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Die neue arabische Welt

Die neue arabische Welt

Titel: Die neue arabische Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Großbongardt
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der ersten Intifada im Dezember 1987. Nun nannten sie sich Hamas, eine Abkürzung für »Islamische Widerstandsbewegung«. Zunächst organisierten sie Demonstrationen und Streiks, dann gingen sie zu bewaffneten Angriffen und Anschlägen auf Israelis über. In ihrer Charta rechtfertigte die Hamas den Dschihad gegen die Juden mit religiösen und antisemitischen Zerrbildern von einer jüdischen Weltverschwörung. Ihr Ziel: die Zerstörung Israels.

    Seit 1993 griff die Hamas mit einer Vielzahl von Selbstmordattentätern an. Das Reservoir junger Männer und auch Frauen, die ihr Leben gaben, um Juden zu töten, war unerschöpflich. Umgekehrt liquidierte die israelische Armee im März 2004 Scheich Ahmed Jassin und sieben Begleiter durch einen Raketenangriff, auch andere Terroristen wurden gezielt getötet. Das Anliegen der Palästinenser haben deren Terroranschläge, die Hunderte Israelis das Leben kosteten, nicht befördert. Eher sorgten sie auf israelischer Seite für eine Verhärtung.
    Doch die Hamas blieb ein Machtfaktor. Nachdem die Islamisten 2006 mit der »Liste für Reform und Veränderung« einen überwältigenden Sieg bei den Wahlen zum palästinensischen Parlament errungen hatten, verfügten sie nun auch über ein demokratisches Standbein. 2007 brachte die Hamas den Gaza-Streifen unter ihre Kontrolle.
    Hisbollah-Kämpfer bei ihrer Vereidigung in Beirut (2001)
    Militärisch schlagkräftiger noch wurde die Hisbollah im Libanon. Die »Partei Gottes« gründeten im Jahr 1982 Schiiten mit Unterstützung Irans. Mullahs schickten – als Reaktion auf die israelische Invasion des Libanon – rund 2000 »Revolutionshelfer« in das Land; ein Geistlicher und Vertrauter von Ajatollah Chomeini fungierte als Generalsekretär und Chef des militärischen Flügels. Die Schiiten rekrutierten unter ihren wirtschaftlich benachteiligten Glaubensbrüdern »Märtyrer« zum Kampf gegen Israel, das »aggressive zionistische Gebilde auf dem heiligen islamischen Boden Palästinas«. Die Hisbollah errichtete aber auch Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Moscheen. Entsprechend der iranischen Weltsicht waren neben Israel die USA, der »große Satan«, der Hauptfeind.
    Schon während die Hisbollah sich formierte, kam es zu brutalen Terroraktionen: Am 23. Oktober 1983 raste ein schiitischer Attentäter mit einem Mercedes-Benz-Lieferwagen beim Beiruter Flughafen in einen Stützpunkt von U.S. Marines und zündete eine Ladung mit einer Sprengkraft von 5,4 Tonnen TNT. Das vierstöckige Gebäude stürzte ein, 241 US-Soldaten starben.
    Die Taktik des Selbstmordattentats geht auf die schiitischen Assassinen im 11. Jahrhundert zurück. Obwohl in den achtziger Jahren auch Tamilen und Kurden diese effektive Methode übernahmen, wurde sie in der Wahrnehmung des Westens zu einem Markenzeichen von Arabern und Islamisten. Der Terror – ein Meister aus dem Orient.
    Die Selbstmordanschläge im Libanon trugen wesentlich zum Abzug der amerikanischen und französischen Truppen bei: Die Gewalt wirkte. Auch in ihrem Zermürbungskrieg gegen die israelischen Besatzer im Südlibanon war die Hisbollah erfolgreich, selbst für die hochgerüsteten Israelis ist sie ein gefährlicher Gegner. Mittlerweile hat sich
die Hisbollah in eine Partei verwandelt, die aus der politischen Landschaft des Libanon nicht mehr wegzudenken ist. Ihr Land hat der Terror aber nicht vorangebracht.
    Der Gründer und Chef des internationalen Terrornetzes al-Qaida, der Anfang Mai 2011 getötete Osama Bin Laden, hat mehr als einmal bekannt, dass ihn die Attacke der Hisbollah auf die U.S. Marines inspiriert habe. Der Angriff habe gezeigt, dass sich die Supermacht mit Bomben aus der Region vertreiben lasse – innerhalb von vier Monaten nach dem Attentat waren die Marines aus dem Libanon verschwunden.
    Ihren ersten spektakulären Anschlag lancierte al-Qaida am 7. August 1998 in Daressalam und Nairobi, als Attentäter vor den US-Botschaften nahezu gleichzeitig schwere Autobomben zündeten. 224 Menschen starben bei dem Doppelanschlag; mehr als 1000 wurden verletzt. Osama Bin Laden war damals nur Fachleuten ein Begriff. Das sollte sich drei Jahre später mit einem Schlag ändern – als er den modernen Terrorismus mit den Anschlägen von New York und Washington am 11. September 2001 auf eine neue Stufe hob.
    Al-Qaida hatte sich entschlossen, die USA ins Visier zu nehmen, den »fernen Feind«. Und zwar an jedem Ort, an dem er zu finden sein würde. Bin Laden und seine Mitstreiter hatten Anfang

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