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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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überlassen, wenn Artus nicht mehr lebt?«
    Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten erregt miteinander. Morgause wußte, sie hatten nicht nur ihre Anwesenheit vergessen, sondern auch, daß es sie überhaupt gab.
    »Oh, ich dachte, du liebst die Sachsen so sehr«, knurrte Gareth wütend. »Würdest du dich nicht freuen, wenn sie an die Macht kämen?«
    »Nein, hör mir doch zu«, rief Gwydion wutentbrannt. Aber Gareth packte ihn wieder und sagte: »Bald wird dir der ganze Hof zuhören, wenn du nicht leise sprichst… Artus läßt dich nicht aus den Augen, seit Niniane hier ist. Vielleicht ist der König nicht der einzige, der auf seine Frau aufpassen sollte, oder…«
    »Sei still!« fuhr Gwydion ihn an und befreite sich aus seinem Griff.
    Artus rief ihnen zu: »Worüber streiten sich meine treuen Vettern von Lothian? Ich möchte Frieden in meiner Halle! Kommt, Gawain, König Ceardig möchte Euch gerne ein paar Rätsel aufgeben!«
    Gawain erhob sich, und Gwydion sagte leise zu ihm: »Ich habe ein Rätsel für dich… Wenn ein Mann sich nicht um sein Eigentum kümmert, was tun dann die anderen, die sich dafür interessieren?«
    Gawain stapfte davon und tat, als habe er nichts gehört. Niniane beugte sich zu Gwydion und sagte: »Laß es gut sein. Hier gibt es zuviele Augen und Ohren. Du mußt dich gedulden, bis deine Saat aufgeht. Sprich jetzt mit ein paar anderen Rittern. Glaubst du, ihr seid die einzigen, die
das
gesehen haben…?«
    Sie machte eine kleine Bewegung mit dem Ellbogen. Morgause blickte in die angedeutete Richtung und sah, daß Gwenhwyfar und Lancelot sich über ein Spielbrett auf ihrem Schoß beugten. Ihre Köpfe berührten sich beinahe.
    »Ich glaube, es gibt viele, die denken, daß Artus' und Camelots Ehre auf dem Spiel stehen«, murmelte Niniane. »Du mußt nur ein paar finden, die weniger… voreingenommen… sind als deine Ziehbrüder aus Lothian.«
    Aber Gwydion sah Gareth zornig an. »Lancelot«, knurrte er, »immer nur Lancelot!« Morgause blickte von Gwydion zu Gareth, ihrem jüngsten Sohn, und sie dachte an das kleine Kind, das mit einem rot und blau bemalten Ritter spielte, den es Lancelot nannte. Dann dachte sie an Gwydion, der einst wie ein kleiner Hund hinter Gareth hergelaufen war.
    Gareth ist sein Lancelot,
dachte sie.
Was soll daraus werden?
Aber die Beunruhigung wurde von ihrer Bosheit verdrängt.
Es ist Zeit,
dachte sie,
daß Lancelot zur Rechenschaft gezogen wird für alles, was er angerichtet hat.
    Niniane stand auf der Anhöhe von Camelot und blickte auf die Nebelwolken hinunter, die den Hügel einhüllten. Sie hörte Schritte hinter sich und fragte, ohne sich umzuwenden: »Gwydion?«
    »Wer sonst?« Der Ritter umschlang sie und preßte sie fest an sich. Niniane drehte ihm ihr Gesicht zu und küßte ihn. Ohne sie loszulassen, fragte er: »Küßt Artus dich auch so?«
    Sie befreite sich aus seinen Armen und fragte: »Bist du auf den König eifersüchtig? Du hast mir doch aufgetragen, sein Vertrauen zu erringen.«
    »Artus besitzt bereits mehr als genug von dem, was mir gehört…«
    »Artus ist ein Christ… ich glaube, mehr muß ich nicht sagen«, erwiderte Niniane. »Und du bist mein Geliebter. Aber ich bin Niniane von Avalon, und ich bin keinem Mann auf dieser Erde Rechenschaft schuldig über das, was mir gehört… ja, mir und nicht dir. Ich bin keine Römerin und erlaube keinem Mann mir vorzuschreiben, was ich mit dem tue, was die Göttin mir gab. Und wenn dir das nicht gefällt, Gwydion, werde ich nach Avalon zurückkehren.«
    Gwydion lächelte, und ihr gefiel dieses zynische Lächeln überhaupt nicht. »Wenn du den Weg dorthin findest«, sagte er. »Es könnte dir schwerfallen, dorthin zurückzukommen.« Die Bosheit verschwand aus seinem Gesicht, und er ergriff sanft ihre Hand. »Mir ist es gleichgültig, was Artus mit der Zeit anfängt, die ihm noch bleibt. Er mag wie Galahad noch seine großen Augenblicke haben, denn danach wird es lange Zeit nichts mehr für ihn geben.« Er starrte auf das wogende Nebelmeer hinunter. »Wenn der Nebel sich auflöst, werden wir vielleicht Avalon von hier aus sehen… und die Dracheninsel.« Er seufzte und sagte: »Wußtest du… daß die Sachsen inzwischen in diese Gegend vordringen und auf der Dracheninsel Hirsche jagen, obwohl Artus es verboten hat?«
    Niniane erklärte zornig: »Das muß ein Ende haben. Der Ort ist heilig, und die Hirsche…«
    »Und das Kleine Volk, dem die Hirsche gehören. Aber der Sachse Aedwin hat ein

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