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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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bisher nie wirklich gesehen.
    Er selbst war rauh, schmutzig, ungehobelt. Sein Haar war verfilzt. Seine Finger- und Zehennägel waren dick und rissig. Seine Haut war dunkel und ledrig. Sein ganzer Körper war mit Narben und Blutergüssen übersät. Seine Hände waren schwielig und schrundig, seine Sohlen wie Steinplatten.
    Er stank. Er roch es jetzt.
    Er war nicht jung. Er war mit den Jahreszeiten gealtert. Ihm schien, daß er älter war als die anderen.
    Die anderen …
    Seine Leute.
    Es gab weniger Erwachsene als zuvor. Es war zu Verlusten gekommen. Die Überlebenden waren drahtig, hart und fähig. Sie waren keineswegs hilflos. Sie hatten gelernt, Dinge zu tun. Sie waren erfahren. Sie waren ebenfalls zottelig, narbenübersät und ungepflegt. Sie waren voll Ungeziefer und offener Wunden.
    Es gab auch Kleine, sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts.
    Einige fingen zu laufen an, andere konnten es bereits ganz gut. Sie waren alle sehr lebhaft und machten viel Lärm.
    Weitere waren unterwegs.
    Er hatte gesehen, wie andere Tiere geboren wurden. Er hatte gesehen, wie winzige Vögel mit gähnendem Schnabel aus Eiern schlüpften. Er hatte die Geburt eines gehörnten Grasfressers gesehen. Er war aus dem geschwollenen Körper gekommen, auf gleiche Art wie bei den Leuten. Das Junge hatte keine Hörner gehabt, aber es war sehr schnell auf dünnen, steifen Beinen gestanden.
    Er zog seine Folgerungen aus dem Erschauten. Das war die Art und Weise, wie manche lebenden Dinge auf die Welt kamen. Lebende Geschöpfe konnten sich vermehren. Kleine wuchsen in großen.
    Er akzeptierte die Tatsache, daß Menschen so beginnen konnten. Bei ihm war es anders, er war nie klein gewesen. Aber die kleinen Wie-ers waren auch Menschen. Mit der Zeit würden sie so groß wie die anderen werden.
    Zwei waren seine. Sie waren aus Dieh gekommen. Sie lebten mit ihm und Dieh.
    Das erste war ein Er. Er rannte herum, erforschte alles und plapperte die ganze Zeit. Kluge dunkle Augen. Gesund und stark für so etwas Kleines. Er war ständig in der Nähe, brachte alles mögliche an und legte es zur Begutachtung, oder um gelobt zu werden, vor Varnums Füße. Er interessierte sich für alles, was es zu sehen gab. Varnum wußte nicht so recht, was er von ihm halten sollte.
    Das zweite war eine Sie. Sie konnte noch nicht laufen. Sie war ruhig, viel ruhiger, als der Junge je gewesen war. Ernst und anfällig. Sie war keine gute Esserin. Irgendwie wirkte sie immer verängstigt. Er fühlte sich von ihr angezogen. Er hätte ihr gern geholfen, wenn er gewußt hätte, wie. Es war etwas an ihr, das ihn an Dieh denken ließ.
    Dieh.
    Auch sie war gealtert. Sonne, Wind, Regen und Kälte hatten sie gezeichnet. Ihre Haut hatte Falten. Sie war in sich gekehrt, machte sich Sorgen um das kleine Mädchen. Sie war eine gute Gefährtin. Sie hatten Freud und Leid geteilt und waren einander nah. Aber er war nicht mehr der Mittelpunkt ihrer Welt. Sie war müde und reagierte auf ihn nicht mehr wie früher.
    Es erschien ihm lange zurückzuliegen, da sie beide neu gewesen waren. Er empfand ein bißchen Traurigkeit bei dem Gedanken.
    Das Mädchen wimmerte leise. Sie brüllte selten, wie der Junge es getan hatte. Dieh wiegte sie in ihren Armen.
    Varnum kauerte am Rand des Nests und versuchte, durch seine Anwesenheit Zuversicht zu vermitteln.
    Er konnte. Nahrung beschaffen. Seine wachsende Geschicklichkeit und Erfahrung machten es möglich. Der Bach war eine nie versiegende Wasserquelle. Das Nest war verhältnismäßig kuschelig und sicher. Ein Wall aus Dornengestrüpp schützte es.
    Seine Leute hatten durchgehalten. Sie hatten sich in verschiedene Lebensgemeinschaften zusammengefunden, nachdem Gefährten gestorben waren und es nicht mehr wie anfangs gleich viele Männer wie Frauen gab. Es hatte zwar Streitigkeiten gegeben, aber nichts Ernsthaftes.
    Sie hatten gelernt, was sie voneinander erwarten konnten. Dieses Wissen war beruhigend.
    Er versuchte seinen Namen erneut: »Varnum.«
    Dieh blickte ihn an. Sie verstand, aber irgendwie wirkte sie scheu. Lautlos formte sie die Lippen zu dem fremden Wort. Sie war noch nicht bereit, es auszusprechen.
    Es drängte nicht. Es war eine Zeit des Wartens.
    Er wußte nicht, worauf er wartete. Aber etwas fehlte, an etwas mangelte es. Da war ein Loch. Das Muster war nicht komplett.
    Etwas …
    Er spürte, daß es kam, was immer es war. Die Wartezeit würde bald zu Ende sein. Dann würde es eine Veränderung geben, die zum Handeln zwang.
    Bald war es

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