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Die neue arabische Welt

Die neue arabische Welt

Titel: Die neue arabische Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Großbongardt
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türkischen Verteidiger konnten die fest aufs Meer gerichteten Geschütze nicht gegen die Angreifer schwenken.
    Nach und nach wurden die Türken von den Alliierten und ihren arabischen Verbündeten an allen Fronten zurückgedrängt. Die Heldentaten, deren sich Lawrence dabei rühmte, entsprangen freilich, wie neuere Forschungen belegen, wohl eher seiner Phantasie. Seinen Mythos als »Lawrence von Arabien« förderte er nach dem Krieg auch selbst durch sein autobiografisches Buch »Die sieben Säulen der Weisheit«; wirkungsvoll unterstützt wurde er von dem amerikanischen Journalisten Lowell Thomas, der mit einer heroisierenden Show durch England und die USA tourte, bei der er Filme und Dias zeigte.
    Frankreichs Premier Aristide Briand mit arabischen Unterhändlern 1916
    Noch bevor das Beduinenheer des Emirs von Mekka in die Kämpfe eingriff, hatten Briten und Franzosen insgeheim bereits ihre osmanische Beute untereinander aufgeteilt. Statt arabischer Selbstbestimmung planten sie eine koloniale Neuordnung. Ihre Unterhändler, die Diplomaten Mark Sykes und François Georges-Picot, einigten sich nach langwierigen Verhandlungen über die Aufteilung der Interessensphären beider Länder. Sie pokerten vor allem auch um den Zugang zu den schon entdeckten oder vermuteten Erdölvorkommen. Je mehr sich zeigte, dass die moderne Kriegführung auf den Einsatz von Motoren angewiesen war, desto klarer wurde die künftige Bedeutung des Erdöls.
    Im vertraulichen Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916 wurde Frankreich ein Gebiet zugesichert, das die heutigen Staaten Syrien und Libanon sowie den Norden des Irak und einen Teil Anatoliens umfasste. England wurden der restliche Irak sowie Jordanien und der bereits vor dem Krieg dominierte Golfküstenbereich der Arabischen Halbinsel zugesprochen. Italien und Russland ratifizierten anschließend die Vereinbarung, durch die auch ihnen einige türkische Gebiete zufielen.
    Das Abkommen, das bis heute im Nahen Osten als die Wurzel allen Übels gilt, wurde im November 1917 durch den russischen Revolutionsführer Lenin publik gemacht – er scherte sich nicht um die Geheimhaltung, die der Zar mit seinen Verbündeten verabredet hatte. Die Araber waren
entsetzt über den Wortbruch der Briten, kämpften aber weiter an deren Seite.
    Lawrence, der vermeintliche Araberfreund, kannte früh den Inhalt der Vereinbarung, verschwieg ihn aber seinen Kampfgefährten. In der arabischen Welt gilt er daher heute als Verräter.
    Im Widerspruch zu der Absprache mit Emir Hussein stand auch die Erklärung des britischen Außenministers Arthur James Balfour vom 2. November 1917, die den Zionisten Unterstützung für eine »nationale Heimstätte in Palästina für das jüdische Volk« zusicherte. Die »Balfour-Deklaration« war unter anderem von Mark Sykes und dem Präsidenten der zionistischen Bewegung, Chaim Weizmann, vorbereitet worden, der 1948 erster israelischer Staatspräsident wurde.
    Nachdem die Briten Ende 1917 Palästina erobert hatten, zogen arabische Truppen im Oktober 1918 in Damaskus ein. Über der syrischen Metropole wurde die Flagge des Emirs von Mekka gehisst. Die Stadt wurde »toll vor Freude«, wie Lawrence notierte, der Haschemiten-Prinz Faisal wurde im März 1920 zum König von Syrien ausgerufen. Doch die Franzosen, die Anspruch auf diese Region erhoben, vertrieben ihn schon nach vier Monaten. Immerhin durfte er König im britisch dominierten Irak werden, wo er bis zu seinem Tod 1933 regierte. Sein Bruder Abdullah, dem eigentlich der Thron in Bagdad zugesichert worden war, erhielt als Ausgleich das neu geschaffene Emirat Transjordanien. Die Franzosen teilten ihr Gebiet in die separaten Staaten Libanon und Syrien.
    So entstanden, neben Israel, statt eines geeinten arabischen Staates fünf überwiegend verfeindete arabische Länder, die zudem noch viele Jahrzehnte unter britischer und französischer Fuchtel standen. Nur Transjordanien wurde
ab 1923 Husseins Haschemiten-Dynastie zur Selbstverwaltung überlassen, 1946 wurde es zum unabhängigen Königreich Jordanien.
    Noch über 20 Jahre sollten die Briten im Nahen Osten herrschen – als Mandatsmacht über Juden und Araber in Palästina. Am 14. Mai 1948, dem Tag, als David Ben-Gurion den israelischen Staat ausrief, erlosch das britische Mandat. Die Truppen verließen das Gelobte Land.
    Das einzige arabische Herrscherhaus, das sich niemals britischer Vormacht unterwerfen musste, war die Familie Saud, die in Riad, mitten auf der Arabischen Halbinsel,

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