Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten
musste gesehen haben, wie fertig er war. Der Fleischberg würde enorm siegessicher sein. Vielleicht gab ihm das einen winzigen Vorteil.
Gorgon spürte, wie der Asphalt ihn festhielt, seine ganze Kälte in seine Haut schickte und ihn zu lähmen versuchte. Er wollte aufstehen, musste aufstehen, um sich keine Erfrierungen zu holen, aber wenn er aufstand, dann würde es nur tun, um noch einmal umgeworfen zu werden. Also überwand er den Impuls, sich zu retten, drehte sich auf dem Boden liegend herum und griff nach einem Bein des Dicken.
Wo seine nackte Schulter Kontakt mit dem Teer hatte, war es, als fließe Eis durch seine Adern. Er ignorierte das. Das Bein war warm, aber was fing er jetzt damit an? Gorgon versenkte seine Fingernägel in das Fleisch. Der Dicke schien das kaum zu fühlen. Gorgon versuchte sich an die vielen Dutzend Schlag- und Tricktechniken zu erinnern, die er beherrschte. Sein Schädel schien zu zerplatzen, sein Herz raste, und das, obwohl er nichts tat.
Eines der säulenartigen Beine hob sich in seine Richtung, landete unangenehm auf seiner Hüfte und … rutschte ab. Gorgon zielte auf den Unterleib des Gegners und erwischte nur eine Fettwurst, einen der Rettungsringe, die vom Bauch herabhingen. Mr. Bigman trat einen Schritt zurück. Sah auf ihn herab.
„Dir geht es Scheiße, Mann“, sagte der Dicke. Nun war er wirklich ein Berg. Unerreichbar wuchs er neben ihm in die Höhe. „Das ist kein Kampf.“ Er stieß ihn mit dem Fuß an, als wolle er feststellen, ob er noch lebte. Unter den Zuschauern wuchs die Unruhe. Leute, die gewöhnlich keine Miene verzogen, sahen überrascht aus.
Gorgon wusste, dass Mr. Bigman Recht hatte, dass es wirklich kein Kampf war, aber er wusste trotzdem, dass er ihn gewinnen musste. Sieben Niederlagen in Folge waren ein Regelverstoß.
Sein Körper wurde schwer, seine Glieder erstarrten, während er nachdachte, wie er siegen konnte. Seine Gedanken flossen mal langsam, mal schnell, er focht den Kampf in seiner Fantasie aus, und die ganze Zeit über lag er halbnackt auf dem Asphalt, in dieser windigen Nacht bei bestimmt 15 Grad unter null.
Er merkte es nicht, als man ihn hochhob. Er hörte nur die Stimme des Indianers und stellte sich vor, dass er ihn auch umhauen konnte, dass er alle erledigen würde, einen nach dem anderen, sobald er erst den richtigen Weg gefunden hatte.
„Der Mann braucht einen Arzt“, sagte jemand.
„Ich würde eher sagen, er braucht keinen mehr“, erwiderte ein anderer.
Kniete er auf dem Boden? Hielt ihn jemand fest? Zog ihm jemand die Hände auf den Rücken? Er hätte keine Wette darauf abschließen wollen, dass dies alles geschah. Vielleicht träumte er es nur. Der Virus brachte nicht nur Hitzewallungen und Schüttelfrost, Zittern und Schwindel – er brachte auch so viele Träume.
„Die Strafe für sieben Niederlagen in Folge“, vernahm er jetzt die Stimme des Indianers deutlicher. „Und jetzt wird Gorgon erfahren, warum man mich den Indianer nennt.“ Ein paar Leute raunten. Jemand klatschte in die Hände.
Wollte er es wissen? War Gorgon neugierig?
Nein, Gorgon war nicht interessiert. Gorgon war ein braves Kind. Gorgon wollte nicht wissen, warum der Himmel blau war, ob es einen Weihnachtsmann gab, woher die Babys kamen und wo die Menschen hingingen, wenn sie starben. Gorgon wollte nach Hause. Nur nach Hause. In ein warmes Bett. Er wollte die Welt nie mehr sehen.
Etwas Hartes wurde gegen seine Stirn gedrückt. Es war ein Messer, und es beruhigte ihn überhaupt nicht, dass es nicht sein Hals war, gegen den die Klinge stieß.
„Warum, glaubst du, nennt man mich den Indianer?“
Sprach man mit ihm? Gorgon brummelte etwas von einem Tomahawk. Von einem Tipi. Von einer Squaw. Er wusste nichts und wollte nichts wissen.
Ein Schmerz ließ ihn aufheulen. Seine Schlangen, seine Haare wurden brutal nach hinten gezogen, dann fuhr die Klinge über seinen Kopf. Die Zöpfe fielen auf seine Schultern. Einige rutschten zu Boden, andere blieben auf seinem schweißnassen Körper kleben. Er zitterte immer stärker, wurde durchgeschüttelt.
Die Klinge schabte eine Weile auf seinem Kopf herum, dann sprühte jemand etwas auf seinen Schädel. Eine Schicht, die schrecklich brannte und dann plötzlich abgezogen wurde – mit dem Ergebnis, dass seine Schädeldecke ein Feuerwerk aus Schmerzen war, das für ein, zwei Minuten sogar die Symptome der Grippe zurückdrängte.
„Was … tut ihr?“ Seine Stimme war ein blasendes, pfeifendes, unmenschliches
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