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Die netten Nachbarn

Die netten Nachbarn

Titel: Die netten Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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eins oder gar nicht.
    Ich wartete bis drei, und als er nicht kam, ging ich zu ihm. Er war nicht zu Hause. Seine Frau versprach mir, nach seiner Rückkehr dafür zu sorgen, dass er am nächsten Morgen oder spätestens gegen Mittag kommen würde.
    Stucks kam weder am nächsten Morgen noch gegen Mittag. Als ich zu ihm kam, saß er beim Mittagessen und sagte, er hätte nicht kommen können, weil er soviel zu tun hatte, aber jetzt sei es endlich soweit, er würde nur noch rasch etwas essen und käme in einer Stunde.
    Ich wartete bis zum Abend. Stucks kam nicht. Deshalb ging ich zu Stucks. Diesmal war niemand zu Hause. Ich setzte mich auf die Türschwelle, um zu warten. Gegen Mitternacht erschienen Herr und Frau Stucks. Ich fragte ihn, warum er mich bis in die Abendstunden vergebens hatte warten lassen. Weil er bis jetzt beschäftigt gewesen sei, sagte Stucks. Aber ich sollte mir, sagte Stucks, keine Sorgen machen, er käme ganz bestimmt morgen früh um halb sieben. Ich fragte ihn, ob er nicht um sieben kommen könnte. Nein, sagte er, völlig ausgeschlossen, halb sieben oder gar nicht. Schließlich einigten wir uns auf 6.45 Uhr.
    Um zehn war er noch immer nicht da. Was tun? Ich ging zu ihm. Seine Frau – er selbst war nicht zu Hause – versprach mir, für mich ein gutes Wort einzulegen. Als ich fortging, lief sie mir nach und erkundigte sich, wer ich sei und was ich wolle. Ich informierte sie, dass unser Wasserhahn in der Küche ständig tropfe, und fragte, ob Herr Stucks nicht endlich kommen könnte, um ihn zu reparieren. Wenn Herr Stucks versprochen hätte, zu kommen, sagte Frau Stucks, dann käme er ganz bestimmt.
    Da er bis zum Mittag nicht kam, suchte ich ihn auf. Er saß gerade beim Mittagessen und versicherte, er käme, sobald er fertig wäre.
    »Wissen Sie was?«, sagte ich. »Ich warte hier auf Sie.«
    Stucks beendete in aller Ruhe seine Mahlzeit, stand auf, gähnte und streckte sich. Es täte ihm leid, sagte er, aber er sei gewohnt, nach dem Essen ein wenig zu schlafen. Damit verschwand er im Nebenzimmer. Ich blieb sitzen.
    Um sieben Uhr abends vertraute mir Frau Stucks an, dass ihr Gatte längst das Haus verlassen habe, durch die Hintertür. Aber wenn er zurückkäme, würde sie ihm sagen, ich hätte auf ihn gewartet. Allmählich wurde mir bewusst, dass dieses ewige Hin und Her zwischen meinem und seinem Haus zwecklos war. Ich beschloss, bei Stucks sitzen zu bleiben.
    Um neun Uhr abends kam er und bedauerte, wegen der Hitze völlig vergessen zu haben, dass es mich überhaupt gab.
    »Was wünschen Sie von mir?«, fragte er.
    »Herr Stucks«, sagte ich, »wenn Sie nicht zu uns kommen wollen, dann sagen Sie’s doch. Ich kann meinen tropfenden Wasserhahn ja auch von einem anderen Installateur reparieren lassen.«
    Stucks war betroffen. »Aber warum sollte ich nicht kommen?«, sagte Stucks. »Das ist ja mein Geschäft. Davon lebe ich.« Und er gab mir sein Ehrenwort, dass er morgen um sieben Uhr zur Stelle sein würde.
    Mein Instinkt trieb mich bereits um sechs zu seinem Haus. Ich fing ihn gerade noch ab, als er es verließ. Er sei zu einer Reserveübung seiner Truppeneinheit einberufen worden, sagte er.
    »Ich gehe mit Ihnen«, sagte ich.
    Auf dem Übungsplatz ließ ich ihn nicht aus den Augen. Wir übten zusammen, entschärften einige Minen und entfernten uns gemeinsam.
    »Gehen Sie ruhig nach Hause«, sagte er. »Ich ziehe nur rasch meine Zivilkleider an und komme nach.«
    Als er mir nach fünf Stunden noch nicht nachgekommen war, ging ich zu ihm, fand ihn jedoch nicht vor. Seine Frau versprach mir, ihm von meinem Besuch zu erzählen.
    Am nächsten Morgen kaufte ich einen Revolver, ging zu Stucks und wartete. Zu Mittag kam er nach Hause, nahm die übliche Mahlzeit ein und machte sich zum üblichen Nickerchen bereit. Ich fragte ihn, ob er etwas dagegen hätte, wenn ich seinen linken Arm mit einer Handschelle an meinen rechten fesselte. Nein, sagte er, er habe nichts dagegen.
    Wir schliefen etwa eine Stunde und machten uns dann auf den Weg zu meinem Haus. Plötzlich befreite sich Stucks und rannte davon. Ich schickte ihm eine Salve nach. Er erwiderte das Feuer. Als ihm die Munition ausging, kam er mit erhobenen Händen auf mich zu, begleitete mich ohne weiteren Widerstand und reparierte den Wasserhahn.
    Gestern begann der Hahn wieder zu tropfen.

Alarm
    Um eins in der Nacht wachte ich auf, weil draußen ein verwundeter Löwe brüllte. Das Brüllen hielt an, immer in derselben furchterregenden Tonstärke. Es kam

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