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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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tust du ihr Unrecht. Die Madame geht jeden Morgen mit verweinten Augen ins Badezimmer, und in der Kapelle betet sie um Versöhnung.“
    „Sie fleht sicherlich Gott dafür an, dass ich vernünftig werde, anstatt ihren mittleren Sohn selbst zu erziehen.“
    Seine Vertraute und Freundin fuhr kurz zusammen und sah dann weg. „Wirst du es tun?“
    „Was sollte ich tun?“
    „Vernünftig werden. Die Realität als gegeben akzeptieren.“
    „Nein.“ Es klang nicht stark genug, also setzte er noch hinzu: „Niemals!“
    „Du solltest es vielleicht tun. Wenn schon nicht für dich, dann für jene Männer, denen du gerade die aus der Kühlkammer genommenen drei Tafeln Schokolade bringst. Paul wird sie sonst für dich büßen lassen, wenn er das Erbe antritt.“
    Natürlich belastete dieser Zustand auch Louise. Belian wusste es, aber dennoch kam ihm diese Aufforderung wie eine Erpressung vor. Es war auch eine. Subtil und elegant. „Viele Jahre werden vergehen, bis er der nächste Duc d’Auvergne wird. Womöglich überlebt Euer Ehren die Gefangenen!“ Zwischen einem geheizten Gutshaus und den kalten Abenden im zugigen Geräteschuppen bestand ein himmelweiter Unterschied. Insbesondere Jeffrey Abraham bereitete Belian und den jüngeren Terranern Sorge. Letzte Woche hatte der 45-jährige Mann gelegentlich gehustet, aber der verschriebene Saft des Medikus hatte geholfen.
    „Vielleicht weniger als du denkst.“
    „Was soll das heißen?“, erkundigte er sich misstrauisch.
    „Interessier dich dafür und mach die Augen auf, wenn du am Tisch sitzt. Ich weiß, du hast deine Gründe, und es war nicht richtig, wie alles vor sich gegangen ist, aber nicht nur die Madame ist affektiert.“
    „Wie du schon sagtest, habe ich meine Gründe. Was geht Euer Ehren mich an?“ Wenn Gott es dem Familienvorstand heimzahlte, umso besser!
    „Du kannst nicht so gefühlskalt und nachtragend sein! Das glaube ich einfach nicht. Wenn es so wäre, wärst du genauso grausam wie Paul! Unser Vormund hat das Erbrecht von Nouvelle Espérance nicht gemacht! Euer Ehren liebt dich auf seine Weise, auch wenn du es nicht begreifen magst! Sonst wärst du nämlich längst in einer Anstalt für psychologische Korrekturen gelandet!“ Louise fuhr herum und eilte mit langen, undamenhaften Schritten zum Haus zurück.
    Am liebsten hätte er ihr etwas nachgerufen, aber sie hätte ohnehin nicht gehört. Außerdem war er erschüttert. Die Vorstellung, in einer Korrekturklinik zu landen, war ihm neu. Neu und schlimm.
    Obwohl ihm nicht mehr so recht danach war, zu den Terranern zu gehen, wollte er wenigstens die Schokolade noch vorbeibringen. Die Männer würden sich darüber freuen, und das konnte er ihnen nicht nehmen. Er hatte seine Stimmungen schon oft genug an Unschuldigen ausgelassen. Sowohl an ihm unterlegenen Menschen als auch an hilflosen Tieren wie seiner Stute Flore.
    Schon etliche Schritte bevor er das kompakte kleine Gebäude erreichte, hörte er Julien Nivens leisen Gesang. Der meistens sehr zurückgezogene und von bösen Erinnerungen gequälte Terraner sah also nicht nur gut aus, sondern er hatte auch eine schöne Stimme.
    Eilige Schritte verklangen. Zwei Mädchen und ein kleiner Junge waren ganz schnell in Richtung des Bedienstetentraktes verschwunden. Sie waren die Kinder irgendwelcher Hausangestellten. In einer glaubte Belian sogar die zweitälteste Tochter des Stallmeisters zu erkennen. Früher einmal hätte er solche Dinge nicht gewusst. Jetzt tat er es. Seit er viel zu früh wieder permanent hier lebte.
    Daher hatte er auch beobachtet, dass besagtes Mädchen sogar Nivens Gesellschaft suchte. In bürgerlichen Familien lagen die Dinge selbstverständlich etwas anders als in Belians. Womöglich hätte der Gutsbedienstete trotz Nivens fehlenden Armes nicht einmal etwas gegen die Verbindung gehabt, wenn der attraktive Schwarm seiner Tochter nicht ausgerechnet ein Terraner gewesen wäre. Zum Glück des Mädchens, das diesbezüglich natürlich garantiert völlig anderer Meinung war, erwiderte der von ihr umworbene Offizier die Avancen nicht.
    Vielleicht hätte Niven nicht einmal dieses traurige terranische Lied gesungen, wenn er sich der draußen stehenden, ihn anhimmelnden Zuhörerin bewusst gewesen wäre. Auch Belian lauschte natürlich auf die gleiche unrechte Art und Weise, aber ihm entging nicht das im Lied mitschwingende Heimweh. Zumindest einer der sechs Männer bedurfte des heute mitgebrachten kleinen Geschenks äußerst dringend. Belian bedauerte

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