man das sicher noch weiter ausschmücken und sagen, danach hätte ich meinen Wagen mit den geflügelten Drachen gerufen und sei ins Feenreich geflogen. Aber so war es nicht. Die Erklärung ist einfach. Das Kleine Volk kann sich im Wald verbergen und eins werden mit Bäumen und Schatten. Wie ich in Avalon gelernt hatte, wurde ich an diesem Tag eine von ihnen.
    Nachdem Artus'
Ritter ihn beinahe ohnmächtig von der langen Verfolgung und den aufgebrochenen Wunden nach Glastonbury zurückbrachten, verabschiedete ich mich von den Männern aus Avalon und ritt nach Tintagel. Aber als ich die Burg erreichte, war es mir gleichgültig, was man in Camelot tat, denn ich lag lange Zeit sterbenskrank.
    Selbst heute weiß ich nicht, was mir fehlte. Ich weiß nur, daß der Sommer verging, und die Blätter von den Bäumen fielen, während ich im

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