Die neue Menschheit
genug …
Lange genug, um zu handeln. Lange genug, um zu produzieren.
Es war nicht einfach. Er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten. In seinem Kopf wirbelte es. Es gab zu viele Ideen. Sie kamen und gingen. Glitten und brausten dahin. Er konnte sie nicht anhalten, um sie zu überprüfen.
Es war, als wollte man einen bestimmten Teil des Wassers im Bach herausschöpfen. Es rann einem durch die Finger. Man glaubte, es fast zu haben, und dann rauschte es schon davon mit der Strömung …
Zunächst konnte er nicht wählen. Er konnte keine Idee festhalten. Sie war da, und dann war sie nicht da. Sie wurde verdrängt und überholt.
Er tastete danach und packte zu, ganz fest, schob sie zwischen die Zähne.
Er zischte das Wort hinaus. Das Wort würde es sein eigen machen. Das Wort würde es festhalten.
»Feuer!«
Feuer wäre etwas ganz Gewaltiges! Es würde die Kälte fernhalten. Es würde ungewünschte Tiere fernhalten. Es würde das Fleisch garen. Es wäre beeindruckend, magisch …
Ja, er konnte sich an Feuer erinnern. Er wußte, was es war. Aber wie konnte er es machen? Das war eine andere Sache.
Er durchforschte seine Erinnerungsblitze. Er, Varnum, hatte Feuer gemacht. Er hatte es in seiner Pfeife gemacht. Er hatte Streichhölzer benutzt und Feuerzeuge.
Er hatte jedoch keine Pfeife, keine Streichhölzer, kein Feuerzeug.
Ihm war, als hätte er gehört – oder gelesen –, daß man Feuer auch auf andere Weise machen konnte. Man konnte Feuer machen, indem man eines an einem anderen anzündete. Doch dazu mußte man erst einmal Feuer haben. Man konnte mit Metall Funken schlagen. Er hatte kein Metall.
Er schüttelte den Kopf. Er tat weh. Er hatte das Wort. Er hatte die Idee. Er erinnerte sich, daß es eine Zeit gegeben hatte, da Feuer etwas Alltägliches, etwas leicht zu Machendes war.
Das half ihm jetzt nicht.
Tagelang zerbrach er sich den Kopf. Er durchforschte alles, was er wußte. Er ging hin und her wie ein Schlafwandler.
Späher beobachtete ihn. Späher lächelte seit kurzem sehr oft.
Varnum gab nicht auf. Er brauchte Feuer.
Feuer war heiß. Hitze machte Feuer. Wie bekam man Hitze? Von der Sonne, natürlich. Aber das nutzte ihm nichts. Er konnte nicht zur Sonne gehen. Er konnte ihre Strahlen nicht konzentrieren.
Wie sonst konnte man Wärme erzeugen? In seinem Körper war Wärme, doch nicht genug.
Hitze – Wärme – Reibung!
Ah! Fast hatte er es. Das war der Hinweis, den er gebraucht hatte – Reibung!
Er haßte sein undiszipliniertes, unbotmäßiges Gedächtnis. Es funktionierte nicht, wie es sollte. Aber irgendwo in seinem Gedächtnis mußte die Lösung stecken …
Er fand sie.
Ein Bild, eine Reihe von Worten, etwas.
Er wußte in etwa, was er tun mußte. Er erinnerte sich aber auch, daß er selbst es nie getan hatte.
Er versuchte es. Er fand ein Stück trockenes Holz mit einem Loch in der Mitte. Er fand ein Stöckchen, das durch das Loch paßte. Er bewegte das Stöckchen durch das Loch, so schnell er konnte.
Es wurde ein bißchen warm. Nicht genug. Bei weitem nicht genug.
Der Stock war zu knorrig. Er suchte einen anderen. Er war hart und rund. Er paßte genau.
Die Leute beobachteten ihn ohne großes Interesse. Sie fanden sein Benehmen merkwürdig.
Er nahm den Stock zwischen die schwieligen Handflächen, bewegte die Hände vor und zurück und drehte den Stock. Viel besser. Er spürte Hitze in den Händen.
Schweiß rann ihm über das Gesicht.
Er hörte nicht auf.
Als er nahezu erschöpft war, glaubte er etwas zu riechen. Es war ein vertrauter Geruch. Ein Hauch blauen Rauches stieg auf.
Das war alles.
Verwirrt ruhte er sich aus. Hitze erzeugte Feuer. Er hatte Hitze gemacht. Er hatte Rauch bekommen, aber keine Flamme. Das Endes des Stocks war heiß und geschwärzt, das Holz mit dem Loch ebenfalls.
Trotzdem gab es kein Feuer.
Warum?
Es dauerte zwei schlimme Tage, bis er es ergründet hatte.
Holz brannte, ja. Aber um Feuer zu machen, brauchte man kleines Holz: Späne, Rinde, Reisig. Dann, wenn es Feuer gefangen hatte, konnte man größeres Holz darauf legen: Äste, Stämme …
Er machte einen kleinen Haufen aus dürren kleinen Zweigen. Er schälte trockene Rinde ab, zerkleinerte sie und gab sie mit Holzsplittern rund um das Loch. Er steckte den Stock wieder durch das Loch im Holz und drehte ihn zwischen den Händen.
Es schien endlos zu dauern. Zweimal hielt er an, um die Hände auszuruhen und die Rinde um das Loch zu lockern. Er bekam Rauch. Er bekam Hitze. Das Holz um das Loch
Weitere Kostenlose Bücher