Die neue Menschheit
alles.
Sie waren nun auf sich gestellt. Sie würden ihre Chance haben.
Varnum konnte seine Gefühle in diesem Augenblick nicht alle bestimmen, doch eines war er sich sicher:
Er fühlte sich sehr allein.
4. Varnums Gesetze
Sonnenschein und Schatten.
Kaltes Wasser kräuselte sich um seine nackten Beine. Seine starken narbigen Schultern sogen die Wärme ein. Die leichte Brise brachte den Duft frischen Grüns mit sich.
Die Flucht vor dem Verbindungsteam lag Jahre zurück. Varnum war älter und sein Haar mit Grau durchzogen. Er ließ sich jetzt mit allem ein bißchen mehr Zeit, und er hatte ein bißchen Schwierigkeiten mit der Verdauung.
Aber er war, im Augenblick, ein zufriedener Mensch.
Varnum frönte einer Leidenschaft. Er könnte sie als Nahrungsbeschaffung rechtfertigen, aber er hatte sich nie selbst etwas vorgemacht. Das hier war Erholung. Es machte Spaß. Es war ein bißchen auch Flucht.
Das hier gab ihm neues Selbstvertrauen, wenn ihn die Zweifel eines alten Mannes befielen.
Varnum angelte.
Er war zu seinem Bach zurückgekehrt. Er fischte gegen die Strömung, und das war eine Leistung mit der Ausrüstung, die er hatte. Seine Angel war riesig, fast drei Meter lang. Er hatte sie aus drei verschiedenen Teilen von drei verschiedenen Holzarten zusammengesetzt. Die Verbindungen waren unförmig. Sie bestanden aus zwei Hülsenstücken und die zusammengesteckten Teile hatte er mit Harz festgeklebt. Das bedeutete, daß er mit einem schweren Griffteil hatte beginnen müssen. Es war wirklich nicht einfach gewesen, eine Angel mit Steinwerkzeug zu machen. Die Spitze war ein wenig elastisch. Bei dem Gewicht konnte er die Angel nicht auf gut Glück auswerfen, sondern mußte sein Ziel gut aussuchen. Und allzu oft werfen konnte er auch nicht.
Die Angelschnur war ein Kapitel für sich. Aus Schwanzhaaren von toten Antilopen geflochten, schlug sie mit dem Zartgefühl einer Ankerkette auf dem Wasser auf. Die Führungsringe waren aus steifer, getrockneter Tierhaut, und er beschränkte sie auf ein Minimum. Und seine einfache hölzerne Rolle war nicht viel mehr als eine Spindel.
Varnum war ein Fliegenfischer, und die Idee betörte ihn, daß auf einem ganzen Planeten nur mit Fliegen gefischt wurde. Er rechnete natürlich damit, daß der schreckliche Tag kommen würde, an dem irgendein Halbwüchsiger entdeckte, daß Fische Würmer mochten. Doch bis es soweit war, wollte er das Beste aus der Sache machen.
Er war stolz auf seine Fliegen, allerdings waren seine Haken größer, als er sie wollte. Er hatte sie aus krummen Dornen gehackt. Die Natur hatte sie zuvorkommenderweise mit Widerhaken bestückt. Dank Vogeltöter hatte er ausreichend Federn, und dank der Beutetiere an Pelz und Haar, was er benötigte, einschließlich der Schnur. Harz gab einen guten Klebstoff ab. Er konnte großartige Fliegenköder damit herstellen, die Nachahmungen besonderer Insektenköder war etwas schwieriger.
Er wußte, daß es idiotisch war, bachaufwärts mit einer trockenen Fliege zu angeln, vor allem einer, die nur sporadisch am Ende einer schweren Schnur treiben konnte. Viel vernünftiger wäre es, bachabwärts mit einer nassen Fliege oder einem Nymphenköder zu fischen, und das tat er auch hin und wieder, wenn alles andere versagte.
Aber alle Angler sind ein bißchen verrückt, vor allem die, die sich auf Fliegenköder spezialisieren.
Varnum hatte zwei Vorteile. Die Fische waren völlig unerfahren, was Angler betraf, obgleich sie schnell lernten. Da sie noch nie künstliche Fliegenköder vorgesetzt bekommen hatten, waren sie nicht sehr wählerisch. Der zweite, daß sie wie alle Süßwasserfische in starker Strömung den Kopf stromaufwärts richteten. Das bedeutete, daß sie es gewöhnlich nicht merkten, wenn man von hinten auf sie zukam. Sie hatten ja keine Augen im Schwanz.
Seine Probleme waren zahllos. Das Hauptproblem war, daß er nicht mehr als sechs Meter werfen konnte und seine Angelschnur platschend auf dem Wasser aufschlug.
Trotzdem fing er Fische. Varnum wußte, wie man aus dem Wasser las. Hier war das jedoch nicht nötig. Er hatte an dieser Stelle schon öfter geangelt und wußte, wo die Fische wahrscheinlich zu finden waren.
Er nahm seine Stellung mit dem leicht schlurfenden Gang eines Mannes ein, der ein glitschiges, unberechenbares Bachbett gewöhnt ist. Hinter einem halb aus dem Wasser herausragenden Felsblock war die richtige Stelle. Viel Sauerstoff von dem gischtenden Wasser. Ein Fisch konnte sich hier mit wenig
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