Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
vorgestern Geretteten nahmen nur Andreas Maitland und Julien Niven, das Angebot, auf die Brücke zu kommen, um den Flug des Kleinraumschiffes in Richtung Systemmitte zu beobachten, an. Sie waren noch am gefasstesten. In der lebensspendenden Sonne von Nouvelle Espérance würde der kleine Teil des Captains, den ein geistesgegenwärtiger Shuttlepilot von der Orion’s Fame nicht wie seine beiden Kollegen nebst der vom Feind zweckmissbrauchten Rettungskapsel entsorgt hatte, irgendwann in einigen Monaten oder Jahren seine letzte Ruhe finden. Wie lange es auch immer dauern mochte, denn allzu nahe konnte das Shuttle den Sarg mit den einzigen noch vorhandenen sterblichen Überresten des Ermordeten natürlich nicht an die Sonne heranbegleiten.
Ein Teil des aufrichtigen Menschen, den er völlig falsch beurteilt hatte, würde Belian also trotzdem immer erhalten bleiben, wenn er zukünftig in den blauen Himmel seiner Heimatwelt schaute. Durch Erinnerung. Ganz wie William Heathen in seiner Trauerrede gesagt hatte.
Der noch lebende, frisch beförderte Captain, der seit Grenne außerdem auch der Stellvertreter des Toten gewesen war, war nicht in der Lage, mit auf die Brücke zu gehen, um den Abflug anzuschauen. Wie Belian hatte auch Heathen durch Berührung des Behälters Abschied genommen. Dazu durch einige zusätzliche leise private Worte. Der Terraner hatte danach ganz den Eindruck eines aufgelösten, apathischen Menschen gemacht, dem nicht einmal mehr die Gemeinschaft der anderen Überlebenden half. Sie hatte Heathen auch vor der eigenen ersten Scheinhinrichtung nicht mehr geholfen, worauf eine zweite noch viel längere Beinaheexekution gefolgt war. Und dann die Zeit in der Kapsel und neben alldem der Tod des Mannes, der zwei Jahre lang sein bester Freund gewesen war.
Erstaunlicherweise war es im Moment nicht das eigene Trauma, sondern das Bewusstsein, durch das nicht mehr mögliche genauere Kennenlernen des Captains einen riesigen Verlust erlitten zu haben, was Belian neuerlich heulen ließ. Abrahams einzige Verbrechen waren gewesen, die Schlacht von Grenne überlebt sowie später erfahren zu haben, was die Leutnants Heathen und Maitland dort getan beziehungsweise unterlassen hatten. Vielleicht war sogar auch noch ein Stabsleutnant Francis Garther beteiligt gewesen.
Angesichts dessen war der Mut, mit dem der auf der Raumstation so schrecklich gealterte Vorgesetzte jener Offiziere aufrecht in den Tod gegangen war, umso bewundernswerter. Belian hatte das Andenken an ihn nach eigener Folgerung selbst beschmutzt, weil er schlecht von Abraham gedacht hatte. Er fühlte sich wie das Letzte und deshalb war auch der nächste Ort, wohin sie ihn brachten, eine Schiffskrankenstation. Sogar eine noch kleinere als die der Berlin es war. Er war nicht der Einzige, der dort landete, aber um William Heathens und Francis Garthers mentale Schwierigkeiten wusste er natürlich in dem Moment nicht.
Kapitel VII
Das Crewmitglied, das Commander Stephen Garther und ihn begleitete, blieb stehen und klopfte an die Metalltür.
Belian, der bis gerade eben sogar noch weniger von der Vietnam mitbekommen hatte als vom heutigen Marsch zum kleinen Hangar im Frachtraum des Hilfsschiffes Berlin, sah sich schaudernd um. Die Gänge schienen ihm endlos. Auf die vorhin ausgesprochene Frage, wie groß der leichte Träger war, hatte Francis Garthers naher Verwandter nur mit den Schultern gezuckt und irgendetwas von siebenhundert bis achthundert Metern gemurmelt. Er hatte sich selbst als ‚unbedarften ehemaligen Kreuzeroffizier und jetzigen Korvettenkommandanten‘ bezeichnet, aber vermutlich entsprang dieser Missmut dem stundenlangen Besuch bei seinem kleinen Bruder.
Pflichtbewusst hatte der Commander sich bei Belian für die lange Abwesenheit entschuldigt, aber ihm war unmöglich gewesen, sich zweizuteilen. Da der aufgelöste Siebzehnjährige ihn unmittelbar nach der Zeremonie unter Tränen rausgeworfen hatte, war der Terraner ferngeblieben. Die eigene Familie war natürlich vorgegangen. Belian hätte es genauso gemacht, wenn er denn noch viele nahe Angehörige besessen hätte. Er hatte nur eine zu ihm haltende Schwester und eine riesige Krisenbaustelle namens ‚Vormund’, die vor allen anderen stand.
Unzweifelhaft war der ältere Garther durch den neuerlich bedenklichen Zustand des Bruders sehr belastet. Das war völlig verständlich und weckte bei Belian sogar wieder etwas Sympathie für den ihm sonst eher widerstrebenden und ihn
Weitere Kostenlose Bücher