Die neue Lustschule
Männern, die in der Lage sind, sich eine bestimmte Anzahl von Friktionen vorzunehmen (z.B. 100 stoßende Beckenbewegungen), um dann zahlengenau orgastisch zu ejakulieren. Der Ladungsprozess unterliegt noch der Kontrolle, die Entladung geschieht dann autonom auf dem «Vehikel» der inneren Bereitschaft und zustimmenden Beziehung. So ist der vegetative Entladungsprozess in erster Linie von unbewussten innerseelischen Vorgängen beeinflusst. Die Angst davor, die Kontrolle aufzugeben, sich dem Augenblick zu überlassen, sich dem Partner in einem Ausnahmezustand anzuvertrauen, hat sehr viel mit anerzogenen Schamgefühlen und mit latenter Angst zu tun. Angst vor Beschämung, Verletzung, Missbrauch, emotionaler Ausbeutung oder auch die Angst, dass ein anderer Macht über einen gewinnt und etwas tut, was man nicht will, sind Formen der Reaktivierung erlittener Erfahrungen, gegen deren Wiederbelebung man sich die Beherrschung, die zwanghafte Kontrolle oder ein ideologisches Vermeidungsverhalten ja eigens antrainierthat. Eine orgastische Entladung kann den disziplinierten, wohlanständigen, gehemmten, braven, vorsichtigen und tugendhaften Menschen in einen völlig «verrückten», «abartigen» und «animalischen» Verzückungszustand versetzen, über den er sich im «normalen Leben» selbst wundern und in der Regel auch schämen würde. Der Orgasmus ist also eine Herausforderung der verborgenen seelischen Seiten sowie aller Normen und Erwartungen des Einzelnen, die ihm durch seine Erziehungsgeschichte eingepflanzt worden sind; der Partner kann sie verstärken, aber genauso zur Entlastung von ihnen beitragen.
Die Entladung, die orgastische Lust bewirkt, ist eine Expansion des energetischen Strömens von innen nach außen. Sexuelle Flüssigkeiten und Sekrete, über das Blut transportierte Wärmestrahlung, die vertiefte Atmung und die enorme Kreislaufsteigerung, das Stöhnen und Schreien und die Muskelkontraktionen verbrauchen Energien, deren Abfuhr die Entspannung einleitet. Alle willkürlichen und meist auch unbemerkten Behinderungen der Energieentladung – beispielsweise den Atem anzuhalten, keine Töne von sich zu geben, das Anblicken des Partners zu vermeiden oder Muskelverkrampfungen – vermindern die Entladungslust. Derartige Formen von funktioneller Verspannung und Zurückhaltung wird jeder mehr oder weniger einsetzen, dem Hingabe und Loslassen Probleme bereiten.
Entladungsbehinderungen lassen sich psychisch durch die Klärung vorhandener Ängste vermindern sowie körperlich dadurch, dass man darauf achtet, muskulär nicht zu verspannen, gut und tief zu atmen und lustvolle Töne (Schreie und Stöhnen) von sich zu geben. Letzteres ist für viele nahezu eine unüberwindbare Hürde, weil sie fürchten, von nebenan (Kinder, Eltern, Nachbarn u.a.) gehört zu werden, was bereits in der Phantasie tief sitzende Schamgefühleaktivieren kann. In einer solchen Situation werden so gut wie alle lustfeindlichen Erfahrungen die Expansion bremsen. Sexualtabus und abwertende Einflüsse gegen sexuelle Aktivitäten zwingen dann zu stiller Lust, die sich unter diesen Umständen auch nicht vollständig entladen kann. Nicht selten endet die behinderte orgastische Welle mit Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen, Nackenschmerzen und anderen muskulären Verspannungen. Auch Übelkeit, Herzdruck oder Schweißausbruch sind Zeichen dafür, dass die parasympathische Entladung nicht zustande gekommen ist. Bei lustvoller Entladung tropfen die Säfte (auch der Speichel), aber die Haut ist warm, rosig und trocken!
Entspannung:
Die energetische Entladung ist die Voraussetzung für die Entspannung. Atmung und Kreislauf beruhigen sich allmählich, die Muskeln werden wieder weicher, die Haut ist trocken und warm, ein wohliges Entspannungsgefühl erfasst den ganzen Körper mit einsetzender Müdigkeit. Dieser körperliche Zustand spricht gegen ein plötzliches Aufspringen, Sich-Trennen, Duschen oder Rauchen. Stattdessen kann jetzt die Beziehungslust voll zur Geltung kommen. Im gemeinsamen Ruhen, vielleicht aneinandergekuschelt, können sich die Lustpartner dankbar erfüllt einem postkoitalen Schläfchen überlassen oder sich einer erholsamen Nachtruhe anvertrauen.
Die sexuelle Entladung ist vermutlich die wichtigste und sicher die lustvollste Möglichkeit des Menschen, um zu einer ganzheitlichen (körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen) Entspannung zu kommen. Körperlich beruhigen sich über das Vegetativum alle Körpervorgänge, und man kann
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