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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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deiner Hütte vorbei.«
    Der Köhler winkte ab. »Gar nicht mehr oft, früher waren es mehr. Ich sagte doch, dass ich lange keine Mischler mehr gesehen habe.«
    »Dann hattest du länger keine Gäste?«
    »Du hast es erraten.«
    »Seltsam«, murmelte Findig und legte die Stirn in Falten. »Wirklich seltsam.«
    »Wieso?«
    »Wir hörten von einer Gruppe Rotelben, die kurz vor uns ins Tal gekommen sein sollen. Von dir hofften wir, mehr über sie zu erfahren.«
    Das schwärzliche Gesicht des Köhlers nahm einen abweisenden, misstrauischen Ausdruck an. »Warum?«
    »Es gibt nicht mehr viele Rotelben. Und die, die man hin und wieder trifft, kommen weit herum. Wir haben schon oft gute Tauschgeschäfte mit ihnen gemacht.«
    »Ach so«, brummte Joder und entspannte sich wieder. »Schade auch, dass du nichts von den Rotelben gehört hast«, fuhr Findig fort. »Ein Hinweis auf sie wäre uns ein besonderes Geschenk wert gewesen.«
    Joder beugte sich zu ihm vor. »Noch ein Geschenk, wirklich? An was hattet ihr da gedacht?«
    Findig kroch in einen dunklen Winkel der Hütte, wo die Mischler ihr Gepäck abgeladen hatten, und wühlte in den Säcken herum. Als er zurückkehrte, hielt er einen Dolch samt Scheide in Händen. Beides war mit eingelegten Golddrähten verziert, was die Waffe zu einem sehr wertvollen Gegenstand machte. Die Augen des Köhlers klebten an dem Dolch wie eine Fliege im Netz der Spinne. Wäre Findig nach draußen gelaufen, um die Waffe in die Glut eines der Meiler zu werfen, wäre Joder vermutlich hinterher gesprungen.
    »Ich glaube, jetzt erinnere ich mich an die Rotköpfe«, sagte der Schwarzelb, während er die kostbare Waffe anstarrte. »Ich hatte es vergessen, weil sie nicht bei mir gerastet haben. Sie zogen tiefer ins Tal hinein.«
    »Aber du hastsie gesehen?«, wollte Findig wissen.
    »Selbstverständlich, ich habe sie sogar kurz gesprochen.«
    »Ich weiß nicht, ob es die sind, die wir suchen.« Findig legte einen übermäßig betonten Zweifel in seine Stimme. »Vielleicht bist du den falschen Rotelben begegnet.«
    »Woher soll ich das wissen?« schnappte Joder ein wenig erbost.
    »Wir hörten, die Rotelben, die einen großen Vorrat an Tauschwaren mit sich führen, sollen in Begleitung einer Menschin sein.«
    »Ja, die war bei ihnen! Jetzt weißt du es ganz genau und kannst mir den Dolch geben, Mischler.«
    Albin sah Gerswinds Gesicht vor sich, ein wenig undeutlich, aber doch so, dass er Graf Guntrams Tochter sofort erkannte. Kummer und Erschöpfung zeichneten ihre Züge. Es waren Joders Gedanken, die er sah. Joder war einer abgerissenen Gerswind begegnet, deren Hände mit Stricken gefesselt waren. Furcht und Wut packten den Findling angesichts Gerswinds schlimmer Lage. Aber zumindest wusste er jetzt, dass sie vor ein paar Tagen noch gelebt hatte. Er konnte nicht mehr als hoffen, dass ihre Situation sich nicht verschlechtert hatte.
    »Du hast sie also gesehen, Joder«, stellte Findig fest und stieß einen befriedigten Seufzer aus. »Wohin genau wollten die Rotelben?«
    Das Anditz des Köhlers wirkte wieder verschlossen, und in abweisendem Tonfall schnarrte er: »Das haben sie mir nicht gesagt.«
    Albin spürte, dass der Schwarzelb mehr wusste. Er konzentrierte sich auf die Gedanken des Köhlers und sah etwas Seltsames: Höhlen, deren Wände aus Eis statt aus Felsen bestanden. Inmitten des Eises aber brodelte ein heißer See, ein ins Riesenhafte vergrößertes Abbild jenes Heißwasserlochs, in das Albin seinen verstauchten Fuß gehalten hatte. Ein ungewöhnlicher Ort, falls es ihn überhaupt gab. Vielleicht war dies nur die Mauer, mit der Joder seine wahren Gedanken abschottete. Während Albin noch darüber grübelte, verschwanden die Bilder der Eishöhlen und des Sees.
    Findig gab Joder den ersehnten Dolch und versicherte ihm, er sei den Mischlern eine große Hilfe gewesen.
    Nach dem Essen, als der Köhler hinausgegangen war, um nach seinen Meilern zu sehen, sagte Findig mit gedämpfter Stimme: »Als ich unseren Gastgeber nach dem Aufenthaltsort der Rotelben fragte, drängte sich mir ein bestimmtes Bild auf. Hat noch jemand es gesehen?«
    Nur Albin meldete sich und erzählte von den Höhlen und dem See.
    »Die Eishöhlen und der Feuersee, ich habe mich also nicht getäuscht«, stellte Findig zufrieden fest. » Vermutlich haben die Rotelben Joder nach dem Weg gefragt.«
    »Du kennst den Ort?«, fragte Albin.
    »Ich kenne ihn. Ein schwer zugängliches Höhlensystem am Rande von König Amons Reich. Der

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