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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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musste die des Rotelben sein - wieder in seinem Kopf. Du allein kannst uns nichts anhaben. Sei froh, dass dir dein Leben bleibt!
    Den pochenden Schmerz, der seinen Schädel erfüllte, niederkämpfend, hob Albin den Kopf und blickte auf den See. Der Rotelb hielt ein Paddel wie eine Keule in Händen. Damit hatte er Albin niedergestreckt. Die anderen Nebelkinder in dem Boot benutzten ihre Paddel in der vorgesehenen Weise und der Einbaum glitt vom Steg weg, zurück in den Nebel. Die beiden anderen Boote machten ebenfalls kehrt. Gerswind lag zusammengekauert zwischen den Elben und rührte sich nicht. Was hatten die verfluchten Zwerge mit ihr gemacht?
    Ein Gefühl der Befriedigung senkte sich auf Albin.
    Es war nicht seine Empfindung. Er spürte fremde Gefühle, hörte fremde Gedanken: Der Plan war gut und der Streich war leicht! Die törichten Wachen schlagen sich den Bauch voll, während das Mädchen alkin mit diesem Jungen am See sitzt.
    Ein Schatten fiel kurzzeitig auf Albin, als eine große Gestalt über ihn hinwegsprang. Es war Arne, der größere der beiden Nordmänner. Für einen Augenblick flog er durch die Luft, bevor er ins Wasser klatschte, direkt fteben dem letzten der drei Elbenboote. Er schlug gegen den Einbaum, der dadurch kenterte. Auch Arwed war über den Steg gehastet und sprang ins Wasser, wo er und sein Bruder sich mit den Elben aus dem umgestürzten Boot herumbalgten.
    Was die Nordmänner den Nebelkindern an Körpergröße und Kraft voraushatten, machten die fünf Elben durch ihre Überzahl und eine unglaubliche Gewandtheit wett. Immer wieder entschlüpften sie den muskulösen Armen der bärtigen Krieger, tauchten unter ihnen weg und schössen im Rücken der Wikinger aus dem Wasser, um sie mit Keulen oder Dolchen zu attackieren.
    Eine Klinge bohrte sich in Arweds Hals. Seine Bewegungen erlahmten und er sackte krafdos zusammen. Wutschnaubend warf sich der Bruder des Verwundeten mit erhobener Axt auf den Elb, der den blutigen Dolch in der Rechten hielt. Der Hieb spaltete den Elbenschädel und rundum färbte sich das aufgewühlte Wasser rot. Ehe Arne seinem reglos im See treibenden Bruder zu Hilfe eilen konnte, fielen die übrigen vier Nebelkinder über ihn her.
    Vom Auftauchen der drei Boote an war alles mit solcher Schnelligkeit vonstattengegangen , dass Albin Mühe gehabt hatte, dem Geschehen zu folgen. Die schmerzhaften Nachwirkungen des Schlags, den der Rotelb ihm versetzt hatte, übten eine betäubende Wirkung auf ihn aus. Er fühlte sich unendlich schwer und müde, sehnte sich nach Ruhe. Trotzdem stemmte er sich hoch und wankte zum Ende des Stegs, wo er sich ins Wasser fallen ließ. Der verletzte Arwed brauchte dringend Hilfe. Albin war ein guter Schwimmer, hatte sich von klein auf darin geübt. Trotz seines schmerzenden Kopfes wollte er dem Nordmann beistehen.
    Im See löste sich die lähmende Schwere von seinen Gliedern. Das kalte Wasser weckte seine Lebensgeister. Die Bewegungen fielen ihm leichter und er hielt mit kräftigen Schwimmzügen auf Arwed zu, während rechts von ihm Arne mit den Nebelkindern rang. Aber bevor er den Verwundeten erreichte, verschwand dieser im See.
    Albin hielt die Luft an und tauchte Arwed hinterher. Schließlich ertasteten seine Hände das Gewand des Nordmannes und krallten sich darin fest. An Land hätte er den schweren Klotz von einem Mann kaum von der Stelle bewegt, aber im Wasser war es leichter. Langsam, Stück für Stück, zog Albin ihn nach oben. Er musste sich beeilen: Seine Luft wurde knapp, ein starkes Stechen erfüllte seine Lungen.
    Er glaubte schon, die Lungen würden platzen, als sein Kopf endlich aus dem Wasser stieß. Gierig schnappte er nach Luft, ein wenig zu hastig. Er schluckte Wasser, das er hustend und prustend wieder hervorwürgte. Mit den Füßen wie eine Ente paddelnd, hielt er Arweds Schultern und Kopf sorgsam über Wasser.
    »Hierher!«, hörte er einen lauten Ruf. »Komm mit dem Nordmann zum Steg!«
    Dort stand Grimald mit den anderen Wachen. Mit besorgten Mienen sahen die Soldaten auf den See hinaus.
    Rückwärts schwamm Albin in ihre Richtung, die Schwimmbewegungen nur mit den Beinen ausführend. Die Arme hatte er um den schweren Nordmann geschlungen, den er mühsam mit sich zog. Albins Kräfte ließen nach. Seine Muskeln schmerzten, als wollten sie zerreißen. Mehrmals wäre Arwed ihm um ein Haar weggesackt. Kurz vor dem Steg klatschte etwas neben Albin ins Wasser. Ein Seil. Er führte es unter Arweds Schultern durch und die Soldaten

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