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Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Follath
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beschloss, sich selbst genug zu sein. Seit damals, als sich der Westen in Naturwissenschaft,Technik und Handel mit der Industriellen Revolution an die Spitze kapitulierte und dann seine Vorherrschaft festigte, herausgefordert nur von einer kommunistischen Ideologie, die trotz einiger wissenschaftlicher und machtpolitischer Erfolge letztlich für den Absturz bestimmt war. Für viele schien nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion »das Ende der Geschichte ausgebrochen«. Der Siegeszug des Westens, seines Wirtschafts- und Finanzsystems, sei unaufhaltsam, schrieb der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama. Doch spätestens seit dem skandalösen Ende der Investmentbank Lehman Brothers in New York 2008, der größten und schwerwiegendsten Pleite einer Firma, verbunden mit dem Wanken anderer tragenden Säulen der Bankenlandschaft, änderte sich das Bild.
    Für den Westen geht mit diesem Einschnitt ein goldenes Zeitalter zu Ende. Auch wenn es mit staatlichen Billionenspritzen einigermaßen gelang, wieder ein fragiles ökonomisches Gleichgewicht herzustellen, bleibt die Zäsur unübersehbar. Verloren gegangen ist die Gewissheit in die eigene Überlegenheit, der feste Glaube, dass der Kapitalismus in seinen westlichen Spielarten für alles und immer eine Antwort hat. Den Abstieg der Alten setzen viele gleich mit dem Aufstieg der Neuen. Und der Gewinner heißt angeblich: BRASILCHINDIA.
    Was aber bedeutet der relative Niedergang Amerikas und Europas für uns? Müssen wir Löhne kürzen, mehr arbeiten, unseren Lebensstandard zurückschrauben? Wandern die Jobs zwangsläufig zu den billigeren Globalisierungsgewinnern ab – und wenn ja, wirklich alle, oder nur diejenigen, von denen wir uns zur Not trennen können, und wo wir hoffen, diese Verluste durch überlegene Forschungseinrichtungen und höher stehende Technologien auszugleichen? Wer hat recht, der deutsche Manager, der sich bei einem Hintergrundgespräch für dieses Buch ganz gelassen gibt und erzählt, die ersten deutschen Firmen seien längst von China und Indien frustriert und kämen mitsamt einer ganzen Reihe hochrangiger Beschäftigungsverhältnisse wieder zurück in die Heimat – oder der Wirtschaftsführer, der im Interview vom unvermeidlichen Abbau spricht, ganze Berufszweige schwinden sieht und in Panik macht? Ist die Zeit des Lernens von den anderen angebrochen? Oder eher die Zeit, unsere Wertevorstellungen zu verteidigen, ein neues Selbstbewusstsein zu zeigen?
    Es geht ja erkennbar um mehr als nur um neue Superlative. Für die Entwicklung kommender Generationen ist vor allem die Entwicklung von Patenten entscheidend. Auch da holen nach den Zahlen der World Intellectual Property Organization die Neuen rapide auf: Chinas Patentanmeldungen stiegen im vergangenen Jahr um 33 Prozent, die Brasiliens um 17, Indiens um 11, die USA und Deutschland legten nur im einstelligen Bereich zu. Bei den Firmen verdrängte Chinas Telekommunikationsausrüster ZTE das japanische Unternehmen Panasonic vom Spitzenplatz der weltweit angemeldeten Erfindungen, Chinas Huawei Technologies folgen auf Platz drei.
    Und es geht auch um einen Kampf der politischen Systeme, der von den Schwellenländern mit immer größerer Selbstsicherheit, manchmal sogar Arroganz, geführt wird. Peking punktet mit einem politisch autoritären und ökonomisch liberalen Modell. Die Mischung aus KP -Alleinherrschaft plus Manchester-Kapitalismus, verbunden mit einer zunehmend brachialen Militärpräsenz, stößt viele der asiatischen Nachbarn ab, gewinnt in Afrika aber auch Anhänger (und löst bei manchem deutschen Unternehmer wie Architekten eine mehr als klammheimliche Bewunderung aus). Neu-Delhi steht für das kreative Chaos der weltgrößten Demokratie, für Spitzenleistungen in der Biotechnologie wie für eine immer noch skandalöse Rückständigkeit weiter Bevölkerungsschichten: eine barfüßige IT -Großmacht. Brasília heißt für viele Glaube an einen starken Staat, enormes ökonomisches Aufbruchspotenzial, aber auch Protektionismus, weitverbreitete Stagnation und der Fluch der Favelas.
    Alle drei Staaten entwickeln sich über ihre große wirtschaftliche Bedeutung hinaus auch zu wichtigen Akteuren der internationalen Politik. China verfügt als ständiges Mitglied des Weltsicherheitsrats über ein Veto, Indien ist eine Atommacht und wird – wie Brasilien, dem man auch Kernwaffen-Ambitionen nachsagt – immer wieder genannt, wenn die Vereinten Nationen eine Erweiterung ihres entscheidenden

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