Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
willkommen.
Überraschend war nur, dass der Duc de Montierre, ein rundlicher, gutmütig wirkender Mann in Yons Alter, den terranischen Commodore in dessen Muttersprache begrüßte. Auf Nouvelle Espérance waren Fremdsprachenkenntnisse keinesfalls eine Selbstverständlichkeit. Belians teure Ausbildungsanstalt hatte ihn schließlich auch kein Englisch gelehrt.
Als der Duc de Tourennes ihn in der Menge der stehenden Terraner bemerkte, lächelte er zunächst, gab dem Comte de Lille ein Zeichen und steuerte dann, nachdem der Commander sie begrüßt und Chirac gedolmetscht hatte, in Begleitung der anderen zielstrebig auf Belian zu.
Der Jugendliche wäre am liebsten im Boden versunken. Adrian Gervais’ Vormund war beinahe ein Todfeind der Familie des Duc d’Auvergne gewesen. Genauso wie der Sohn und Belian einander dafür selbstverständlich gehasst hatten. Zumindest bis zuletzt. Bis zu der kurzen Zeit auf der Raumstation nach ihrer Verschleppung. Trotzdem verhieß die Ankunft besagten Ducs Sturm. Nun würde Belians endgültige Verstoßung aus der Gesellschaft von Nouvelle Espérance kommen. Seine Brandmarkung als Verräter.
„Monsieur Belian.“ Der Herrscher aus Tourennes war der Sprecher der Gruppe, aber das verwunderte nicht weiter. Er war am reichsten und mächtigsten.
Der Siebzehnjährige trat einen Schritt vor. Er war ein Bürger und würde die Schande ertragen, die sie ihm bereiteten, auch wenn es vor allen Terranern war. Wenigstens hatten seine Gefährten dann alle den gleichen Wissensstand und keinen Grund, sich darüber zu streiten, ob und wenn ja, wer etwas falsch gemacht hatte. William Heathen war vor zwei Wochen schließlich fertiggemacht worden, weil er Belians Rekrutierung nicht nachdrücklicher verhindert hatte, und Francis Garther dafür, dass dessen Bruder sein nur ganz kurz innegehabtes Kommando verloren hatte.
„Euer Ehren.“ Dabei verbeugte Belian sich. Ein niedrig Gestellter schuldete den großen Familien Respekt, und in seine Wangen schoss das Blut. Niemals hätte er einen Duc de Tourennes so genannt oder ihm die Ehre erwiesen. Zumindest früher nicht! Heute musste er es.
In der vollgestopften Messe war kein Laut zu vernehmen, als die drei namhaften ausländischen Gäste des Commodores, die alle das Trauerband trugen, die Begrüßung nacheinander ebenfalls mit einer Verbeugung erwiderten.
Auch Belian traf fast der Schlag, aber er fand die Erklärung im Gesicht des Comte de Lille. Jean Prévôts Vormund, dessen ältester Sohn auf der Raumstation mit Belian hatte vereidigt werden sollen.
Obwohl er keinesfalls die Stellung eines Ducs innehatte, sprach diesmal der Comte der Stadt Lille für die beiden anderen mit. „Wir verdanken Ihnen viel, Monsieur Belian. Vor allem die Gewissheit, was Alpha Centauri unseren ältesten Söhnen angetan hat, und vielmehr auch darüber, was es ihnen nicht angetan hat. Die Comtesse war in äußerster Sorge und kann dank Ihnen wieder ruhig schlafen. Unser Erstgeborener hat genau wie die königliche Familie den Weg zu Gott gefunden, aber er hat nicht gelitten. Nicht so wie Sie. Ihre Aussage hat der Witwe meines Sohnes, der Comtesse und mir den Frieden wiedergegeben. Der Duc de Tourennes und der Duc de Montierre empfinden für ihre Söhne genauso. Wir sind heute hergekommen, um Ihnen zu danken. In Stellvertretung für die restlichen Mitglieder des Adelsrates und jene großen Familien, die sonst noch insgesamt 43 Erstgeborene als Geiseln stellen mussten. Wir wissen, dass unsere Söhne der Familie Ehre bereitet haben und vom Herrgott in Gnade empfangen worden sind. Ihretwegen haben wir diese Gewissheit erhalten.“
Das hörte sich aber jetzt nicht nach einer Verbannung an. Ganz und gar nicht!
Prévôt de Lille, Gervais de Tourennes und Chirac de Montierre. Ausgerechnet die Väter der drei Geiseln, über die er abgesehen von seinen eigenen Erlebnissen des ersten Tages am meisten hatte sagen können. Neben denen er in der Reihe gestanden hatte. Trotz seines ihm durch den terranischen Admiral versetzten Schocks vor zwei Wochen hatte Belian dennoch gut von ihnen gesprochen. Sich bemüht, es zu tun. Er hatte erwähnt, dass Adrian Gervais wie er selbst auch Widerstand geleistet hatte. Er hatte erklärt, Philippe Chirac sei tapfer gewesen. Der sechzehnjährige Erbe des Herzogtums Montierre war tot. Was machte da schon die kleine Lüge? Genauso wenig wie die heute nicht mehr wichtige Feindschaft zwischen Auvergne und Tourennes.
Belian wusste mittlerweile, was Angst
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