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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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in sie gefahren war und sie lähmte.
    „Guten Abend, Monsieur Belian. Bitte verzeihen Sie die Störung, aber der Stallmeister hat uns angewiesen, nochmals auszumisten“, brachte der Blonde schwach vor. Es klang, als wolle er sich verteidigen.
    Auch der andere Terraner murmelte einen halbwegs verständlichen französischen Gruß und sah dann zu Boden. In dem trotz langer Gefängnishaft noch sehr ebenmäßigen Gesicht des attraktiven Mannes stand die Angst. Dieselbe, die seit Belians Ankunft auch in der Mimik und im Ton des Übersetzers abzulesen war.
    „Fahren Sie fort!“ Belian schlüpfte an der Mistkarre vorbei und trat zu Flores Box. Die Stute war von den Stallbediensteten gut versorgt worden, aber sie rollte mit den Augen, als sie ihn sah. Dann schnappte sie nach ihm. Beinahe schon gewohnheitsmäßig wich er aus. Das kannte er von Vent. Nur bei ihr war es neu.
    „Ich bin hier um mich bei dir zu entschuldigen, Mädchen. Ich habe dir heute Unrecht getan…“ Zu einem Pferd konnte Belian sagen, was bei anderen Menschen schwerer gewesen wäre. Er bedauerte, keine Mohrrübe dabei zu haben, aber andererseits hatte sie gerade ihr Abendfutter bekommen, und Pferde konnten eigen sein. Genauso wie nachtragend.
    „Monsieur?“ Einer der Terraner hatte sich zaghaft genähert. Der Mann mit dem fehlenden Arm. Er hatte den Striegel weggelegt und holte etwas aus der Tasche der schrecklichen orangefarbenen Hose.
    Die Vokabeln, um es anzubieten, fehlten, also wurde nur die Hand ausgestreckt. Darauf lagen zwei Stücke Zucker, aber als die Stute das auch mitbekam und sich ruckartig streckte, fuhr der Ausländer zusammen und prallte zurück.
    Es war so urkomisch, dass Belian trotz seiner düsteren Stimmung fast lachen musste. Er winkte den Mann heran, der äußerst misstrauisch auf das Pferd schielte, und packte dann die Hand.
    Ein leiser Schrei war die einzige Reaktion, als der Besitzer dem Tier die Stücke auf diese Weise präsentierte. Wenn Flore die Wahl zwischen Bösartigkeit und Zucker hatte, wählte sie den Zucker. Sehr pferdetypisch.
    Eine gute Idee war das jedoch dennoch nicht gewesen, denn der Offizier hatte sich versteift und sah sich aus weit aufgerissenen Augen hilfesuchend um. Sein Freund war jedoch fort.
    ‚Was müssen sie ihm angetan haben, dass er so schreckhaft ist? Ich habe doch nichts Böses gewollt!’
    „Entschuldigung“, murmelte Belian auf Englisch und schöpfte damit einen guten Teil seines ‚Hallo, tschüss, bitte, danke, Entschuldigung’-Wortschatzes aus.
    Die grünen Augen mit den langen Wimpern waren die eines scheuen Rehs, und das war nicht richtig. Diese Furcht war trotz des Umstandes, dass der Mann überhaupt ungebetenerweise hier war, schlimm! Belian war schließlich niemand vom Staatsschutz!
    Auf das Pferd deutend murmelte er langsam: „Flore.“ Dabei formte er eine Blüte mit der Hand. Dann zeigte er auf sich selbst. „Etienne Belian.“ Nun kam der schwierige Teil: die Geste zu dem Mann, dem er gerade ungewollt Angst eingejagt hatte.
    Es dauerte, aber schließlich kam die Reaktion nach einem tiefen Durchatmen und einem deutlichen Schlucken. „Julien Niven.“ Eine ganz leise, tonlose Auskunft.
    „Leutnant Niven?“ Dieser Titel hatte auch Jasko viel bedeutet.
    Ein Kopfnicken und eine Wortkombination, aus der Belian nur die Bestandteile ‚Navy’ und ‚Terra’ verstand, bestätigten das Phänomen auch hier. Wenigstens hatte die harmlose Nachfrage die Zunge etwas gelöst.
    „Sprechen Sie Französisch? Ihr Name klingt vertraut.“
    Blankes Unverständnis, das auf seine Art auch eine Erwiderung war.
    „Julien kommt aus Toulouse. Das ist eine Stadt in der Gegend, aus der deine Urahnen damals ins All emigriert sind, Etienne. Heute spricht dort jedoch kaum noch jemand Französisch. Englisch ist die einzige Pflichtsprache Terras, wie ich dir glaube ich irgendwann schon erzählt habe.“
    Jaskos nicht gänzlich ungezwungener Ton und die Verwendung des Du verleiteten den anderen Sprachkundigen, der neben dem Rollstuhl ging, zu einer leisen Bemerkung.
    Niven entspannte sich sichtlich, als er sich im Kreis seiner Landsleute befand, während Belian unwohl zumute war. Sie waren jetzt zu sechst und er allein. Genau genommen hatten sie ihn von der nächstgelegenen Tür abgeschnitten. Er konnte zwar nach hinten rennen, aber zumindest Niven und der Übersetzer waren jung und wirkten nicht allzu sehr entkräftet. Auch der schwarzhaarige Terraner, der den Rollstuhl schob, würde zweifellos

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