Die neue Rasse
Lachen, das jene Kraft widerspiegelte, die er im Gegensatz zu Zaccharias noch besaß und vor deren bloßer Präsenz er hätte erzittern müssen.
Doch den Gefallen tat der Vampir ihm nicht. Im Gegenteil schien sich der fiebrige Glanz des längst nicht erloschenen Willens in seinen Augen noch zu verstärken. Flammenden Blickes sah er über seine Brüder und Schwestern hinweg und rief dann zu Zebuion hinauf: »Ich allein vermag dich vielleicht nicht zur Rechenschaft zu ziehen, doch die vereinten Reste all unserer Kräfte werden noch genügen, dir das Genick zu brechen!«
»Wage es nicht ...!«
Ein Schatten löste sich aus dem Dunkel hoch über ihren Köpfen, wo auch der Widerschein der Feuer nicht hinreichte, und stürzte auf sie nieder. Noch im Flug veränderte er seine Gestalt.
Eine junge Frau landete sicher auf den Stufen zwischen den beiden Vampiren, glich den Aufprall federnd aus und wandte sich zähnefletschend an Zaccharias, um ihren Satz zu vollenden: »... mir den Spaß zu verderben!«
Und damit stürzte sie sich fauchend und kreischend auf Zebuion!
*
Lloyd Delacroix verstaute die notdürftig geglätteten Dollarscheine in der fast schon randvoll gefüllten Metallkassette. Doch der Glanz in seinen Augen rührte nicht mehr nur von dem Anblick des gewonnenen Geldes her. Vielmehr lag es an dem, was er sich gerade in den Kreislauf gejagt hatte. Und was ihm jetzt die Kraft aus allen Gliedern sog, so daß er haltlos nach hinten stürzte und nur zufällig auf dem Bett seiner Kabine zu liegen kam.
Mit einem winzigen Rest klaren Denkens hoffte Delacroix noch, daß nicht ausgerechnet jetzt jemand zu ihm kam. Er würde unweigerlich die richtigen Schlüsse ziehen aus den noch herumliegenden Utensilien und vor allem aus den kleinen, mit weißem Pulver gefüllten Plastikpäckchen, die dort in einer offenen Kiste lagen. Es mußte ja niemand wissen, womit Lloyd Delacroix seine Heuer aufbesserte, und daß er sich gerne selbst mal von dem Stoff bediente, den er einigen Männern auf den Ölfeldern Alaskas lieferte.
Dann sog der sinnverwirrende Strudel aus Bildern und Farben auch dieses letzte Bißchen klaren Verstand in sich auf und wirbelte Delacroix hinein in ein Reich von Träumen, die beängstigend und faszinierend zugleich waren.
Er wünschte, sie steuern zu können. Er würde sich darin umgeben mit den phantastischsten Weibern. Mit Frauen wie .
... gerade eine zur Tür hereinkam?
»Meine Fresse ...«, lallte Delacroix, »... das ist ja irre ...«
Das Mädchen, kaum älter als zwanzig, war nackt, und sie kam so zielstrebig auf ihn zu, daß sie nur das eine wollen konnte.
Lloyd Delacroix spürte ihre fummelnden Hände mit seinem verzögerten Wahrnehmungsvermögen noch überall an seinem Körper, als sie ihm längst die Kleider vom Leib gerissen hatte. Aber er merkte nichts, gar nichts davon, wie ihre Finger und Lippen sich mit seinem Glied beschäftigten, das wie ein abgestorbener Wurm zwischen seinen Beinen hing.
»O Mann, das darf nicht wahr sein«, gurgelte er heiser und wollte die Kraft, die seinen Kopf fast bersten ließ, hinab zwingen, dorthin, wo sie nötiger gebraucht wurde. Doch es gelang ihm nicht. Die Schöne konnte sich mühen, wie sie wollte, Delacroix bekam keinen hoch.
Schlimmer noch als das Wissen um sein Versagen brannte der Blick in ihm, den die Nackte ihm zuwarf. Es lag so viel Verachtung darin, so viel Spott .
... und noch viel ärger wurde es, als weitere Gestalten am Rande seines Blickfeldes auftauchten.
Joseph Brundle.
Roscoe Fairchild.
»Was wollt ihr hier?« rief Delacroix ihnen mit schwerer Zunge zu. »Haut ab, verdammt!«
»Er ist zu nichts nutze«, sagte das nackte Mädchen zu den beiden.
Zu den beiden?
Nein, es kamen noch mehr Leute in seine Kabine.
Fremde.
Einer in einem schmutzigen Priestergewand. Ein anderer nackt -und geschlechtslos .
»Mein Gott, was geht hier vor? Was passiert hier?« kreischte Dela-croix, und er flehte darum, aus diesem Traum aufwachen zu dürfen, von dieser gräßlichen Angst, die einer Rattenhorde gleich in ihm fraß, erlöst zu werden.
Und er wurde erlöst.
Von der Panik wenigstens.
In jenem Moment, da er zu sehen glaubte, daß Captain Nomad die Kabine betrat.
Aber miterleben zu müssen, was weiter mit ihm geschah, ohne Angst verspüren zu können, das war noch viel grauenhafter.
Vor Delacroix' drogenvernebeltem Blick führten die seltsamen Gestalten einen lahmen Reigen auf, formierten sich um ihn, kamen näher und näher und waren
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