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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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niedergedrücktem Gras, verfärbtem Kot, einem Blutstropfen auf einem Blatt. Es war eine sehr nützliche Fähigkeit, zu der Flinkheit und Ausdauer gehörten. Es nutzte nichts, einer Spur zu folgen und an ihrem Ende keine Beute zu finden, oder zu spät anzukommen, wenn die Aasfresser ihr Werk bereits getan hatten. Startete Spürblut einmal an einer Fährte, konnte nichts mehr ihn davon abhalten, bis ihm Erfolg beschert war. Und sein Durchhaltevermögen war für andere fast unvorstellbar. Hatten andere längst aufgegeben, verfügte er immer noch über Reserven.
    Es war deshalb keine große geistige Leistung zu schließen, daß Spürblut krank sein mußte, wenn er zusammengebrochen war.
    Sehr krank sogar.
    Sie trugen Spürblut in sein Nest, das sich genau wie die anderen Nester in einem angenehmen, schattigen Hain flußab vom Wasserfall befand. (Höhlen wurden als Wohnräume überbewertet. Die Leute zogen sich dorthin nur zurück, wenn die Winterstürme brausten und bittere Kälte herrschte.)
    Varnum untersuchte ihn und verfluchte seinen Mangel an spezialisiertem ärztlichem Wissen. Spürblut war krank, das konnte jeder Dummkopf sehen. Sein Gesicht war tief gerötet, die Haut schweißglänzend, die Augen wirkten stumpf. Sein Herzschlag unter Varnums sanfter und doch fester Hand war unregelmäßig und schien wie ein verängstigtes Tier zu hüpfen.
    Krank, ja, aber welche Krankheit? Wenn sie sich ausbreitete, wäre es eine Seuche. Wenn nicht, mehr oder weniger Spürbluts alleiniges Problem. Doch wie sollte man das im voraus wissen? In einer Gesellschaft ohne Ärzte trug jede Krankheit die Saat des Todes mit sich. Eine Halsentzündung, ein Schnupfen, Husten, ein eiterndes Geschwür – alles konnte tödlich sein, wenn man nichts dagegen unternehmen konnte. Und das konnte man nicht, wenn man nicht wußte, was.
    Menschen waren schrecklich anfällig. Selbst eine an sich harmlose Krankheit war bedrohlicher als alle wilden Tiere, die es je gegeben hatte, und gefährlicher als alles Unbekannte einer noch fremden Welt.
    Die Fliegen ließen sich auf Spürbluts Gesicht nieder und krabbelten über seinen ganzen Körper. Fliegen! Varnum haßte die verfluchten Biester. Sie waren ein lästiger Bestandteil des primitiven Lebens, doch niemand hatte sie je erwähnt. Nicht einmal er selbst hatte in seinen Überlegungen an sie gedacht. Das war nicht erstaunlich, da es in den Städten der Erde keine mehr gab. Des Menschen größter Sieg?
    (Fliegenköder waren natürlich etwas anderes. Es handelte sich dabei ja nicht um echte Fliegen.)
    Varnum ging mit einem Fellbehälter zum Bach und füllte ihn mit Wasser. Er zerdrückte einige größere Blätter, um sie als Schwamm zu benutzen, tauchte sie ins kühle Wasser und wusch damit Spürbluts Gesicht und Brust. Das vertrieb zumindest den größten Teil der Fliegen. Vielleicht senkte es auch das Fieber.
    Er wandte sich an Spürbluts Gefährtin Weißhaar. »Das wird ihm helfen«, sagte er mit mehr Zuversicht, als er empfand. »Mach du weiter.«
    Weißhaar nickte und nahm den Blätterschwamm. Gehorsam, aber ohne große Begeisterung machte sie sich an die Arbeit. Sehr sanft ging sie nicht vor. Varnum entging der Blick nicht, den sie mit Späher wechselte. Zwischen ihr und Späher war etwas, eine ganze Weile schon. Er vermutete, daß die beiden nicht allzu traurig wären, wenn Spürblut nicht mit dem Leben davonkam.
    Nun, jedenfalls hatte er getan, was er konnte. Es war wenig genug. Was Arbeitskräfte betraf, war die Zahl der Leute zu gering, als daß sie sich Verluste leisten konnten. Wie sie sich ihr Sexleben aufteilten, war ihm egal. Das Problem war, Spürblut durchzubringen – und dafür zu sorgen, daß die Krankheit sich nicht ausbreitete …
    Das war das erste. Die tatsächliche Bedeutung wurde nicht erkannt. Es war – zu dem Zeitpunkt – auch nicht möglich, die eigentliche Bedrohung durch Spürbluts Krankheit nur zu ahnen.
    Das zweite war etwas ganz anderes.
    Varnum war die Bedeutung sofort klar und er wußte, daß er handeln mußte.
    Auf gewisse Weise war es ein Produkt der gleichen Jagd, von der Spürblut krank zurückgekehrt war. Im nachhinein betrachtet, war es eine Jagd, auf die Varnum gut hätte verzichten können.
    Regenfreund brachte ein lebendes Antilopenjunges mit.
    Sichtlich zufrieden mit sich, drückte er das kleine zitternde Tier sanft an sich. Er sah glücklicher aus, als Varnum ihn je gesehen hatte. Regenfreund war ein von Natur aus gütiger Mensch, und er hatte – auch wenn

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