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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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teuersten Spezialkliniken und eine Rückenmarkstherapie leisten. Einem terranischen Gefangenen half hingegen niemand. Im Gegenteil: Man schickte ihn hierher und entwürdigte ihn durch den manuellen antiken Rollstuhl. Einfach weil der Mann in seinem Zustand sowieso für niemanden eine Gefahr darstellte und durch seinen gesellschaftlichen Status nichts Besseres verdiente. Es war nicht einmal Leibeigenschaft, sondern einfach das Fehlen jeglicher Rechte. Auch daraus erwuchs einem Höhergestellten wie Belian die Pflicht, sich gegenüber dem Terraner zumindest annehmbar zu verhalten. Auch der Feind existierte, weil Gott es so wollte.
    Louise wusste, sie konnte nicht widersprechen. Belians Ton war zu bestimmt gewesen. Deshalb stand sie nur zornig auf und ging wortlos aus dem Raum. Mitsamt ihrem Stickzeug, was keineswegs positiv war.
    So sehr er ihr Temperament auch schätzte, Louise konnte sehr starrsinnig sein. Vielleicht gleichfalls ein Erbe ihres Ahnen.
    Blieb nur noch die Frage, was jetzt mit dem Terraner passieren sollte. Der Kerl hatte sich gänzlich zurückgezogen, hockte mit vors Gesicht geschlagenen Händen da und zuckte unter seinen Heulkrämpfen.
    Belian ließ ihn gewähren und versuchte, sich auf seine Mathematik zu konzentrieren. Unzweifelhaft hatte sein Vormund den Mann nur heraufgeschickt, damit dem Wunsch der Königin Genüge getan wurde. Sobald der heutige Nachmittag vorbei wäre, konnten sie ihn wieder loswerden und Mann durfte wieder ins Gefängnis, wo er ganz offensichtlich hinwollte.
    ‚Geheimdienst. Pah, so ein Quatsch! Wir haben nicht einmal eine Armee, also wieso sollten wir einen Geheimdienst haben?’
    Die unmenschlichen Laute seines ‚Gesellschafters’ und der Gedanke an den Streit mit seiner Schwester vergällten Belian die Aufgaben noch zusätzlich. In der Ausbildungsanstalt machte Mathematik ihm Spaß, aber Instruktor Forgerons Aufgaben waren ihm einfach nur genauso zuwider wie der glatzköpfige Kerl mit der piepsigen Stimme.
    „Was tun Sie da, Mon… Monsieur?“ Gestotterte Worte des Ausländers mit dem schlimmen Akzent.
    „Etwas, wovon Sie nichts verstehen. Ich erledige meine Nacharbeit in Höherer Mathematik.“ Besser gesagt versuchte er es, aber diese Gleichungen machten ihn fertig. Den Terraner ging das aber natürlich nichts an.
    Die Holzdielen knirschten, als der Mann seinen Rollstuhl ungeschickt in Bewegung versetzte. „Darf ich mal sehen?“
    Belian hatte die Ablehnung schon auf der Zunge, aber er erinnerte sich noch rechzeitig daran, dass Königin Michelle ihre schützende Hand über diesen Gefangenen hielt. Jemanden von königlichem Geblüt verärgerte man nicht. ‚Wenn er sich blamieren will, bitteschön.’
    Beim Ergreifen des Computers entblößte der Mann den zweiten Arm. Auch dieser war von Narben gezeichnet und sah scheußlich aus. Genauso wie die grobe orangefarbene Gefangenenkleidung oder die beiden dünnen Beine mit den zurückgebildeten Muskeln.
    „Sie müssen den ersten… Satz… nach Z so weit wie möglich auflösen und dann nach W umstellen.“ Anscheinend versagte erstmals das Französisch des Mannes.
    „Sie meinen Term“, murmelte Belian verblüfft und starrte auf den Computer. So ein dekadenter, primitiver Terraner konnte doch nicht…
    Doch, er konnte. Am Ende stand die Lösung da. Unmittelbar, nachdem Belian getan hatte, wozu der Kerl ihm riet.
    Allerdings hatte der gefangene Ausländer die Gesellschaft hier auf Nouvelle Espérance schon lange genug zwangsweise studiert und wusste, wann er sich lieber jede Gefühlsregung verkniff.
    Dieses gespannte Abwarten brachte Belian nur noch mehr in Zugzwang. Es war ein neuerlicher Beweis, der hier gefordert wurde. Eine zweite Anerkennung und die Revidierung von deutlich ablesbaren Vorurteilen. „Wo haben Sie das gelernt?“
    „In der Schule und auf der Navyakademie, Monsieur.“ Das rundliche Gesicht war leicht gerötet, aber es verriet keine Enttäuschung angesichts der Ausweichfrage. „Gleichungen dieser Art sind eine essenzielle Voraussetzung für die...“ Wieder war der Gefangene über ein französisches Wort gestolpert.
    Der junge Einheimische nahm es nicht zur Kenntnis, sondern er äußerte das, was gerade ungesagt geblieben war. „Die Transitnavigation für den sicheren Eintritt in und den Wiederaustritt aus dem Zwischenraum erfordert laut meinem damaligen Physikinstruktor komplexe Rechnungen und unter anderem das Beherrschen von Gleichungen fünften Grades.“
    Erstmalig sah der sechs oder sieben

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