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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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verpflichtet und wird sein Angebot kaum zurücknehmen können. Wir werden ihm jedenfalls keinen Anlass geben, es zu tun. Denn entgegen allen Befürchtungen Ihres Geheimdienstes wird niemand von uns ernsthaft versuchen, sich nach Dunoise durchzuschlagen, ein Shuttle zu entwenden und ein Raumschiff zu entführen. Die Zeiten, in denen wir solche verzweifelten Pläne geschmiedet haben, sind lange vorbei. Es ist unrealistisch.“
    „Nouvelle Espérance hat keinen Geheimdienst“, stellte Belian automatisch richtig.
    „Und deine Blume kann aus der Pferdebox fliegen.“ Jasko fasste demonstrativ an seinen Fuß.
    „Was ist das überhaupt, was du da hast?“
    „Ein moderner Sender, was sonst? Wir alle haben heute so ein Ding um den Fuß bekommen. Mit Sicherheit orten sie uns per Satellit. Als wenn ohne diese ‚Schutzmaßnahme’ irgendjemand von uns ernstlich gewillt wäre, diese erträgliche Art der Gefangenschaft gegen eine Rückkehr ins Gefängnis einzutauschen. Schau dir die anderen doch an, Etienne! Da drin gehst du langsam kaputt.“
    Der Übersetzter war damit nicht einverstanden und wandte etwas ein, woraufhin sich die anderen einmischten, und die Diskussion erst richtig losging.
    Belian nutzte den Moment der Ablenkung, um sich von ihnen zu lösen, aber er hatte damit nicht viel Erfolg. Niven war scheinbar eher der stille Typ und schloss sich ihm ungefragt an. Immer noch von seinem schlechten Gewissen geplagt, wagte Belian nicht, ihn wegzuschicken.
    Er ging lediglich in die Futterkammer und setzte sich auf eine Kiste. Der Terraner zögerte und gesellte sich schließlich dazu. Während der 24- oder 25-jährige Mann anscheinend Überlegungen anstellte, wie er die Sprachbarriere überwinden könnte, rief draußen jemand: „Julien?“
    Das eine englische Wort hieß wohl: „Hier!“
    Danach waren die anderen wieder da. Zwei der Offiziere sahen jedoch deutlich, wie negativ Belian darauf reagierte, und so blieb es lediglich bei einer kurzen Vorstellungsrunde und wenigen Erklärungen.
    Der Übersetzer hieß Francis Garther, der ältere Braunhaarige William Heathen und der kompakt gebaute Schwarzhaarige, der immer in Kristian Jaskos Nähe blieb, war wie schon vermutet Andreas Maitland alias Andi, von dem Belian schon so manches Mal gehört hatte. Julien Niven hatte sich ihm ja bereits vorgestellt.
    Zusammen mit dem im Gesicht gezeichneten Commander Jeffrey Abraham bildeten die fünf terranischen Leutnants jedenfalls eine in sich sehr verschiedene Gruppe. Sie waren einander aber auch durch etwas verbunden, das sie gemeinsam vollbracht und durchlitten hatten. Der Schiffbruch im All, die wochenlange Not, dann die Gefangenschaft und die Verhöre.
    Nur zwei von ihnen sprachen Französisch, weil der blonde Garther es früher auf Terra von einem Privatlehrer gelernt, und Jasko in sechs Monaten auf der Schiffskrankenstation als Einziger die Zeit für das Sprachstudium mit einem Übersetzungsgerät gefunden hatte. Alle anderen hatten um das nackte Überleben gekämpft. Jeden Tag aufs Neue und 24 Stunden lang. Genauso wie der Rest ihrer viel zu kleinen Besatzung.
    Nachdem sie sich bekanntgemacht hatten, zogen die Terraner sich zurück. Insbesondere Niven tat das sehr eigenartig, denn der Offizier berührte im Vorbeigehen vollkommen absichtlich und deshalb geradezu frech Belians Hand und drückte sie. Maitland ging ungern, aber Jasko bestand anscheinend darauf. Da war also noch jemand eifersüchtig, wie Belian nicht ohne Ironie dachte. Ein deutlicher Blick von Heathen war nötig, damit Jaskos Freund den anderen vier Männern folgte.
    Der halb gelähmte Ausländer wendete seinen Rollstuhl gekonnt, als sie allein waren. „So… und jetzt erzähl mir bitte im Detail noch einmal…“
    „Etienne!“, trällerte Paul geradezu fröhlich, und stand plötzlich in der Stalltür. „Bist du hier? Zeig dich! Unser Vormund verlangt nach dir, um deinen fetten Hintern ans Kreuz zu nageln, wie du es verdienst, wertes Bruderherz…“
    Ironischerweise waren es exakt jene im Überschwang gesungenen, unstandesgemäßen Worte, die genau das verhinderten und dem Neunjährigen im übertragenen Sinn das Genick brachen.
    Kristian Jasko hatte ein halbes Jahr lang hier gelebt. Er wusste um die absolute Macht des Ducs und auch um die Lebensweise der Bediensteten sowie die Belange des alltäglichen Lebens. Natürlich hörte angeblich keiner der Gutsangestellten jene Worte, aber sechs Terraner vernahmen sie. Zwei von ihnen folgten Belian daraufhin nach

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