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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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Familienvorstand weiter: „Für mich war eine unmögliche Vorstellung, dass du dich womöglich gehen lässt, wenn du es erfährst. Ich weiß, dass dein jüngerer Bruder dir sehr zusetzt, aber du wirst es ertragen und ihn leiten. Hörst du, Etienne? Er braucht dich an seiner Seite! Ansonsten weiß ich nicht, was womöglich aus der Auvergne wird.“
    Nun kam die Bitterkeit des Ducs voll durch:
    „Du hättest es wohl besser gemacht, aber Gottes Wille war, Paul an deiner statt zu erwählen. Deshalb bist du verpflichtet, ihn zu lehren, ihm zur Seite zu stehen und notfalls auch seine Fehler wieder auszubügeln. Ein Nachgeborener ist natürlich immer nur ein beigeordneter Bruder, aber auch er hat viel Einfluss… oder kann vielmehr viel Einfluss haben. Paul wird genau wissen, dass er dich braucht. Genau wie ich es jetzt weiß. Deshalb werde ich dafür sorgen… und habe auch im Fall der Fälle dafür gesorgt, dass du dafür zumindest lebenslang ein sehr gutes Auskommen hast. Außerdem werde ich dir nach der Hochzeit deines Bruders so schnell wie möglich die beste Gefährtin kaufen, die ich für dich finden kann. Ansonsten wird dein Bruder das tun müssen, weil ich es in mein Testament schreiben werde. So viel verspreche ich dir, aber dafür verlange ich auch, dass du deine Pflicht anerkennst und wahrnimmst. Die Familie geht immer vor. Versöhne dich mit Paul, und zwar so schnell es geht! Hilf ihm, sich zu ändern, noch bevor er mit zehn für acht Jahre auf die Ausbildungsanstalt kommt und dadurch dem familiären Einfluss weitestgehend entzogen wird.“
    Wieder trat eine Pause ein, die länger und länger wurde.
    Schließlich, als es fast nicht mehr ging, sagte Belian: „Und wenn ich es nicht tue?“
    Dem Duc d’Auvergne blieb der Mund offen stehen. Der Familienvorstand hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Der Schock über diese Gehorsams- und Dankbarkeitsverweigerung war so groß, dass Belian beinahe auflachte.
    „Was erwartet Ihr eigentlich von mir? Etwa, dass ich mich dankbar zeige, weil Ihr mich wie einen Bauern beim Schach in der Gegend herumschiebt und opfert? Ich bin ein Mensch, Euer Ehren. Ich habe rein zufällig Gefühle, die über die bloße Pflicht gegenüber der Familie hinausgehen. Wie kann ich Euch gegenüber loyal sein, während Ihr mich doch nur benutzt habt und es mir gegenüber nicht wart? Ein halbes Jahr lang habt Ihr mich genauso wie der Medikus belogen. Ihr habt mir eine heile Welt vorgespielt, um mich anzutreiben, während Ihr längst Pauls Namen an erster Stelle in Euer Testament geschrieben hattet. Wie…“
    Für einen Moment versagte Belian die Stimme, und er musste allen Willen aufbieten, um sich weiter mitteilen zu können.
    „… Wie könnt Ihr nur glauben, dass ich Euch das jemals verzeihen könnte? Was maßt Ihr Euch eigentlich an? Ihr verwehrt mir sogar die Rückkehr zur Ausbildungsanstalt, weil ich für einen bloßen Guts- oder Firmenverwalter sowieso bereits viel zu viel weiß. Stattdessen soll ich einem Bruder dienen, der mich hasst. Ihr habt ihn dazu gebracht, zusammen mit der Madame. Ihr und Eure Gattin habt ihm nämlich jahrelang das erzählt, was ich heute hören durfte. Vielleicht kann ich ihn deshalb sogar verstehen, aber mögen oder gar lieben werde ich ihn nie. Meinetwegen könnt Ihr mich verstoßen, aber lieber wähle ich eine bürgerliche Existenz in Dunoise oder an einem anderen Ort, als dass ich mich auch noch selbst komplett erniedrige und Paul gehorche. Es reicht mir völlig, dass andere das von mir verlangen.“
    Er hatte bereits die Brücke hinter sich in Brand gesteckt, also konnte er sie jetzt auch noch ganz einreißen. Ohne jede Erlaubnis verließ er die Bibliothek und danach das Haus. Jeden Augenblick rechnete er mit einem Losbrüllen des Ducs, aber nichts geschah. Er erreichte völlig unbehelligt den Stall und trat ein. Anstatt der heiß ersehnten Ruhe nach der Abendfütterung fand er jedoch zwei der Terraner vor. Den blonden Übersetzer und den Einarmigen. Der Gesunde schippte Mist, während der Invalide mit seiner ihm gebliebenen rechten Hand unbeholfen und deshalb geradezu übervorsichtig Gardienne striegelte.
    Für einen Moment fuhr der im Erzählen begriffene braunhaarige Behinderte noch fort, dann zuckte er zusammen und blickte genau wie sein Landsmann Belian an. Beide Fremdweltler sahen jetzt bedeutend besser aus als zu früherer Stunde. Sie hatten geduscht, sich gepflegt und vor allem beinahe enthusiastisch geschwatzt. Bis jetzt, als der Schrecken

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