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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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führte.«
    »Du magst viel wissen, Findig, aber längst nicht alles«, sagte Sundra trotzig. »Nicht nur Alwis hatte einen Nachkommen, auch Erko. Von ihm stammen mein Vater und ich ab. Mag sein, dass es keinen Rotelbenstamm mehr gibt. Aber es gibt uns noch, die Letzten der Rotelben. Und vielleicht schaffen wir es, dass es auch den Stamm eines fernen Tages wieder gibt. Dazu brauchen wir die Hilfe von Prinz Albin.«
    »Und wie soll ich euch helfen?«, fragte Albin, angesichts der unerwarteten Enthüllungen zwar noch verwirrt, aber auch von Neugier durchdrungen.
    Sundra erwiderte: »Willst du das meinen Vater nicht lieber selbst fragen?«
    Die Ähnlichkeit zwischen Sundra und ihrem Vater war nicht zu leugnen. Dieselben tiefen, großen Augen. Zum ersten Mal hatte Albin diese Augen auf der alten Fischerinsel gesehen, als Rohon und seine Gefährten Gerswind verschleppt hatten. Jetzt sah er sie wieder, im Lager der Rotelben, das nicht weit von Durins Burg lag, gut versteckt zwischen schroffen Felsklippen. Albin und Findig hatten Sundra begleitet, um endlich herauszufinden, welche Absichten die Rotelben hegten. Egin war in der Burg zurückgeblieben. Findig hatte ihm aufgetragen, alle, die insgeheim noch treu zum Geschlecht des Königs Alwis standen, still und leise zusammenzurufen. Etwas Bedeutendes bahnte sich an.
    Die Abenddämmerung hatte eingesetzt, als sie das Lager der Rotelben erreichten, und in den Felsen war es besonders finster. Ungefähr dreißig Nebelkinder, allesamt bewaffnete Krieger, hatten sich um ein Feuer versammelt, das sie bewusst klein hielten, um ihren Aufenthaltsort nicht zu verraten. Als die drei Wanderer sich näherten, sprangen die rothaarigen Elben auf und griffen nach den Waffen, aber Sundra sagte ihnen, dass keine Gefahr bestünde.
    Für die Rotschöpfe nicht, aber vielleicht für uns!, vernahm Albin Findigs Warnung. Sei auf alles gefasst und halte dich bereit, im Notfall schneller als eine Gämse über die Felsen zu springen!
    Rohon drehte sich zu Findig um und lächelte. »Ihr braucht keine Furcht zu haben. Ich sichere euch freies Geleit zu. Aber setzt euch doch zu uns, esst und trinkt mit uns. Ihr habt sicher viele Fragen an mich.«
    »Worauf du zehn Fässer Most aussaufen kannst«, versicherte Findig, als er und Albin sich am Feuer niederließen. »Wie sollen wir dich nennen? Rotelb? Rohon? Oder König Rohon?«
    »Rohon genügt. Es gibt mehr Rotelben, als ihr ahnt, aber noch sind wir nicht stark genug, dass ich mich mit Amon oder Amura gleichsetzen könnte.«
    »Du hast Durin vergessen«, meinte Findig.
    »Nicht vergessen, sondern mit Absicht nicht erwähnt. Wenn es nach mir geht, wird er nicht mehr lange König der Braunelben sein. Prinz Albin gehört auf den Thron!«
    Albin sah dem Anführer der Rotelben tief in die Augen. »Was liegt dir daran, mich auf Durins Thron zu setzen?«
    »Es ist dein rechtmäßiger Thron, nicht Durins«, sagte Rohon. »Aber es stimmt, ich will dir nicht uneigennützig zu deinem Recht verhelfen. Seit den Tagen, als die Nebelkinder aus dem Alten Land vertrieben wurden, sind die Rotelben schwach. Und die drei verbliebenen Elbenstämme unternehmen nichts, um uns zu stärken.«
    »Wofür sie gute Gründe haben«, fiel ihm Findig in die Rede. »König Erkos Schandtaten sind noch nicht vergessen.«
    Rohon seufzte. »Auch mich schmerzt, was mein Vorfahre dem Volk der Nebelkinder angetan hat. Aber auch was man nicht vergessen kann, sollte man eines Tages vergeben. Haben die Rotelben nicht genug gebüßt, über Generationen hinweg? Noch heute gelten wir als Verfemte, werden von keinem gemocht oder gar geachtet, werden allenfalls geduldet. Gebt uns eine Gelegenheit, um zu beweisen, dass unser Stamm dem ganzen Volk nutzen kann. Lasst uns wieder stark werden, ein gleichberechtigter Teil des Ganzen!«
    »Eine hübsche Rede«, urteilte Findig. »Aber sie erklärt nicht, wozu ihr Albin benötigt.«
    »Alle Nebelkinder benötigen ihn«, sagte Sundra, die sich trockene Kleider angezogen hatte und sich neben ihrem Vater ans Feuer setzte. Sie trug das Wams und die Hosen eines Kriegers, was ihre weibliche Anziehungskraft eher noch unterstrich. Sie wirkte stark und schön zugleich.
    »Meine Tochter spricht wahr.« Rohon nickte ihr zu.
    »Solange die Elbenstämme gespalten sind, haben auch wir Rotelben nur Misstrauen zu erwarten. Erst wenn die Schande von König Alwis' Ermordung getilgt ist, können unsere Stämme wieder zusammenwachsen. Dann können wir Rotelben hoffentlich zeigen,

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