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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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Triumph würde er Paul nicht gönnen. Etienne Belian war schließlich nicht blöd und wusste, aus welcher Richtung es kam. Er selbst war derjenige, der damit getroffen werden sollte.
    Die Klassifizierung der Fremden als Mitmenschen fand keinesfalls den Beifall der Haushälterin. „Monsieur, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich nicht weiter aufhalten würden. Ich habe meine Pflichten. Garagenmeister Genay hat mir heute Vormittag nur mitgeteilt, dass der führende Fremdarbeiter zu ihm gekommen ist und um ein solches Mittel gebeten hat. Eine oberflächliche Untersuchung von Monsieur Niven hat in der Tat einen Befall ergeben.“
    Die geradezu nette Betitelung des Leutnants zeugte davon, dass die französische Herkunft trotz des terranischen Passes auch hier auf der Insel genau wie früher in Dunoise sehr wohl einen kleinen Unterschied ausmachte. Ein Julien Niven konnte schließlich nichts dafür, dass seine Urahnen vor Hunderten von Jahren wie Millionen andere Franzosen nicht die Chance gehabt hatten, eines der Kolonieschiffe in die Freiheit zu besteigen. Ja, Niven war ein Terraner, aber war das nach der langen Unterdrückung ein Wunder? Jeder Bürger auf Nouvelle Espérance wusste, dass man sich sein Schicksal nicht aussuchen konnte. Der Leutnant war irregeleitet, aber dennoch besser als die anderen. Einfach weil er in einer Stadt namens Toulouse geboren war. Punktum.
    „Ich verstehe.“ Mehr konnte Belian in dem Moment nicht von sich geben. Womöglich hatten die Gefangenen ihm genau das gestern Abend sagen wollen, als sie ihn gebeten hatten, zu bleiben. Läusebefall war abstoßend und konnte im Extremfall zum kompletten Abscheren der Haare führen. Einmal hatte man das den Männern im Gefängnis angetan. Ganz zu Anfang. Womöglich aus ähnlichen Gründen.
    Die Familie des Chauffeurs war gerade erst eine Woche lang in Quarantäne gesteckt worden, weil eines der Kinder befallen gewesen war. Etwas Ähnliches blühte nun zweifellos auch den Gefangenen. Gut Auvergne hatte einen Ruf zu verlieren.
    Besser, er brachte es gleich hinter sich. Er musste sie zusammenrufen, ihnen den Eimer und das Zeug aushändigen und sie in ihren Schuppen schicken. Bloß nichts anderes!
    Leider erwies es sich nicht als so einfach, denn irgendwer hatte die Hilfsarbeiter abkommandiert. Belian fand nur Maitland und Heathen. Sie putzten den Waschraum der Stallburschen. Inklusive der Latrine. Das war eine äußerst niedere Arbeit. Trotzdem beklagten die Männer sich nicht. Weder der ihm eher unsympathische Maitland noch der durch diese Tätigkeit entwürdigte Heathen. Beide mühten sich stumm ab, bis der Siebzehnjährige sich räusperte und somit seine Anwesenheit verriet.
    „Messieurs, bitte verwenden Sie diese Utensilien und finden Sie sich danach für den Rest des Tages in Ihrem Quartier ein.“
    Belian stellte den Eimer hin und wollte seinen Auftrag als erledigt betrachten, aber Heathen hatte schnell geschaltet und fragte: „Stehen wir unter Quarantäne?“
    „Ich halte es zumindest heute für sinnvoll. Wissen Sie, was Sie tun müssen?“ Der Herzogssohn drehte sich nicht nochmals um.
    „Ja!“, stieß Maitland verächtlich hervor. „Nur Bruder auch?“
    „Wie bitte?“ Belian fuhr jetzt doch herum.
    Heathens Blick wäre geeignet gewesen, um kochendes Wasser auf der Stelle zu Eis gefrieren zu lassen. Der ältere Terraner vernichtete seinen Landsmann förmlich und deutete auf die Tür. „Würden Sie bitte, Monsieur?“
    Ja, es wäre wohl besser, für Privatsphäre zu sorgen. Belian wartete anschließend und wurde mit sichtbarem Unbehagen belohnt, das ihn irgendwie frohlocken ließ.
    „Monsieur, ich weiß nicht, was geschehen wird, wenn ich Ihnen mitteile, was passiert ist. Mir ist äußerst klar, dass Läuse auf Nouvelle Espérance als unrein und abstoßungswürdig gelten. Wir sind jedoch alle damit vertraut, weil es immer wieder vorkommt, dass irgendein Crewmitglied sie einschleppt. Die engen Quartiere an Bord eines Raumschiffes befördern die Verbreitung natürlich. Allerdings hat keiner von uns mehr damit zu tun gehabt. All die Monate seit der beschwerlichen Zeit im Frachtraum der Mouette nicht. Nur, was Leutnant Maitland gerade sagen wollte, ist…“
    Dieses umständliche Gerede und Heathens unverkennbare Vorsicht ließen Belian hellhörig werden und jäh begreifen. Paul hatte die Terraner schon als verlaust bezeichnet, noch bevor es sonst jemandem bekannt gewesen war. Und das wiederum bedeutete aus Sicht der Offiziere eine

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