Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
entschuldigenden englischen Nachsatz an.
Abraham nickte nur ernst und schien den Zwischenruf nicht übel zu nehmen. Im Gegenteil. „Recht so hast, William. Setzen Sie sich, Monsieur. Bitte. Sie sollten hören einiges.“
„Wie können Sie sich nur anmaßen, mir Ratschläge geben zu wollen? Ich will Ihre Hilfe nicht! Alles, wozu Sie alle fähig sind, ist Verrat!“
„Etienne!“ Ein halbes Stöhnen von Kristian Jasko. „Du darfst nicht denken, ich hätte leichtfertig…“
„Sie haben mein Vertrauen missbraucht. Genauso wie jedermann! Soll ich das etwa gutheißen und Sie dafür loben?“ Belian hatte schon so viele Schicksalsschläge hinnehmen müssen, dass er bei diesem geradezu unbeteiligt blieb. Er hatte sowieso bereits begonnen, sich von den Terranern und insbesondere seinem ehemaligen ‚Freund’ zu lösen. Nun würde das umso leichter sein.
„Leutnant Jasko hat Ihr Vertrauen nicht missbraucht und in keiner Weise unehrenhaft gehandelt, Monsieur!“ Heathens Stimme knallte wie eine Reitpeitsche. „Er sprach stets nur freundlich von Ihnen und ist Ihnen zugetan! Sie sind es, der gerade blind um sich schlägt und Vertrauen zerstört! Sie unterstellen uns Dinge, die wir niemals getan haben! Keiner von uns ist ein Verräter! Jeffrey… Commander Abraham versucht nur, Ihnen zu helfen!“
Ein Stuhl scharrte über den Boden, als Leutnant Niven die Beine hochnahm, den noch vorhandenen rechten Arm darum schlang und sich auf der Sitzfläche zusammenkauerte. Der sich ganz klein machende Offizier konnte offensichtlich keine Schreie ertragen. Vielleicht auch keine Beschimpfungen.
„Julien!“
Für einen Moment waren die anderen abgelenkt, und das war genau die Zeit, die Etienne Belian dazu benötigte, rauszustürmen, die Tür zuzuwerfen und die Kette nebst Vorhängeschloss anzubringen. Jeden Augenblick rechnete er mit Widerstand, aber keiner der Terraner warf sich gegen den Zugang oder schrie. Nicht einmal Kristian Jasko, was irgendwie das Schlimmste war.
Vielleicht lag es an diesem Zwischenfall oder an dem Streitgespräch mit der mutigen Louise, dass der Siebzehnjährige in dieser Nacht davon träumte, für den Rest seines Lebens in einer Korrekturanstalt dahinzuvegetieren.
„Monsieur Belian?“ Die dralle führende Hausangestellte vertrat ihm den Weg. Früher einmal wäre das ein Affront gewesen, aber der ‚vergessene Sohn’, wie die Gutsbediensteten den Erstgeborenen nannten, war eben in Ungnade gefallen.
In ihren Händen befanden sich ein Eimer, eine ziemlich große Plastikflasche und mehrere Kämme. „Würden Sie die Fremdarbeiter in den Geräteschuppen holen und ihnen das hier übergeben?“
„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, Bürgerin Rainaud.“ Sie hatte damit angefangen, ihn zu reizen, also sollte sie auch mit dem Echo leben. Außerdem sah er keinen Anlass, die Gefangenen heute schon wieder aufzusuchen. Der gestrige Abend hatte ihm gereicht.
Das Gesicht der Bediensteten verhärtete sich bei dieser Deklassierung. Die Frau war selbst schuld, denn sie war einem Sohn des Ducs im wahrsten Sinne des Wortes nahegetreten. Erbe hin oder her, Belian war ein Teil der Familie des Gutsbesitzers. Keine niedriger Gestellte hatte das Recht, ein Mitglied der großen Familien zu deklassieren, auch wenn es sich in Ungnade befand. Noch hatte sein vor ihm kapitulierender Vormund ihn nicht verstoßen. Auch wenn das Personal sich mit Paul gut stellen wollte, so schuldeten die Bürger dem älteren Sohn des Herzogs doch einen minimalen Respekt.
„Dann werde ich den Duc d’Auvergne damit behelligen müssen und die Männer einsperren lassen. Sie stellen im Moment eine Gefahr für die Gesundheit von jedermann dar, mit dem sie in Kontakt kommen, Monsieur.“
Obwohl ihm der erste Teil der Aussage völlig egal war, verblüffte der zweite Belian dennoch maßlos.
Die erboste Angestellte drückte ihm jedoch anstelle einer Erläuterung ihrer Worte nur die Utensilien in die Hände, und das erklärte auch so einiges.
Die neuerliche Beleidigung seiner Person trat in den Hintergrund, als er die Flasche betrachtete. Sie enthielt ein Entlausungsmittel!
„Bürgerin Rainaud!“
Als sie ihn hörte, blieb sie äußerst widerwillig stehen.
„Was soll das? Die Terraner haben kein Ungeziefer! Jeder von ihnen wäscht sich mehrfach am Tag, und sie duschen, so oft es ihnen gestattet ist. Sie sind so reinlich wie jeder andere Mensch auf dem Gut! Wer ist denn bloß auf die Idee…“ Nein, diesen zusätzlichen
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