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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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für ausreichendes Licht. Der Boden war mit Fellen bedeckt. Krüge und Schalen wiesen darauf hin, dass hier häufig Mahlzeiten abgehalten wurden. Zwei nur teilweise sichtbare Gestalten lagen auf den Fellen und schienen zu schlafen. Ein leises Schnarchen war zu hören. Ein rothaariger Elb hockte dem Mädchen gegenüber, dessentwegen Albin, Findig und die Mischler alle Mühen auf sich genommen hatten.
    Beim Anblick Gerswinds schlug Albins Herz schneller. Am liebsten wäre er aufgesprungen, zu ihr gelaufen und hätte sie in die Arme geschlossen. Sie trug ein einfaches dunkles Kleid und ihr Haar fiel lang und ohne jeglichen Schmuck über ihre Schultern. Und doch war sie auch jetzt das schönste Mädchen, das Albin je erblickt hatte. Gerswind war so nah! Und es schien so einfach, sie zu befreien. Nur drei Wächter, von denen zwei auch noch schliefen.
    Ja, das wundert mich auch, vernahm er Findigs Gedanken. Beunruhigend, dass die Rotelben eine so wichtige Gefangene mit nur drei Bewachern zurücklassen.
    Weshalb beunruhigend ?, wollte Albin wissen, der froh darüber war, dass nicht mehr Krieger auf Gerswind aufpassten.
    Weil es bedeutet, dass die übrigen Rotelben mit etwas Wichtigem beschäftigt sind. Nach allem, was wir über sie wissen, dürfte das nichts Erfreuliches sein.
    Albin hob die Hände zu einer gleichmütigen Geste. Wir sollten die gute Gelegenheit ausnutzen!
    Findig schob sich hinter dem Felsen hervor. Bin schon dabei. Bleib vorerst hier und halt dich für den Notfall bereit.
    Er schlich in gebückter Haltung an der Felswand entlang, bis er sich im Rücken des Rotelben befand, der Gerswind gegenübersaß. Die Gefangene und ihr Bewacher waren in ein Spiel vertieft, das zwischen ihnen stand. Laudos glitt Findig auf den Wächter zu. Als Gerswind den Braunelb bemerkte, sah sie irritiert vom Spielbrett auf.
    Das genügte, um den Rotelb zu warnen. Flink sprang er auf und wirbelte herum, eine seltsame Waffe in den Händen. Der armlange Stil war an einem Ende mit einer sichelförmigen Klinge und am anderen mit einer doppelten Axtklinge versehen. Der Rotelb sprang auf Findig zu und ließ seine Waffe mit solcher Schnelligkeit vor sich kreisen, dass Albins Augen den beiden Klingen kaum folgen konnten. Gleichzeitig stieß der Wächter schrille, fremdartig klingende Schreie aus und die beiden anderen Rotelben sprangen ebenfalls hoch. Wenige Augenblicke später war Findig von den drei Gegnern umzingelt.
    Auch die beiden, die eben noch geschlafen hatten, hielten dem Eindringling drohend ihre Waffen entgegen. Der eine ein Schwert, dessen Klinge sich in der Mitte spaltete und in zwei getrennten Spitzen auslief. Der andere einen Speer mit drei gezackten Spitzen, ähnlich den Waffen der Mischler.
    Findigs einzige Waffe, sein Dolch, nahm sich dagegen fast lächerlich aus. Der Braunelb ließ sich von der Übermacht nicht erschrecken. Er drehte sich um die eigene Achse und behielt so alle drei Gegner im Auge. Wurden die Rotelben dadurch eingeschüchtert? Plötzlich sprangen sie mit erschrockenen Gesichtern zurück und starrten ängstlich auf den Felsboden.
    Die Felle dort verwandelten sich in lebendige Wesen. Bestien, wie Albin sie noch niemals erblickt hatte, erhoben sich und wandten sich gegen die Rotelben. Eine ganze Meute jener Kreaturen, die halb Bären, halb Raubkatzen waren, drängten die Nebelkinder zurück. Sie schnappten nach den Rotelben und entblößten dabei Furcht erregende Gebisse mit langen, scharfen Zähnen. Aus den geifernden Mäulern der Untiere wuchsen mächtige Hauer, noch viel größer als die von Wildscheinen.
    Auch Gerswind war entsetzt zurückgewichen. In einer Mischung aus Unglauben und Furcht starrte sie auf die wolfsgroßen Ungeheuer. Fast wäre Albin zu ihr gelaufen, um sie gegen die unheimlichen Bestien zu verteidigen. Nur die Unmöglichkeit der ganzen Situation ließ ihn zögern.
    Gerswind und die Rotelben konnten doch nicht die ganze Zeit auf diesen Wesen geruht haben! Auf einmal verschwammen die Konturen der Bestien, wurden ihre Leiber durchsichtig. Albin hatte erkannt, dass die Ungeheuer gar nicht existierten, dass sie ein Trugbild waren, geschaffen von Findig, um die Rotelben einzuschüchtern.
    Der Rotelb, der zuvor mit der Gefangenen gespielt hatte, rief laut: »Elbentrug! Der Braunelb will uns reinlegen, als seien wir dumme Menschen. Durchschaut das Blendwerk, Brüder, die Raubtiere sind nur eine Täuschung!«
    Jetzt schienen es auch die beiden anderen Rotelben zu bemerken. Findigs List hatte

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