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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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Mühe halten, konnte nach der einen oder anderen Seite schnellen, um sich zu fressen zu holen, oder in die langsamere Strömung schwimmen und sich von der Oberfläche etwas schnappen, oder kleinere Fische jagen, die im seichteren Wasser lebten.
    Hinter dem Felsblock sah er den verräterischen Wasserring, den ein aufsteigender Fisch zurückgelassen hatte.
    Er gab dem Fisch Zeit, an seinen Platz zurückzukehren, dann warf er seine Fliege. Sie landete dicht vor der Stelle, wo der Fisch sein mußte, und trieb ein wenig.
    Das genügte.
    Der Fisch schnappte danach und verbiß sich. Er hatte ihn. Er war ein schöner Fisch, fast vierzig Zentimeter lang, und er gab nicht so ohne weiteres auf. Er tauchte und versuchte davonzuschwimmen. Varnum stoppte ihn sanft, aber fest. Der Fisch sprang hoch und versuchte den Haken abzuschütteln. Aber die Widerhaken hielten und es war vorbei.
    Mit dem Stock, den er als Rute hatte, brauchte Varnum wenig Geschick. Er sorgte lediglich für Druck und bekam den Fisch dazu, dorthin zu schwimmen, wohin er es wollte, und dann schwang er ihn hinaus aufs Ufer.
    Fische, die auf diese Weise gefangen werden, zappeln nicht viel herum. Varnum legte seine schwere Rute ab und packte den Fisch mit einer Hand, den Daumen hinter einer Kieme und den Zeigefinger hinter der andern.
    Er löste den Haken und betrachtete seinen Fang. Es war ein wirklich schöner Fisch. Er ähnelte einem der auf der fernen Erde so gut wie ausgestorbenen Lachse, nur fehlte ihm die typische Fettflosse. Den Schuppen nach war er eher ein Saibling als eine echte Forelle. Die Ränder der Brustflossen waren rot, ansonsten war der Fisch von einem hellen Braun mit einem blaßblauen Streifen an jeder Seite.
    Varnum war versucht, den Fisch freizulassen. Die Fliege hatte ihn nicht verletzt. Es war ihm jedoch bewußt, daß er nicht allein war. Einauge und Stein beobachteten ihn voll Erwartung.
    Er könnte ihnen nie erklären, warum er den Fisch hatte schwimmen lassen, wenn er es täte. Zumindest würde es ein schlechtes Beispiel setzen. Schlimmstenfalls würden sie ihn für verrückt halten. Schnell änderte Varnum seinen Griff. Er drückte den Daumen ins Maul des Fisches und brach ihm sofort den Hals. Der Fisch hatte Zähne, aber gegen Varnums hornige Haut kamen sie nicht an.
    Er warf Einauge den Fisch zu und grinste Stein an.
    »Mehr folgt«, versicherte er ihm. Die Sprache verbreitete sich: zögernd bei den Erwachsenen, schnell bei den Kindern, die einen eigenen interessanten Jargon entwickelten. Er konnte sich in bestimmtem Maß mit seinen Leuten verbal verständigen.
    Varnum kehrte in den Bach zurück. Das Wasser war kalt, aber erträglich. Er mochte den Unterschied zwischen dem fast eisigen Wasser um seine Beine und der Wärme der großen gelben Sonne auf den Schultern.
    Er wusch die Fliege im Bach und gab ihr Zeit zu trocknen. Er watete tiefer ins Wasser und gegen die Strömung. Weit mußte er nicht gehen. Rechts war ein Ufereinschnitt, der mit seinem überhängenden Gras ein geschütztes Plätzchen bot. Wenn Einauge und Stein nicht herumtrampelten, konnte er dort sicher einen Fisch fangen. Das beste war, die Fliege ins Gras zu werfen und sie dann ins Wasser sinken zu lassen …
    Varnum wußte, daß er breit lächelte, völlig entspannt.
    Er wußte aber auch aus bitterer Erfahrung, daß mit Schwierigkeiten zu rechnen war, wenn eine Zeitlang alles zu glatt ging. Wenn man sich zu sehr entspannte und nicht aufpaßte, hatte das Leben die böse Angewohnheit, einem einen Kinnhaken zu versetzen.
    Er beschloß jedoch, sich das Angeln nicht durch seine pessimistischen Gedanken verleiden zu lassen.
    Trotzdem fand er, daß das Leben jetzt zu schön war, um von Dauer zu sein.
    Er hatte recht.
     
    Am nächsten Tag geschah zweierlei. Die beiden Geschehnisse hingen nicht miteinander zusammen. Die Bedeutung des einen war nicht sofort erkennbar, oder wurde vielmehr nicht richtig verstanden. Die des anderen war nur allzu offensichtlich.
    Ein Mann namens Spürblut kam von einer Jagd zurück und brach erschöpft zusammen. Das war ungewöhnlich, aber nicht alarmierend an sich. Spürblut war kein Mann, der sich irgendwie hervortat. Er gehörte zu dem Typ Menschen, die eben immer da waren und die man kaum richtig sah. Seine einzige Begabung, die ihm auch seinen Namen gegeben hatte, war das Aufspüren. Spürblut konnte der Spur eines verwundeten Tieres mühelos und hartnäckig folgen. Er konnte Fährten lesen wie kein anderer – er las aus geknickten Zweigen,

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