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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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bist der Erbe!“
    Es gab Dinge, die nicht wiedergutzumachen waren. Worte, die tiefere Wunden rissen als alle jemals zuvor gehörten. Sprachlos angesichts dieser Boshaftigkeit und des Umstandes, dass sein eigener Vormund ihn den Feinden allein und ohne Skrupel zum Fraß vorwarf, ließ er sich doch von einem der Polizisten am Arm fassen und ging mechanisch. Irgendwie setzte er einen Fuß vor den anderen, ohne zu wissen, wie. Seine Verabschiedung hatte ausschließlich aus Unwahrheiten und Kränkungen bestanden. Nach Monaten des Ignorierens hatte der Gutsherr sich wieder an seinen nutzlos gewordenen, gegen ihn aufbegehrenden Erstgeborenen erinnert, um ihn anstelle des für ihn so wichtigen zweiten Sohnes zu opfern.
    Die Tränen standen dem jungen Abgeführten in den Augen, aber er weinte sie nicht. Der Duc hatte nicht nur gelogen, sondern auch Theater gespielt. Die Worte verrieten, dass Belian für ihn ein durchaus verschmerzbarer Verlust war. Vielleicht sogar die Lösung eines Problems. Der unnütze Sohn anstelle des als Garantie geforderten Erben. Die Erfüllung einer gottgegebenen Bestimmung.
    Der vorausgegangene terranische Leutnant wartete nicht auf den zweiten Polizisten, sondern er öffnete selbst den hinteren Schlag des seitlich vom Haus geparkten Staatsschutz-Hybrids. Beim Einreiten hatte Belian das Gefährt nicht sehen können, weil es wohlkalkuliert abgestellt worden war. Natürlich hatte der Hausherr gewusst, aus welcher Richtung sein Sohn kommen würde. Das nichts ahnende Opfer des grausamen Komplotts.
    Nun wurde auch der zweite Beamte aktiv. Er legte eine Hand auf Belians Schulter und drückte, damit er und sein Kollege den in Terras Namen Verhafteten hineinbugsieren konnten.
    „Warten Sie!“ Ein Ruf, und dann rannte jemand mit fliegenden Röcken die Treppe hinunter. „Etienne!“
    „Louise!“, erscholl der Schrei der Duchesse in der Halle.
    Es gab Dinge, die doch noch schlimmer waren. Mitzubekommen, wie seine durch ihre Kleidung verlangsamte Schwester vom Familienvorstand persönlich eingeholt und festgehalten wurde, war etwas Derartiges. Es war viel schmerzlicher als die Erkenntnis, dass die Frau, die ihn zur Welt gebracht hatte, nicht herausgekommen war, um ihn noch einmal zu sehen. Alexandra Belian hatte keinen Wert darauf gelegt, aber ihre älteste Tochter tat es.
    Der Schleier rutschte herab und entblößte Louises langes schwarzes Haar sowie ihr Gesicht vor den Fremden. Das war ihr jedoch egal, denn sie rief Belians Namen, schlug und trat um sich. Sie wusste natürlich, was das der Duc getan hatte, und sie verachtete ihn dafür durch Respektlosigkeit.
    Während der Gutsherr sein Kind packte und wegzerren wollte, passierte etwas Unerwartetes. Der Terraner schritt ein. Als der Offizier auf ihn zu eilte und eine eindeutige Geste machte, ließ der Duc los. Die schlussendlich sogar gestürzte Louise rappelte sich auf und ergriff dabei den Beutel, den sie natürlich fallen gelassen hatte. Zögerlich reichte sie ihn dem Terraner und griff sich zusätzlich noch ins ruinierte Kleid.
    „Du gehst sofort ins Haus! Du benimmst dich wie eine Hure in Dunoise! Dir geschähe recht, wenn man dich auch noch mit zur Erde verschleppen würde!“, fuhr der Vormund sie schreiend und noch dazu beleidigend an. Belian hätte niemals gedacht, dass der Duc jemals ein solches Schimpfwort in den Mund nehmen würde. Und dann auch noch gegenüber der eigenen Tochter!
    „Eine Hure verkauft wenigstens nur ihren Körper, aber nicht ihre Seele!“ Laut gellten die Worte über den Hof, und sie drückte dem Feind etwas in die Hand, nachdem sie es geküsst hatte.
    „Ich werde dich nie vergessen, Etienne! Möge Gott dir beistehen!“ Dieses Mal war der Wunsch ehrlich gemeint. Ihre Segnung anstelle der seines Vormunds.
    Er schaffte es nicht, dazu etwas zu sagen. Ihn schüttelte, und er stieg ruckartig ein, um dem Feind von seinem eigenen Fleisch und Blut nicht auch noch den Triumph zu gönnen, ihn weinen zu sehen.
    Der Leutnant war bereits auf dem Rückweg. Kaum, dass der Mann sich umgedreht hatte, setzte der Duc sich natürlich durch. Die Dreizehnjährige wurde endgültig zurück in Richtung Haus bugsiert - ohne jede Nettigkeit.
    Neben der bohrenden Angst vor seiner Verschleppung und den Feinden musste er sich jetzt auch noch um Louise sorgen. Sie war äußerst mutig gewesen und hatte ihre erlaubten Grenzen weit überschritten.
    Der Leutnant stieg hinten ein, genauso wie die beiden Polizisten. Der Fahrer hatte die ganze Zeit über

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