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Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Follath
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Jinping hat gleich nach seinem Amtsantritt als Staatspräsident mit dem amerikanischen Präsidenten telefoniert und freundliche Worte mit der Bundeskanzlerin gewechselt; um sein Interesse an Europa und eine Überwindung der Währungs- und Finanzkrise zu dokumentieren, schickt er seinen Premier im Mai 2013 nach Deutschland.
    Er selbst aber setzt erst einmal andere Prioritäten, und zwar schon binnen der ersten zwei Wochen nach Amtsantritt. Besucht als Erstes den russischen Präsidenten Wladimir Putin und betont die Nähe der gemeinsamen Positionen und Interessenlagen. Reist weiter nach Afrika, wo er zunächst Tansania, dann die Volksrepublik Kongo besucht, zwei alte Freunde Pekings. Und vor allem: Er trifft sich in Durban mit den wichtigsten Politgrößen der anderen BRICS -Staaten: dem indischen Premier Manmohan Singh, der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, dem südafrikanischen Gastgeber Jacob Zuma und erneut mit Putin. Schon im Vorfeld der Konferenz wird klar, welchen Stellenwert der Zusammenschluss der wichtigen nicht-westlichen Länder inzwischen hat: Syriens Präsident Baschar al-Assad wendet sich an die Gipfelteilnehmer mit der Bitte um Vermittlung im Bürgerkrieg – der Diktator sieht offensichtlich weder in den USA noch in Europa und auch nicht mehr in den Vereinten Nationen eine einflussreiche Kraft. Aber natürlich sind mit dieser Aufgabe auch die BRIC S überfordert. Die Schwellenländer haben viele gemeinsame Interessen und können sich in Durban auch auf die Einrichtung einer eigenen Entwicklungsbank einigen und so ein Ausrufezeichen im Kampf gegen die »etablierten« Mächte des Westens setzen. Gerade beim Werben um den »Schwarzen Kontinent« zeigt sich, dass die gemeinsamen Streiter für eine neue Weltordnung zwar in manchen Bereichen auch Konkurrenten um den großen Kuchen sind, aber dass sie eine eigene, die Hilfe des Westens konterkarierende Süd-Süd-Strategie verfolgen. Anders als etwa Deutschland und die anderen EU -Staaten stellen sie für ihre Projekte keinerlei Vorbedingungen in Sachen Menschenrechte und guter Regierungsführung. Sie arbeiten ganz im Gegenteil besonders gern und gut mit autoritären Regimen wie denen in Simbabwe oder dem Sudan zusammen.
    Afrika hat für China traditionell einen besonders hohen Stellenwert, als Energielieferant wie als politische Einflussregion. Wenn es um die historische Nähe zwischen den Kontinenten geht, bemüht die Führung sogar einen muslimischen Eunuchen aus dem frühen 15. Jahrhundert, um das Interesse zu belegen: Der geniale Seefahrer Zheng He landete mit seiner Dschunkenflotte auf verschiedenen Reisen nicht nur in Indien und im Persischen Golf, sondern immer wieder an der Ostküste Afrikas. Der zum Admiral Beförderte brachte von dort unermessliche Goldschätze mit, aber auch Zebras und Giraffen. Revolutionsführer Mao wurde Mitte des 20. Jahrhunderts ebenfalls zum Afrika-Pionier: Er unterstützte als selbsternannter Führer der Dritten Welt Befreiungsbewegungen aller Art und gab großzügige Kredite für Infrastrukturprojekte, wie beispielsweise die 1860 Kilometer lange Tansania-Sambia-Eisenbahn.
    Heute sind Angola und Sudan neben Saudi-Arabien die Staaten, aus denen Peking das meiste Erdöl bezieht, aber auch Kupfer und Kobalt, Gold und Coltan gelten in Peking als heißbegehrt. Bei allen Rohstoffen außer den für die modernen Elektronikprodukte und Autobauten so wichtigen Seltenen Erden hat China Nachholbedarf und muss sich aus dem Ausland bedienen. Außenpolitik ist deshalb für jeden KP -Führer immer auch Energiepolitik. Xi Jinping demonstriert das mit seiner ersten Auslandsreise noch eindrucksvoller als alle seine Vorgänger. Stolz verweist er in Durban, Daressalam und Brazzaville darauf, dass sich der Handel zwischen Afrika und China in den vergangenen zwölf Jahren verzehnfacht hat. Kein anderer Staat investiert so viel auf dem »Schwarzen Kontinent« wie die Volksrepublik, auf 140 Milliarden US -Dollar beläuft sich inzwischen der Handel, den Peking durchaus auch mit Eigennutz begründet. Europäische Staaten setzen dagegen eher auf Hilfszahlungen und Kredite, die nicht immer nachhaltige Veränderungen bringen. Außerdem fühlen sie sich durch ihre koloniale Vergangenheit gehemmt. Unternehmen zeigen oft wenig Interesse, diesen »Wohlfahrtprogrammen« zu folgen. Während Firmen im Westen den Aufschwung in vielen afrikanischen Ländern verschlafen haben, wird die Region für die Volksrepublik auch als Absatzmarkt

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