Die neue Lustschule
Versorgung. Auch eine reife Partnerschaft wird Mütterliches und Väterliches ermöglichen und brauchen – der entscheidende Unterschied liegt in der Bewusstheit, dem Verhandeln und Begrenzen kindlicher Bedürftigkeiten. Die realen Konflikte, die in jeder Partnerschaft unvermeidlich sind, sollten sich unter Erwachsenen ohne größere Probleme lösen lassen oder führen bei prinzipiellen Unvereinbarkeiten zur folgerichtigen Trennung.
6.
Begreife ich Sexualität als integrierten Bestandteil meines Lebens?
Last but not least ist die Auseinandersetzung mit der eigenen
Lebenslust
und Seinsweise die Grundlage, um Sexualität zu kultivieren und im Zusammenhang mit natürlichen Vorgängen und Rhythmen sowie einer relativ freien Verhaltensdynamik zu verstehen. Aktivität und Passivität, Anspannung und Entspannung, Machen und Lassen, Geben und Nehmen, Fordern und Nachgeben, Ichbezogenheit und partnerschaftliche Zugewandtheit, Risiko und Verantwortlichkeit, Genuss und Verzicht bilden Pole, die im sexuellen Geschehen aufeinander bezogen werden müssen. Das bleibt eine lebenslange Aufgabe: spannend, faszinierend, anstrengend,enttäuschend und befriedigend – vor allem aber unvermeidbar für jeden, der sich ernst nimmt und in Würde leben will.
Werden im Rahmen einer Lustschule Fragen des innerseelischen Erlebens, der Beziehungsdynamik und der Lebensform in den Mittelpunkt gestellt, verlieren «Probleme» wie Alter, Aussehen und körperliche Mängel an Bedeutung. Liebe und Lust sind vor allem innerseelische Vorgänge, an denen stetig und immer auch mit Erfolgschancen gearbeitet werden kann.
Erotisches Zwiegespräch und Verhandeln
Wenn sich der Sturm oder die spontanen «Brisen» verliebter Geilheit gelegt haben und die durchschnittlichen sexuellen Bedürfnisse im alltäglichen Zusammenleben nach Gestaltung verlangen, bekommen drei beziehungsdynamische Aspekte für eine befriedigende Sexualökonomie beider Partner große Wichtigkeit:
1. Sexuelle Bedürfnisse sind verschieden
Ein Irrtum, der in der Regel zu großen Enttäuschungen führt, besteht darin zu glauben, der Partner werde in seinen sexuellen Gelüsten mit den eigenen immer übereinstimmen. Jeder Mensch hat seine ganz individuellen Bedürfnisse, Vorlieben, Zeiten und Häufigkeiten für sexuelle Aktivitäten. Diese bei sich selbst zu kennen ist bereits eine «Wissenschaft» für sich und bedarf guter Wahrnehmung und der Reflexion spezifischer Befindlichkeiten – wie erst sollte der Partner genau wissen können, was man gerade selbst will, braucht oder am liebsten tun möchte.
Bei regelmäßiger sexueller Aktivität, was ja in jeder Hinsicht– beziehungsdynamisch und körperlich – von großem Wert ist, vermindert sich verständlicherweise oft die triebhafte Bedürftigkeit. Manche erleben das wie einen Verlust, vor allem wenn sie keine Erfahrung mit sexueller Beziehungskultur haben. Sie schieben dann nicht selten die Schuld auf den Partner, der an erotischer Attraktivität verloren habe, ohne zu realisieren, dass – wer gut ausgefickt ist – sein Sexualobjekt etwas nüchterner wahrnimmt und es sich nicht mehr zielgerichtet so schön und attraktiv sehen kann. Sexuelle Bedürftigkeit und Erregung sind gnädig gegenüber den menschlichen Mängeln, Fehlern und Schwächen. Wessen triebgesteuerte Wahrnehmungsverzerrung aber ernüchtert ist, der braucht einen anderen Einstieg in sein Sexualleben. Leider warten viele auf den nächsten «Anfall» spontaner Erregung oder sehnen sich nach den anfänglichen «wilden Zeiten» zurück, während sie jetzt klagen: «Ich warte und warte und habe so selten wirkliche Lust!» Wenn kein hormoneller oder energetischer Überdruck besteht, sind andere «Anmacher» gefragt, die kultiviert sein wollen.
2. Das erotische Zwiegespräch
Ein Sprichwort sagt: Der Appetit kommt mit dem Essen! Auf Sexualität bezogen, heißt die Aufgabe: sich Appetit machen. Dafür gibt es seit Jahrhunderten die Suche nach Aphrodisiaka und anregendem Essen. Kleidung, «Reizwäsche», Parfüme, Stimmungsmusik, ein erregendes Ambiente und in neuerer Zeit allerlei technisches Spielzeug und mediale Stimulationen können für äußere Anregung sorgen. Dafür gibt es einen riesigen Markt. Uns aber soll es hier um die inneren Anregungen gehen, die ein gutes, regelmäßiges Sexualleben ermöglichen und gestalten helfen.
Erotische Zwiegespräche können sowohl die Einstimmung als auch die notwendige Abstimmung ermöglichen.Die Mitteilung, dass Interesse an
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