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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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seinem Rollstuhl. Instinktiv tat Maitland es dem Freund gleich und verließ seinen Platz, aber der jüngere Offizier, der Belian noch immer verbunden war, winkte ab. Der für ‚einheimische Angelegenheiten’ zuständige Sprecher der Gruppe glaubte, den Weg allein bewältigen zu können.
    „Komm doch rein, Etienne. Du warst vor vier Tagen das letzte Mal hier.“ Die anderen Männer schwiegen nach Jaskos Angebot. Maitland sah nicht begeistert aus, aber die restlichen verhielten sich neutral. Bis auf Heathen, der wortlos einen Stapel frischer Handtücher von einem Stuhl räumte, auf dem Jasko anscheinend niemals saß.
    Diese unerwartete Einladung vonseiten des schwer zu durchschauenden ältesten Leutnants ließ den Besucher wirklich die massive Kette nebst Schloss weglegen und zögerlich eintreten. Er musste schließlich sowieso die Schokolade abliefern.
    Trotz der geschlossenen Tür war es kalt und zugig. Alle sechs Terraner trugen zwei orangefarbene Garnituren übereinander und hatten ihre Schuhe noch an. Garther und Abraham hatten sich zusätzlich in ihre Schlafdecken gewickelt.
    Bevor sein ehemaliger Freund, der seit zwei Monaten nicht nur äußerlich wieder gänzlich zu einem terranischen Gefangenen geworden war, etwas zu den seltener werdenden Besuchen sagen konnte, holte Belian die Schokolade heraus.
    Kristian Jasko hatte beim letzten Kontakt vor vier Tagen Nivens 25. Geburtstag erwähnt und damit aus Belians Sicht irgendetwas erbeten. Das Datum war letzte Woche gewesen, aber spät war besser als nie.
    „Herzlichen Glückwunsch nachträglich, Monsieur.“
    Diese Männer zu erfreuen war so unendlich leicht! Niven brachte kein Wort mehr hervor, während auch die anderen teils bewegt auf die drei Tafeln starrten. Sie hatten selbst so etwas Kleines lange entbehren müssen. Es war nicht nur ein Geschenk für einen, sondern für sie alle.
    „Julien.“ Abraham nannte ihn nur beim Namen. Eine Erinnerung an die notwendige Höflichkeit.
    „Danke.“ Nur ein Hauch und ein darauf folgendes, deutliches Spiel der Lippen. Der einarmige Leutnant hatte feuchte Augen. Wegen etwas zu essen, das zwar insgesamt 100 Francs gekostet haben mochte, weil es eine teure Marke war, aber dennoch letztendlich nur eine Sache darstellte. Etwas, das käuflich war.
    ‚Spätestens in zwölf Jahren werde ich mir wie fast jeder andere Bürger auch nur noch billige Schokolade leisten können’, stellte Belian nüchtern für sich fest. Daran wollte er jedoch noch nicht denken.
    Stattdessen blieb er stehen und sah zu, wie Niven die drei Tafeln herumreichte. Die Terraner teilten selbstverständlich, ganz wie es vorauszuahnen gewesen war. Jeffrey Abraham nahm die letzte Packung an und zerbrach sie in zwei Hälften, von denen er eine wiederum an sämtlichen anderen Sollbruchstellen verkleinerte. Julien Niven hatte schließlich nur eine Hand, und nichts sollte verloren gehen. In dieser Gemeinschaft war der Umgang mit körperlichen Gebrechen ganz anders als in den großen Familien von Nouvelle Espérance üblich. Der Kontrast fiel dem selbst eingeschränkten Belian deutlich auf. Man tat alles für Niven, ohne dass dieser darum bitten musste oder gar ausgegrenzt und wegen seiner Unzulänglichkeit verachtet wurde.
    William Heathen bot Belian wortlos von seinem Anteil an, als der Blick ihn streifte.
    „Danke, aber wir haben genug. Das ist Ihre.“ Schokolade war außerdem nicht seine Lieblingssüßigkeit.
    Er machte Anstalten, äußerst leise zu gehen, während die sechs Ausländer wortlos genossen, aber Jasko konfrontierte ihn offen: „Etienne, warum meidest du uns?“
    Nun war die Schokolade einen Moment lang vergessen. Alle wandten sich wieder zur Tür.
    „Ich meide euch nicht, aber mir ist momentan einfach nicht danach. Ich möchte lieber allein sein, Kristian.“ Er ritt aus genau dem Grund auf fast allen Pferden viel aus. Flore duldete ihn zwar wieder im Sattel, aber sie ging nur widerstrebend und ängstlich unter ihm. Er bewegte sie trotzdem mindestens zweimal pro Woche, damit der Duc das ruhige Tier nicht verkaufte. Den Terranern schenken würde der Hausherr sie wohl kaum, obwohl die teure Stute Jasko und Niven ehrlich zugetan war. Der einarmige Leutnant hatte sich mit Heathens und Maitlands Hilfe auch einmal auf Flore geschwungen. Trotz des Faktes, dass Niven ebenfalls ein Anfänger war, hatte sie sich von ihm reiten lassen. Willig und ohne flach angelegte Ohren, obwohl der Trab nicht korrekt ausgesessen worden war und ihr deshalb

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