Die neue Lustschule
Körperstellen berührt. Dabei haben wir alles ausprobiert, vom Streicheln, Massieren, Zwicken, Knuffen und Kitzeln bis zum schließlichen Berühren unserer Genitalien. Wir haben uns abwechselnd reibend erregt und dann verschiedene Stellungen ausprobiert (einmal von ihm und einmal von ihr vorgeschlagen). Dabei wurde bald spürbar, dass dieses Mal sie es war, die mehr Vergnügen daran fand, aktiv und dominant zu sein. Anschließend haben wir lange darüber gesprochen, wie es uns ergangen ist, was wir erlebt und gefühlt haben.»
4. Lustorientiertes Verhandeln
Im Orgasmus ist sich jeder selbst der Nächste. Auf dem Weg dahin ist der Partner förderlich oder hinderlich. Keiner kann dem anderen den Orgasmus machen. Wer enttäuscht ist, nicht zum Orgasmus gekommen zu sein, muss sich zuerst fragen, was ihn daran gehindert hat. Mit dem Partner kann man darüber sprechen, was dieser hilfreich dazugeben kann oder als störend lieber unterlassen sollte. Natürlich kann einPartner sich so unmöglich oder ungeschickt verhalten, dass man kaum eine Chance hat, orgastisch zu werden; dennoch bleibt die Verantwortung für die eigene Lust undelegierbar. In einem derart negativen Fall wird man sich also fragen müssen, weshalb man mit diesem Partner Sex überhaupt zulässt.
Lustorientiertes Verhandeln ist eine hervorragende Möglichkeit, die günstigsten Bedingungen und Wege für eine gute Lustwelle ausfindig zu machen. Wer sich keine Gedanken darüber macht, wie er am besten zur Lust gelangt, und mit den entsprechenden Möglichkeiten auch nicht experimentiert, wer die bevorzugten Wege und Wünsche nicht kommuniziert und in gleicher Weise auch die Lustwege des Partners nicht kennenlernen will und wer dann auch nicht bereit ist, hilfreich zu assistieren, für den wird Partnerschaft kaum eine wesentliche Bereicherung der eigenen Lust darstellen können. Eine beziehungsgetragene Lust veredelt den Sex und adelt die Partnerschaft. Liebevolle Zuneigung und hilfreiches Interesse am Vergnügen des anderen potenzieren die eigene sexuelle Spannung und vermehren die zur Verfügung stehende Entladungsenergie (durch «Herzensenergie»). Ist dies der Fall, kann man auch voll und ganz und vor allem schuldfrei im Orgasmus nur bei sich sein. Der gemeinsame Spannungsaufbau erlaubt den egoistischen Rückzug auf die eigene Lustentladung; bei zeitlich versetzten Orgasmen von einander zugeneigten und hilfreichen Partnern lässt sich im Orgasmus des anderen sogar noch ein zweiter Höhepunkt miterleben. Besteht Zuneigung und wohlwollendes Interesse aneinander, wird sich auch der Sexualakt in spontaner Dynamik entwickeln. Der eine folgt dem anderen und umgekehrt; wenige Worte und sparsame Gesten genügen, um sich in der sexuellen Begegnung abzustimmen. Dies setzt jedoch eine spontane Abstimmungsbereitschaft voraus, die ausschließlich aus sexueller Beziehungskultur erwächst.
Unsere Sexualität wird von vielen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst. Diese vielfachen Zusammenhänge herauszufinden kann eine spannende, im Grunde ein ganzes Leben lang anhaltende Aufgabe sein. Die wichtigsten Unterschiede hinsichtlich der sexuellen Aktivität betreffen die Häufigkeit, die Verhaltenspole Aktivität und Passivität sowie die körperlichseelische Spannung zwischen triebhafter Geilheit und dem Wunsch nach zärtlichem Körperkontakt.
Häufigkeit
Zwischen mehrmals täglich und gar nicht – die Unterschiede könnten nicht größer sein. Beide Extreme können qualvolle Störung bedeuten oder auch situativ angemessen, zumindest aber gut verständlich sein. Die Einflussfaktoren (z.B. Hormone, Gemütszustand, Gesundheitsstatus, Alter, Situation, Gelegenheit, Stress, Qualität der sexuellen Beziehung) sind vielfältig und unübersichtlich, so dass Absprachen und Verhandlungen nahezu ein Muss sind, um Verständigung und halbwegs auch Übereinstimmung erreichen zu können.
Beispiel:
A: Ich habe Lust auf Sex.
B: Mir ist heute gar nicht danach.
A: Ich würde gerne etwas tun, um dich umzustimmen. Oder: Ich würde gerne verstehen, was mit dir ist.
B: Ich habe noch vom letzten Mal genug. Du hast auf meine Wünsche gar keine Rücksicht genommen.
Oder: Ich hatte heute einen furchtbar stressigen Tag, ich habe mich so sehr geärgert.
Oder: Ich weiß auch nicht, ich bin einfach nicht aufgelegt dazu.
A: Dann lass uns darüber reden, was du willst und was ich gerne möchte.
Oder: Wie ich uns kenne, kann Sex gut helfen, dass du in einen entspannten Zustand kommen
Weitere Kostenlose Bücher