Die neue Lustschule
seelischer Verletzungen ist die körperorientierte Arbeit mit dem Ziel der Befreiung unterdrückter Gefühle aus dem entstandenen «Muskelpanzer» unverzichtbar. Leider wird diese Möglichkeit in vielen psychotherapeutischen Schulen vernachlässigt bzw. gar nicht berücksichtigt, was eine erfolgreiche regressive Arbeit an den präverbalen Frühstörungen erschwert oder erst gar nicht möglich werden lässt.
Für die Ladung sexueller Energie ist der Status der Muskulatur von großer Bedeutung. Besteht ein ausgeprägter Muskelpanzer in dem Sinne, dass die großen Muskeln durch Gefühlsblockaden chronisch verspannt sind, dann können sie auch keine sexuelle Ladungsenergie mehr aufnehmen, ansammeln und für den Geschlechtsakt entsprechend halten. Dadurch wird die Ladungskapazität der durch Beckenbewegungen und Reibung der Genitalien entstandenen Energie verringert oder aufgehoben, so dass sich auch keine wesentliche Energie für eine lustvolle Entladung aufbauen kann. (Dies ist z.B. ein wesentlicher Grund für vorzeitigen Samenerguss.) Der Orgasmus kommt im Grunde nicht zustande oder bleibt ein lustarmer schwacher Abschluss, der mehr als Erschöpfung denn als Entspannung erlebt wird. Die körpertherapeutische Arbeit zeigt, dass das energetische Ladungs- und Haltevermögen
nach
der tief reichenden Gefühlsentladung innerhalb einer Therapiestunde wesentlich größer ist und sich auch das orgastische Erleben auf diesem Wege intensivieren lässt. Dies erklärt auch, inwiefern nach einem Orgasmus schmerzliche und traurige Gefühle auftreten oder noch während des Geschlechtsaktes aggressive Impulse entstehen können. In diesen Fällen hat die orgastische Energieentladung aufgestaute Gefühle ganz anderer Bedürfnisse in der Muskulatur aktiviert, die jetzt zum Ausdruck drängen und so das Weinen nach der Lust oder das sehnsüchtig-traurigeAnklammern an den Partner erklären. Wer das nicht versteht, entwickelt vielleicht Furcht vor dem Orgasmus oder erntet Vorwürfe vom Partner («Was hast du nur?», «Hab ich dich verletzt?», «War ich nicht gut genug?», «Was willst du denn noch?», «Lass mich, ich brauche jetzt meine Ruhe!»). Das klassische Missverständnis entsteht dann, wenn sich einer von beiden nach dem Akt einfach umdreht und einschläft oder aufspringt und ins Bad geht oder raucht, während der andere noch weiter zuwendungsbedürftig ist. Ladungsstörungen – vorzeitige Ejakulation, schnelle und kurze sexuelle Begegnungen ohne wesentliches Vor- und Nachspiel, schwache oder keine orgastische Lust – haben sehr viel mit unerkannten und vor allem ungelösten innerseelischen Verletzungen, Bedürftigkeiten und Konflikten zu tun, die auch körperlich geklärt und durchgearbeitet werden müssten, um die Ladungskapazität für sexuelle Energie zu erhöhen.
Entladung:
Entladung ist eine Frage des Verströmens der durch Bewegung und Reibung der Genitalien erzeugten und aufgeladenen Energie. Deshalb kann man dem Partner keinen Orgasmus machen. Man kann bei der Ladung behilflich sein durch gemeinsame Stimulation und gezielte reibende Berührungen, aber Bereitschaft und Fähigkeit zum Loslassen bleiben in der Verantwortung und Macht desjenigen, der einen Orgasmus erleben will. Das Loslassen selbst entzieht sich der bewussten und willkürlichen Aktion, es ist ein autonomer parasympathisch-vegetativer Prozess, der eintritt, wenn man dazu bereit ist, Ladung vorausgesetzt. Die Ladungskapazität ist abhängig vom Muskelstatus in dem Sinne, wie locker und infolgedessen wie frei die Muskulatur von aufgestauten und zurückgehaltenen Gefühlen und Affekten ist, so dass durch den Sexualakt Ladungsenergie inder Muskulatur (sympathicusbetont) angesammelt werden kann, bis der Ladungsvorgang zur Entladung (parasympathicusbetont) «kippt».
Je freier die Muskulatur, desto größer die Ladungskapazität. Je größer die Ladungsenergie, desto größer die Entladungslust. Während die Ladung stärker körperbezogen ist, wird die Entladung vor allem psychisch ermöglicht durch die angstfreie Bereitschaft, sich zu «verströmen» und zum autonomen Prozess des Kontrollverlustes «Ja» zu sagen.
Aufgrund meiner Erfahrungen bin ich überzeugt, dass die Bereitschaft zum Orgasmus eine «Kopfentscheidung» und der eigentliche Entladungsprozess ein psychodynamisch und beziehungsdynamisch determinierter Vorgang ist, der sich ab einem bestimmten Augenblick, vegetativ bedingt, nicht mehr stoppen lässt. Ich habe glaubhafte Informationen von
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