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Die neue arabische Welt

Die neue arabische Welt

Titel: Die neue arabische Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Großbongardt
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mit Arabern in einem Land leben und die meisten Araber sich die Regierung nicht mit Juden teilen wollten.
    Ben-Gurion brachte aus Europa eine sozialdemokratische Weltsicht mit. Bei seiner Ankunft stand er den Arabern keineswegs feindlich gegenüber, aber mit den Jahren erkannte er, dass ihm keine »leicht zugänglichen« Menschen gegenüberstanden, sondern Erzfeinde. Er konnte sie sogar verstehen: Wenn er Araber wäre, hätte er auch gegen die jüdischen Neusiedler angekämpft, sagte er einmal. Spätestens in den dreißiger Jahren hoffte er, die Araber durch einen Bevölkerungstransfer wenigstens aus einem Teil des Landes aussiedeln zu können, um Platz für einen jüdischen Staat zu schaffen.
    Ein möglichst großes Stück Land mit möglichst wenigen Arabern, lautete das Ziel. 1937 machte er sich große Hoffnungen: Großbritannien schlug die Teilung des Landes in zwei Staaten vor. Danach sollten Zehntausende von Arabern, die auf dem Gebiet des künftigen jüdischen Staates lebten, ihre Häuser räumen. Natürlich lehnten die Araber den Plan ab. Ben-Gurion sagte oft: Wenn der Staat Israel 1937 entstanden wäre, hätten vielleicht Millionen der später von den Nazis ermordeten europäischen Juden gerettet werden können, vielleicht wäre der Holocaust sogar ganz verhindert worden.

    Palästinensische Flüchtlinge suchen 1948 Schutz in arabisch kontrolliertem Gebiet.
    Ein vielzitierter Spruch besagt, die Araber hätten keine Gelegenheit ausgelassen, eine Gelegenheit – zur Einigung – zu verpassen. Dabei nennt man gern den Uno-Teilungsbeschluss vom November 1947, der zwei Staaten in Palästina vorsah – einen für die Juden und einen für die Araber. Die vorgesehenen Grenzen waren für die Araber noch schlechter als die von 1937, und ihr grundsätzlicher Widerstand gegen einen jüdischen Staat, in welchen Grenzen auch immer, war über die Jahre nur gewachsen. Deshalb konnten sie den Teilungsplan nicht akzeptieren. Die zionistische Bewegung stimmte der Teilung des Landes zu, obwohl der darin vorgeschlagene Grenzverlauf auch ihren Interessen zuwiderlief.

    Ben-Gurion, der 1948, also 42 Jahre nach seinem Landgang im arabischen Jaffa, Israels erster Ministerpräsident wurde, führte zwei Kriege gegen die Araber, den ersten 1948, den zweiten 1956. Spätere Generationen stritten heftig darüber, wie sich die Kriege hätten vermeiden lassen. Doch die traurige Wahrheit bleibt: Der Krieg von 1948, der die Existenz des israelischen Staates zementierte und die Flucht und Vertreibung von 750 000 Arabern mit sich brachte, hätte sich wohl nicht vermeiden lassen, zu krass prallten die nationalen Interessen aufeinander.
    Später brauchten viele arabische Staatschefs den Kriegszustand mit Israel, um ihre diktatorischen und korrupten Regime zu rechtfertigen. Sie hätten die palästinensischen Flüchtlinge auch integrieren können, statt ihnen die elende, aussichtslose Existenz in Flüchtlingslagern aufzuzwingen.
    Der Sechstagekrieg im Juni 1967, den Ben-Gurion nicht mehr zu verantworten hatte, brachte den arabischen Staaten die schwerste Niederlage und Israel den größten Sieg seit 1948. Viele glaubten damals, dass die schnelle Eroberung arabischer Gebiete, vor allem im Gazastreifen, in Ost-Jerusalem und im Westjordanland mit Millionen palästinensischer Bewohner, den Konflikt von Grund auf verändert habe. Israel hatte jetzt erstmals in seiner Geschichte ein Faustpfand, das es den Arabern im Tausch für Frieden anbieten konnte.

    Die Formel »Land für Frieden« wurde aber nur im Fall Ägyptens erfolgreich angewandt, allerdings erst nachdem es Israel 1973 einen schweren Militärschlag versetzt hatte. Der Frieden mit Ägypten überlebte eine Reihe harter Schläge, darunter die Ermordung von Präsident Anwar al-Sadat, die palästinensischen Aufstände und zwei Kriege zwischen Israel und dem Libanon. Ob dieser Frieden auch den Sturz von Präsident Husni Mubarak überdauern wird, der mit ihm verbunden wird wie kaum etwas anderes, ist bisher nicht ganz abzusehen. Der Kurs der neuen Politik ist noch unklar.
    Der jordanische König Hussein unterzeichnete einen Friedensvertrag mit Israel, ohne irgendetwas von den 1967 verlorenen Gebieten jenseits des Jordans zurückzuerhalten. Offenbar hatte er, bereits krank, sein historisches Erbe im Blick.
    Im Januar 1991, einen Tag nach Beginn der Operation »Wüstensturm« zur Befreiung Kuwaits, schossen die Iraker die ersten Raketen auf Israel, das sich nicht an der Operation beteiligte. Die

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