Die Nebelkinder
ganzes Volk auszulöschen! Seit vielen Jahren durchstreife ich mit meinen wenigen Kriegern die Grenzen unseres Reiches, um die Elben vor Unheil zu bewahren. Und noch nie ist es mir so schwer gefallen wie bei dieser verwickelten Angelegenheit.«
»Wie edelmütig«, sagte Findig mit bitterem Spott.
»Nein, nicht edelmütig. Die Rotelben müssen beweisen, dass sie würdig sind, wieder unter die Elbenstämme aufgenommen zu werden. Deshalb wachen ich und die Meinen über unser Volk. Ich hoffe, es wird uns vergolten, wenn Prinz Albin auf dem Thron sitzt.«
»Was ist mit König Amon?«, wollte Findig wissen.
»Gerswind und ihre Bewacher sind in seinem Reich untergekommen. Ist er in eure Pläne eingeweiht?«
»Von Gerswind und dem ganzen Komplott weiß er nichts. Er gewährt uns zuweilen Unterschlupf, wenn wir Ruhe brauchen. Wir bezahlen gut dafür mit Waren, die wir von den anderen Stämmen oder aus dem Menschenreich mitbringen.« Rohon sah Albin forschend an. »Wirst du für uns sprechen, Prinz?«
Findig erhob sich und sagte laut. »Gewähre uns eine Unterredung unter vier Augen, Rohon! Danach wird Albin dir seine Entscheidung mitteilen.«
»Einverstanden.«
Findig und Albin zogen sich eine halbe Meile in die Klippen zurück, an einen gut zu überblickenden Ort, wo sich kein heimlicher Lauscher verstecken konnte.
»Wozu dieser Umstand?«, fragte Albin. »Wir hätten uns auch ohne Worte verständigen können?«
»Ein sicherer Weg, wenn man seine Überlegungen vor Menschen verbergen will. Aber Rohon ist stark, sehr stark. Es ist besser, hier leise zu sprechen als ohne Worte in seiner Nähe. Leider ist es mir nicht gelungen, in seine Gedanken einzudringen. Dir vielleicht?«
»Nein«, gestand Albin.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Rotelb etwas vor uns verbirgt.«
»Aber auch wir bemühen uns unsere Gedanken geheim zu halten.«
»Das ist nicht dasselbe«, meinte Findig kopfschüttelnd.
»Was Rohon uns erzählt hat, ist zu schön, um wahr zu sein. Ich durchstreife seit Jahren das Grenzland zwischen Menschen- und Elbenreich und nie habe ich bemerkt, dass die Rotelben sich den Schutz aller Nebelkinder zur Aufgabe gemacht hätten.«
»Vielleicht haben sie sich nur zu gut im Verborgenen gehalten.«
»Ach ja? Und was ist mit den Schachfiguren Manegolds, die wir bei Gerswinds Bewachern gefunden haben? Wie die Edelsteinfiguren dorthin gelangt sind, hat Rohon uns nicht erklärt.«
Albin hatte gar nicht mehr an die Figuren gedacht, und sie interessierten ihn derzeit auch nicht. Seine Gedanken kreisten um Gerswind und darum, wie er ihr helfen konnte.
Und er sagte: »Es gibt nur einen Weg, um Gerswind rechtzeitig zu Hilfe zu kommen: Ich muss Durin vom Thron stoßen, und zwar umgehend.«
»Weißt du, was das bedeutet?«
»Ja, Freund Findig, große Gefahr für alle Elbenstämme und auch für mich persönlich.«
»In der Tat. Und wir brauchen Verbündete.« Albin sah zu dem flackernden roten Schein des Lagerfeuers hinüber. »Da hinten sitzen welche.«
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14.
Am Tag nach dem großen Fest trafen sich König Durin, Königin Amura und König Amon zum gemeinsamen Mahl. Den Großen Rat gab es nicht mehr. Das Zusammentreffen der Herrscher anlässlich bedeutender Feierlichkeiten hatte nun die einstige regelmäßige Zusammenkunft der Könige und ihrer Berater ersetzt. Aber da jeder der drei Elbenstämme weitgehend für sich allein blieb, wurden kaum noch Dinge von weit reichender Bedeutung erörtert. Auch heute unterhielten sich die drei Mächtigsten unter den Nebelkindern hauptsächlich über Belangloses wie den gestrigen Verlauf des Festes und die leckeren Speisen, die von Durins Dienerschaft aufgetragen wurden. Das stellte Albin, der sich als Diener verkleidet hatte, mit Erbitterung fest. Und er beschloss, es zu ändern. Der Große Rat sollte seine alte Bedeutung zurückerlangen!
Egin hatte dafür gesorgt, dass Albin und Findig sich unter die Diener mischen konnten. Sundras gestrige Maskerade hatte sie auf die Idee gebracht. Die anderen Aufträger bestanden aus Verbündeten, aus Braunelben, die nach all den Jahren noch treu zum Königsgeschlecht standen. Albin war erstaunt über diese feste Bindung. König Alwis, sein Vater, musste wirklich eine außergewöhnliche Achtung genossen haben.
Königin Amura schien noch am ehesten gewillt, das Gespräch auf ernstere Dinge zu lenken. Sie sprach von den Vorfällen in der Abtei am Mondsee und erkundigte sich, ob die anderen Herrscher Näheres wüssten.
»Was
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