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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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kümmern uns die Zwistigkeiten der Menschen, solange sie unter sich bleiben«, antwortete Durin gut gelaunt. »Lasst sie sich gegenseitig verfolgen und umbringen, umso weniger Arger bereiten sie uns!«
    »Das stimmt nicht«, rief Albin laut und ließ das Tablett mit Fischpasteten fallen. »Wir leben zwar abseits der Menschen, aber nicht weit genug von ihnen entfernt, dass ihr Treiben uns gleichgültig sein dürfte.«
    »Was faselt der Diener?«, entfuhr es Amon. Und Amura fragte: »Wer ist das?«
    »Ich bin Albin, Sohn des Königs Alwis. Und ich fordere Durin, der seinen König verraten und ermordet hat, auf, die unrechtmäßig und gewaltsam errungene Königswürde niederzulegen!«
    Durch die Reihen der Höflinge, die an dem Mahl teilnahmen, ging ein Raunen, das sich bald in lautes Geschrei verwandelte. Der Vorfall war ungeheuerlich, und zu unglaublich schien das, was Albin behauptete. Durin erholte sich schnell von seiner Uber- raschung. Er stand von seinem Lager auf und sagte laut: »Das ist ein Elb, der bei den Menschen im Kloster aufwuchs. Er ist in die Grafentochter vernarrt, die auf ihre Hinrichtung wartet. Gestern noch hat er mich um Hilfe für sie gebeten. Nachdem ich das ablehnte, um unser Volk nicht unnütz zu gefährden, hat er sich wohl diesen Auftritt ausgedacht, um Aufmerksamkeit zu erringen. - Wachen, schafft mir den Hochverräter aus den Augen!«
    Sofort wollten sich die Wächter auf Albin stürzen.
    Doch sie wichen vor der Feuerwand zurück, die plötzlich rings um den Findling aufflackerte. Es war ein Feuer ohne echte Flammen und ohne Hitze.
    Findig, der für dieses Trugbild verantwortlich war, trat neben Albin und sagte: »Mein Name ist Findig. Die meisten von euch kennen mich oder haben von mir gehört. Ich gebe euch mein Wort darauf, dass Albin die Wahrheit spricht. Ich selbst brachte ihn damals zu den Mönchen am Mondsee, um Alwis' jüngsten Sohn vor den Nachstellungen des Königsmörders Durin zu schützen.«
    Durin bedachte Findig mit bösen Blicken und zischte: »Verräter, dafür werde ich dich bestrafen!«
    »Wofür?«, fragte Findig scheinheilig. »Für das, was ich eben sagte? Oder für das, was ich damals tat?«
    Durin wollte etwas erwidern, verbiss sich die Worte aber im letzten Augenblick. Er hatte erkannt, dass er sich beinahe bloßgestellt hätte. Er atmete tief durch und sagte dann: »Niemand hier im Saal wird den haltlosen Vorwürfen zweier dahergelaufener Strolche glauben.«
    »Aber sie sagen die Wahrheit«, kam es da von Egin und er erzählte in knappen Worten seine Geschichte.
    Albin sah den Höflingen an, dass sie an König Durins Worten zu zweifeln begannen. Da stürmte ein großer Trupp von Durins Garde, angeführt von Hauptmann Gordo, in den Raum. Vielleicht hatte ein Höfling sie alarmiert oder Durin selbst hatte sie mit Hilfe seiner Elbenkräfte gerufen. Durin befahl seinen Soldaten, die drei Verräter in Ketten zu legen.
    »Nicht so schnell!«, rief Königin Amura und stellte sich schützend vor die drei. »Ich spüre eine starke Kraft von dem Jüngling namens Albin ausgehen. Er ist viel stärker, als ich es bei einem »dahergelaufenen Strolch< vermutet hätte. Vielleicht ist er wirklich königlicher Abstammung. Und wenn nicht, scheint er es doch wert zu sein, dass wir ihn anhören.«
    Während Gordo noch überlegte, ob er mit Gewalt gegen die Lichtelbenkönigin vorgehen sollte, liefen Rohon und seine Krieger aus dem versteckten Gang, in den Egin sie vor Anbruch der Morgendämmerung geführt hatte. Die verwinkelte Elbenburg mit ihren zahlreichen Saalfluchten, Innenhöfen und Durchgängen hatte es ermöglicht, unbemerkt an Durins Garde vorbeizukommen. Mit erhobenen Waffen bezogen die Rotelben Front vor Gordos Männern.
    Sundra stand neben ihrem Vater, eine ähnliche Zweiklingenwaffe mit Sichel und Doppelaxt in den Händen, wie einer von Gerswinds Bewachern sie benutzt hatte. Entschlossen und konzentriert blickte Sundra die Gardisten an und schien bereit, jederzeit von ihrer Waffe Gebrauch zu machen. Diese kriegerische Haltung stand in einem seltsamen Kontrast zu den weiblichen Formen, die sich deutlich unter ihrer eng anliegenden Lederkleidung abzeichneten. Trotz der angespannten Lage war Albin für einen kurzen Augenblick von dem eigenartigen Reiz gefangen, den die Rotelbin mit ihrer herben Schönheit ausstrahlte. Obgleich sein Herz für Gerswind schlug, fragte er sich, ob eine Elbin wie Sundra nicht besser zu ihm, einem Kind des Nebels, passte.
    »Die Rotelben!«,

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