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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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für Etienne Belian eingestanden, um seine Position zu stärken und ihn gegen seinen kleinen Bruder zu verteidigen. Welchen Preis würden sie eines Tages dafür fordern? Ihre Freiheit? Die konnte Belian ihnen nicht geben. Was sonst wollten sie von ihm?
    Sein Vormund behandelte ihn seit jenem Tag wie Luft, und auch die Duchesse vermied während der abendlichen Mahlzeiten gleichfalls, ihr erstes Kind anzusprechen. Nur Louise hatte manchmal ein trauriges Lächeln für ihren einsamen großen Bruder übrig. Was war es, was ein Außenseiter wie er sechs gefangenen Fremden geben konnte? Sie waren wenigstens erwachsen und kannten ihren Status auf Nouvelle Espérance. An jenem Abend ertappte der am Fenster stehende Belian sich dabei, dass er sie zumindest darum beneidete. Genauso wie um ihre Gemeinschaft, zu der er nie gehören konnte. Das dachte er jedenfalls.
     
     
     

 
     
Kapitel III
     
    „Gehst du wieder zu den dreckigen Verbrechern? Ich meine, Läuse und die modische Trendfarbe dieses Jahres sind zweifelsohne sehr verlockend. Gib mir den Schlüssel zum Schuppen, wenn du magst. Ich bewahre ihn gerne für dich auf, während du drin bist!“ Der Erbe der Auvergne stand auf der Treppe. Er war bereits in Nachtkleidung und hatte vielleicht entgegen allen Angewohnheiten schon im Bett gelegen. Sein Haar war ganz zerzaust.
    Belian, für den andere Zeiten galten, hielt keine Sekunde in seinem Schritt inne. Er überlegte kurz, ob seine Erwiderung die Grenze überschreiten würde und entschied, dass dem nicht so war. Der ihn bespitzelnde Neunjährige war nicht der Einzige, der gelernt hatte, nur indirekt beleidigend zu sein. Auch sein großer Bruder konnte das, und dank seiner fast abgeschlossenen Ausbildung sogar besser.
    „Danke, Paul. Das ist jedoch nicht nötig. Geh lieber weiter mit deinen kleinen Hybriden spielen und träum dabei von der Ausbildungsanstalt. Zumindest falls Bürgerin Rainaud dich nicht dabei erwischt, wie du hier herumläufst, anstatt, wie es deinem Alter zukommt, längst im Bett zu liegen.“
    Das Atemholen verriet äußerste Empörung, und Belian wünschte sich unchristlich, dass sein kleiner Bruder doch bitte platzen möge.
    Als er in der Dämmerung auf den Hof trat, folgte ihm jemand. Es war jedoch nicht Paul, sondern seine Schwester. Sie richtete ihren weißen Schleier, den sie bis zu ihrer Heirat draußen immer tragen musste, und eröffnete ihm schließlich: „Du machst einen Fehler. Ich kann verstehen, weshalb du so bist, aber Euer Ehren wird nicht immer da sein, und acht Jahre Ausbildungsanstalt werden schnell vergehen. Paul wird zurückkehren und dann wirst du gehen müssen. Was wird dann aus den… Fremdarbeitern? Sie werden immer noch hier sein.“ Sie wählte bewusst keinen abwertenden Begriff für die Terraner, weil er darauf stets empfindlich reagierte.
    Seinen ersten jähzornigen Impuls bezähmend, zwang Belian sich zum Nachdenken. Versuchte, nicht negativ aufzunehmen, dass sie auf ihn gewartet hatte. Vielleicht hatte sie gespürt, dass er heute Abend wieder in den Geräteschuppen gehen würde. Sie kannte ihn zu gut und war auch viel zu reif für ihre dreizehn Jahre.
    „Du bist klüger und vorausschauender als ich, Louise. Ich wette, du wärst damals nie auf Vent gestiegen“, gestand er ihr zu.
    „Vielleicht hätte ich es getan, aber ich bin eine Frau. Für mich ist nicht schicklich, so oft zu reiten wie du. Wir werden eher dazu erzogen, das Haus unter Kontrolle zu halten.“
    „Darin wirst du wie in allem eine Meisterin werden. Hast du dir je gewünscht, ein Junge zu sein?“ Er wartete nicht auf ihre Antwort, denn die Formulierung war ohnehin eine Infragestellung von Gottes Willen gewesen. „Du wärst ein guter Duc geworden. Dir hätte ich gern gedient.“
    „Das hättest du nicht, und du weißt es“, erklärte sie ihm sanft.
    „Doch! Paul ist ein Tyrann! Ein wahres Ekel! Du hingegen wärst gerecht und würdest nicht rücksichtslos Gehorsam fordern.“ Er stieß den Atem aus. „Natürlich hätte ich Zeit gebraucht, aber ich bin mir sicher, dass es in deinem Fall anders gewesen wäre. Dass ich dich als Familienoberhaupt hätte akzeptieren können.“
    „Ich bin eine Frau. Es hat nicht nur Nachteile, weißt du? Schau dir die Madame an“, wiederholte Louise.
    „Lieber nicht! Du wirst einem anderen eine bessere Duchesse sein als die Madame!“
    Sie riss die Augen auf. „Etienne! Wenn unser Vormund jemals diese Worte hört…“ Louise fasste sich mühsam wieder. „Außerdem

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