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Die neue Rasse

Die neue Rasse

Titel: Die neue Rasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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meinen Charme spielen«, zwinkerte sie ihm über die Schulter zu. Und nicht weil es nötig war, sondern nur um ihn noch ein kleines bißchen tiefer in harmlose Verwirrung zu stürzen, nahm sie Reuven die Erinnerung an seine Frage.
    »Was?« stutzte er, weil er nicht verstand, was sie meinte.
    »Schon gut«, erwiderte sie lächelnd und stieg die Stufen der Freitreppe zum Eingang des Theaters hinauf. Den nächsten Cop brachte sie dazu, ihr grüßend zuzunicken, und Reuven folgte ihr und konnte nur wieder den Kopf schütteln.
    »Bist du eine Hexe oder sowas?« fragte er, während sie ungehindert durch das von Menschen wimmelnde Foyer marschierten.
    »Oder sowas«, sagte Lilith. »Das ist cool, hm?«
    »Ja, verdammt cool«, knirschte Reuven, aber es klang ein kleines bißchen mehr verunsichert denn wirklich überzeugt.
    Zwei Türen wiesen in den kleinen Zuschauerraum; die sich anschließenden Gänge führten links und rechts parallel an den Sitzreihen entlang bis zur Bühne. Mit den Toten, die der Fernsehreporter erwähnt hatte, mochte das Theater etwa zu einem Drittel besetzt gewesen sein. Inzwischen hatte man mit dem Abtransport der Leichen begonnen.
    Lilith trat zwischen zwei Uniformierte, die gerade eine weitere Tote gepackt hatten, um sie in eine offene Zinkwanne zu hieven. Die Halbvampirin berührte die Männer an den Schultern und sah jedem einmal kurz ins Gesicht, woraufhin die beiden sie einen genaueren Blick auf die Leiche werfen ließen.
    Lilith drückte den nur noch von Haut und kraftlosen Muskeln gehaltenen Kopf der Toten zur Seite und sah in den Falten des Halses die beiden blutumkrusteten Löcher. Mit einem Nicken bedeutete sie den Männern, in ihrer Arbeit fortzufahren.
    »Ich hab's«, meldete sich Reuven Lamarr wieder zu Wort. »Du gehörst selbst zu diesem Verein. Du bist 'ne Undercover-Agentin oder so.«
    »Mit einem streng geheimen Spezialauftrag«, bestätigte Lilith, und sie fand, daß diese Lüge gar nicht einmal so furchtbar groß war.
    Suchend sah sie über die noch immer zahlreich anwesenden Ver-treter von Polizei, Rettungsdienst und Medien hinweg, bis sie fündig wurde.
    »Komm mit«, sagte sie zu Reuven und ging dann zielstrebig auf einen nahezu ebenso großen wie breiten Mann in einem feuchten Trenchcoat zu, der in ständig wechselnde Richtungen unterschiedlichste Anweisungen bellte.
    »Sir?« sprach sie ihn von hinten an.
    Wie von der Tarantel gestochen fuhr der andere herum und stierte sie aus blutunterlaufenen, aber müden Augen an.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie?« schrie er in exakt dem gleichen Tonfall, in dem er seinen Leuten zugebrüllt hatte, was sie zu tun hatten.
    »Sie werden mir ein paar Fragen beantworten«, verlangte Lilith ungerührt.
    Der fast haarlose Kopf des Einsatzleiters verwandelte sich in etwas, das frappierend an eine sonnenreife Tomate mit Augen erinnerte.
    »Sind Sie irre? Sehen Sie nicht, daß ich hier alle Hände voll zu tun habe? Wenden Sie sich an die Trottel, die extra eingestellt wurden, um dumme Fragen zu beantworten!« Seine Hände vollführten wirre Bewegungen in alle möglichen Richtungen. »Suchen Sie sich einen der verdammten Pressesprecher!« donnerte er weiter. »Und verschwinden Sie endlich! Da nützt Ihnen auch Ihr klimpernder Wimpernschlag nichts, Lady!«
    Lilith wandte sich ab. Wieder einmal war sie auf einen der seltenen Menschen getroffen, bei denen ihre hypnotische Kraft nicht verfing.
    »Vielleicht ist er schwul«, tröstete Reuven sie grinsend.
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Lilith lächelte trotz der inneren Anspannung, unter der sie fast zu vibrieren glaubte. Aber als sie den Blick schweifen ließ, wurden ihre Lippen zu einem schmalen Strich, und die feinen Linien ihres Ge-sichtes vertieften sich zu dunklen Gräben.
    Was war hier nur geschehen?
    Nun, beantwortete sie sich ihre lautlose Frage selbst, offensichtlich sind hier während der Vorstellung gestern abend Vampire eingefallen wie eine Heuschreckenplage und haben jeden Menschen, der sich im Theater befand, getötet.
    Die Antwort auf das Warum mußte sie sich jedoch schuldig bleiben. Es widersprach allem, was sie von ihrem verhaßten Stiefvolk wußte. Vampire schlugen gemeinhin im Verborgenen zu, töteten unauffällig und ließen ihre Opfer, wenn sie sie nicht zu Dienerkreaturen machten, verschwinden. Sie hinterließen keine Spuren, agierten aus dem Hintergrund. Nur so hatte die Alte Rasse im Verlauf der Jahrtausende die geheime Herrschaft über die Menschen erringen und festigen

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