Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
Litanei abließ und schamlos log. Warum hatte es wohl seit 112 Jahren keinen Beitritt mehr gegeben? Niemand, der es nicht tun musste, trat diesem Verein aus freiem Willen bei! Frieden, Handel und Wohlstand für alle, es war wirklich ein Wunder, dass hier keiner lachte!
Nach Moores‘ Fortführung kam erneut die Übertragung ins Französische:
„Ich halte es für unmöglich, jemandem hier etwas vorzumachen, und will unseren neuen Bündnispartner auch nicht belügen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass der Beitritt von Nouvelle Espérance nicht freiwillig erfolgte, und dass viele von Ihnen in meiner Flotte eine Art Besatzungsmacht sehen. Ich hoffe sehr, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird. Ich - und auch die gesamte Terranische Föderation sehen in Ihnen einen Partner. Ein gleichwertiges Mitglied, das militärisch gestärkt werden muss, bis es sich selbst besser verteidigen kann. Nichts anderes. Nouvelle Espérance ist für uns wertvoll. Das kann und wird niemand abstreiten. Gerade ich kann das nicht tun, weil Orion durch seine relative galaktografische Nähe am stärksten in der Pflicht und auch in der Rolle eines Profiteurs sein wird.“
Hier erfolgte die nächste Pause, und jedermann war überrascht, dass Moores so freimütig sprach. Insbesondere Commodore Yon wirkte keineswegs erfreut, während Rear Admiral Delgados anwesender Stellvertreter, ein altgedienter Captain in der hellblauen Uniform der Weganer, sich nichts anmerken ließ.
Auch im Stellvertreterrat flüsterten so einige Ducs miteinander. Chirac wandte sich beispielsweise scheinbar an Belians ehemaligen Vormund, was gleichsam eine Überraschung war, wenn man die Hintergedanken und Pläne des Herrschers von Montierre bedachte.
Bevor die Unruhe auf den Rest der Zuschauer übergreifen konnte, beendete Moores seine nächste Ausführung, und der Bürger versah wieder seinen Dienst.
„Genau hier liegt jedoch der Unterschied. Orion ist ein tief in der Terranischen Föderation verwurzeltes, stolzes Mitglied, und es liegt uns fern, Nouvelle Espérance auszunutzen. Niemand aus meinem Heimatsystem und auch kein Angehöriger einer anderen Bundesnation wird sich in die Innenpolitik eines anderen Staates einmischen. Die Außenpolitik wird in Sol für die gesamte Föderation entschieden, aber das gilt genauso für meine Heimat. Es ist der Preis für die Mitgliedschaft sowie die von ihr verliehene Stärke, und es ist ein geringes Entgelt, wenn man es mit dem Sternenreich vergleicht. Dort gibt es keine Eigenständigkeit, keine Freiheit und keinen Monarchen neben Xerxes!“
Jetzt kam doch Unruhe in die Bürgerschar, denn das Alliierte Sternenreich war noch unbeliebter als die Terranische Föderation.
Moores spürte die Unruhe, nahm sie auf und sagte mitten in sie hinein:
„Ich heiße Nouvelle Espérance daher in der Terranischen Föderation willkommen und schwöre, diese Welt genauso wie jede andere unserer Welten zu verteidigen und zu ehren. In Anbetracht des Krieges hat Nouvelle Espérance die richtige Entscheidung getroffen. Bitte verzeihen Sie mein schlechtes Französisch, aber wenigstens das wollte ich selbst sagen.“
Eine Bombe hätte kaum stärker einschlagen können, zumal der Übersetzer diesmal gezwungen war, die Sprache der Fremden zu sprechen und Englisch zu reden. Der Oberbefehlshaber der Föderierten hatte sich die Mühe gemacht, diese französischen Phrasen auswendig zu lernen. Das war eine Geste, die Belian zwar kalt ließ, aber sie kam woanders an. Nicht bei den Mitgliedern des Stellvertreterrates, aber sehr wohl bei den Bürgern und manchen der Reporter. Die Stimmung schwang ganz leicht um, denn kein Militärangehöriger der Sternenallianz hätte sich eine solche Mühe gegeben.
‚Ginnes Pasco hätte es getan.’ Vermutlich auch Remonel Delaigne, denn der Commander aus Sirius war auch bereit gewesen, alles zu versuchen, um sein Ziel zu erreichen. Zwischen Pascos Rettung und einer Beeinflussung der Bürger von Nouvelle Espérance mochte ein wesentlicher Unterschied bestehen, aber auch Moores agierte in seiner Funktion als Militär und ranghöchster anwesender Vertreter der Terranischen Föderation.
Und doch hatte der reife Admiral aus Orion sein Ziel erreicht. Er hatte zugegeben, was die Einheimischen sowieso wussten und dachten, dabei jedoch versucht, diese Vorurteile zu entkräften und eine Brücke zu bauen. Dies wollte er durch das Hervorrufen von spontaner Sympathie und die Erinnerung an die drei verlorenen
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