Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
Gefühl, Stephen Garther nicht trauen zu können. Das mochte ungerechtfertigt sein, aber Belian war sich nicht sicher, ob ihm nicht noch irgendetwas im Mund herumgedreht wurde. Zum Beispiel etwaige Absichten betreffend, der Terranischen Navy beizutreten, oder auch bei anderen Dingen. Commodore Yon wollte schließlich irgendetwas von seinem vermeintlichen Informanten, und wenn die Kommunikation falsch lief, waren beide Seiten nicht abgesichert. Außerdem bestand auch die Möglichkeit, von beiden Terranern nach vormaliger ausländischer Absprache zusammen über den Tisch gezogen zu werden.
Nur wo bekam er jetzt einen besseren Dolmetscher her? Wem konnte er trauen? Und wie sollte er es äußern?
Es gab nur eine beinahe schon zu direkte Methode, das auszuprobieren. „Commander Garther, würde es Ihnen etwas ausmachen, Monsieur Yon darum zu bitten, dass jemand von der Madagascar herkommen kann? Einer der aufgrund der Trauerfeier hier an Bord befindlichen Offiziere? Natürlich nicht unbedingt Ihr Bruder, aber womöglich einer der anderen. Ich bin hier sehr unsicher. Mir wäre einfach wohler, wenn jemand dabei ist, den ich kenne...“ Er wusste nicht einmal mehr, wie er die Männer nennen sollte. Bei ihren Vornamen? Ihrem Rang? Beides passte irgendwie nicht mehr. Das eine war zu persönlich und das andere nach dem heutigen fast brüderlichen Empfang zu distanziert.
Francis Garthers Bruder war natürlich nicht dumm, aber es dauerte ein oder zwei Momente, bis die Unterstellung bei ihm einsank und seine Wangen rötete. Er holte tief Luft, wollte sich dagegen wehren und wurde von Yon barsch gebremst. Diesmal wurde die Translation eingefordert.
Der Commander hielt sich daran. Seine Ausführung enthielt zumindest den Schiffsnamen, wenn der Rest des Englischen auch sinnloses Kauderwelsch war wie üblich.
Yons dunkles Gesicht verriet nichts, als der Mann sich gedankenverloren über die kurzen schwarzen Locken strich. Sie waren eingedreht, was bei einem Mann seines Ranges und Alters ungewöhnlich wirkte.
Die keineswegs verärgert klingenden Worte scheuchten den Schiffskommandanten doch sehr schnell hinaus. Das wiederum war auch nicht zu erwarten gewesen. Mit dem Commodore allein im Raum hatte Belian auch nicht sein wollen. Admiräle waren einflussreiche Männer, vor denen man sich lieber hütete. Genau wie Captains, obwohl der tote Abraham und der noch lebende Heathen jetzt auch welche waren.
Yon machte etwas ganz Überraschendes. Er stand selbst auf und holte zwei Gläser aus einer Schublade seines funktionalen, aber dennoch teuer aussehenden Schreibtisches. Dazu auch noch eine Flasche mit einer sattbraunen Flüssigkeit, die nur ein wenig heller war als die terranische Militäruniform.
‚Alkohol!’ Jetzt war Belian geschockt. Der Mann musste doch arbeiten! Außerdem waren Drogen hier auf Raumschiffen garantiert verboten!
Als sein Gastgeber ihm das Glas füllen wollte, wehrte Belian ab. „Ich kann nicht!“
Er wollte auch nicht. Es war ein Rauschmittel, und auf Nouvelle Espérance durfte man sogar Bier, Champagner oder Wein erst mit 21 Jahren trinken. Einmal hatten sie auf der Ausbildungsanstalt in der Physiklektion eine Destille gebaut. Sie hatten an dem Destillat gerochen, aber der Instruktor hatte gesagt, das Zeug sei gefährlich. Wer von ihnen vor der Volljährigkeit trank, bereitete der Familie Schande und musste ins Gefängnis. Das wäre Belian jetzt zwar noch egal gewesen, weil er momentan nach eigener Auffassung sowieso vormundslos und obendrein auch noch gottlos war, aber er brauchte hier und jetzt einen klaren Kopf. Er würde sich nicht betrunken machen und aushorchen lassen.
Natürlich verstand Yon kein Wort und sah nur die Ablehnung. Der Terraner zog die Schultern fragend hoch und sah irritiert zu ihm hin.
Dann holte er kurzentschlossen einen altmodischen Block und einen Stift hervor. Es versprach, eine lange Zeit zu werden, bis der bornierte ältere Garther hoffentlich mit irgendwem im Schlepptau zurückkehrte.
Yon schrieb etwas, zeigte völlig offen und alle Konventionen der Höflichkeit missachtend direkt mit dem Finger auf Belian und schob den Block rüber.
18 ----- ~ 7 W
Der Mann hatte eine sehr krakelige, große Handschrift.
Sie wussten sein genaues Alter! Was das W bedeutete, spielte dabei keine Rolle. Die Zahlen waren Belian klar genug. Wenn er die ihm verloren gegangenen drei Wochen in Gefangenschaft auf der Raumstation miteinkalkulierte, wurde er in 46 Tagen achtzehn. Aber was
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