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Die netten Nachbarn

Die netten Nachbarn

Titel: Die netten Nachbarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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aus der Wäscherei im Parterre unseres Hauses. Ich weckte die beste Ehefrau von allen.
    »Hörst du das?«, schrie ich ihr ins Ohr.
    »Alarm«, murmelte sie, ohne die Augen zu öffnen. »Sie rauben die Wäscherei aus.«
    Diese Erklärung leuchtete mir ein. Ich vergrub meinen Kopf in den Kissen und versuchte weiterzuschlafen, fand aber keine Ruhe bei dem Gedanken, dass sich in der Wäscherei möglicherweise auch unsere eigene Wäsche befände, und wer weiß, was ihr zustoßen würde.
    »Weib«, rief ich aufs Neue, »was sollen wir tun?«
    »Im Badezimmer liegt Ohropax. Hol auch welches für mich.«
    Ich trat ans Fenster. Vor der Wäscherei stand ein weißer Kombiwagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern. Die Alarmanlage heulte wie verrückt. Ich schloss das Fenster und sah, dass auch andere Fenster im Häuserblock geschlossen wurden. Der Lärm war unerträglich.
    Kaum hatten wir unsere Ohren verstopft, ging das Telefon. »Entschuldigen Sie«, sagte eine heiser gedämpfte Stimme. »Ich habe Sie soeben am Fenster gesehen. Es ist die Wäscherei, nicht wahr?«
    »Ja. Ein Einbruch.«
    »Schon wieder?«
    In den vergangenen Monaten war nämlich schon viermal in der Wäscherei eingebrochen worden. Einmal hatten sie die Eisentür mit großen Hämmern zertrümmert. Dieser primitive Vorgang nahm anderthalb Stunden in Anspruch und machte solchen Lärm, dass die Bewohner der umliegenden Häuser beinahe taub wurden. Dann räumten die Einbrecher den ganzen Laden aus, bis zum letzten Paar schmutziger Socken.
    Am nächsten Tag ließ der Besitzer der Wäscherei, der alte Herr Wertheimer, einen Spezial-Stahlrollbalken anbringen, den die nächsten Einbrecher mühsam durchsägen mussten. Das dauerte mehrere Stunden und war eine fürchterliche Qual für die Nerven aller, die es hören mussten. Man fragte sich, wie die Einbrecher dieses entsetzliche Geräusch überhaupt ertragen konnten, aber sie ertrugen es. Daraufhin bestellte der alte Wertheimer ein elektronisches Alarmsystem modernster Machart, mit infraroten Fotozellen und einem hochempfindlichen Fangnetz, das bei der leisesten Berührung die Alarmglocke in Betrieb setzte.
    »Warum stellen sie das verdammte Zeug nicht ab, wenn sie schon einmal drin sind?«, fragte mein heiserer Anrufer. »Sie müssten ja nur die Drähte durchschneiden. Ich werde mich beim Bürgermeister beschweren. Ich bin Steuerzahler und brauche meinen Schlaf.«
    »Gehen Sie in die Apotheke«, empfahl ich, »und kaufen Sie sich diese Wachsdinger für die Ohren.«
    »Hab ich schon. Sie helfen nicht.«
    »Dann weiß ich keinen Rat. Wer spricht denn eigentlich?«
    Mein Partner legte auf, ohne zu antworten. Entweder wollte er in die Angelegenheit nicht verwickelt werden oder er wollte mit einem Menschen, der ihm keinen Rat geben konnte, nichts zu tun haben.
    Ich trat wieder ans Fenster. Vor der Wäscherei stand ein Mann auf den Schultern eines anderen und hantierte mit einem Messband. Sie waren also noch nicht ins Innere der Wäscherei gelangt. Die Alarmanlage heulte.
    »Wie wär’s mit einem Sandwich?«, fragte ich, aber die beste Ehefrau von allen gab keine Antwort, denn sie schlief. Wie sie das fertigbrachte, weiß ich nicht. Ich konnte sie nur stumm beneiden.
    Es klopfte an der Tür. Mein Nachbar Felix Selig stand da, in einem rosa Pyjama und mit roten Augen. Ich bat ihn herein.
    »Was glauben Sie, Selig? Wird das die ganze Nacht so weitergehen?«
    In Sachen Elektrizität ist Felix Selig ein wirklicher Fachmann. Er kann zum Beispiel durchgebrannte Sicherungen auswechseln. Die jetzt entstandene Situation erklärte er mir so, dass die Alarmanlage nach einigen Minuten aufhören würde, wenn sie auf eigenen Batterien liefe, aber wenn sie direkt an das städtische Versorgungsnetz angeschlossen sei, dann stünde es schlecht um unsere Nachtruhe.
    »Vor ein paar Wochen, bei dem Einbruch in der großen Möbelfabrik im Norden von Tel Aviv«, berichtete Felix, »gingen drei japanische Alarmsysteme 48 Stunden lang in voller Stärke und hörten erst auf, als die Drähte geschmolzen waren. Aber da hatten die Einbrecher schon längst das Lager ausgeraubt und auf gestohlenen Lastwagen weggeschafft.«
    Die Wäschereisirene hörte nicht auf zu heulen.
    Es gäbe, so erfuhr ich von Felix, einen neuen Plastikstoff, mit dem man die Fenster nicht nur gegen Zugluft, sondern auch gegen Lärm abdichten könne. Er würde mir ein Muster beschaffen, sagte er. Von seinem jüngeren Bruder, der die Tochter des Abteilungsleiters vom Supermarkt

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