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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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prügelten sie sich, als hätten sie einen ganzen Stall voller Hühnchen miteinander zu rupfen, und doch kamen sie gemeinsam und gingen gemeinsam, augenscheinlich die besten Freunde. Und sie waren stolz, zu stolz, um sich von dem wiedererstarkten Gorgon in einer einzigen Nacht demontieren zu lassen.
    Den Parkplatz des Einkaufszentrums verließen die Gladiatoren schon bald. Es war überfällig gewesen, denn die Lokalitäten änderten sich in unregelmäßigen Abständen. Was sie taten, war illegal, und sobald es die geringsten Hinweise gab, dass die Bullen Wind von ihren nächtlichen Shows bekommen hatten, brauchten sie einen neuen Austragungsort für ihre Gladiatorenkämpfe. Arenen gab es genug – verlassene Fabrikhallen, zerfallene Bauernhöfe, abgelegene Waldlichtungen. Jeder Ort, der einsam lag und per Auto zu erreichen war, eignete sich. Einige Male waren sie der Hand des Gesetzes nur knapp entgangen, doch die Kommunalpolitiker in den Kreisen der Wettkunden sorgten dafür, dass Dokumente verschwanden, Untersuchungen eingestellt wurden oder – wenn alle Stricke rissen und eine Razzia nicht mehr aufzuhalten war – der Indianer rechtzeitig eine Warnung erhielt.
    Den Sommer über hielten sie die Kämpfe in einer ehemaligen Druckerei ab, die schon seit Jahren leer stand. Die Kulisse der riesigen Druckmaschinen schien dem Indianer zu imponieren. Was Gorgon anging, irritierte ihn der stumpfe Geruch nach Öl, Metall und Druckerschwärze, der noch immer in der Luft lag und von jedem heißen Tag verstärkt wurde. Und doch waren es positive Erinnerungen, die er später mit diesem Ort verbinden würde.
    Seine Kräfte waren auf dem Gipfel angelangt, an dem Punkt, an dem er jede beliebige Kombination von Gegnern bezwingen konnte, ohne sich über Strategie den Kopf zerbrechen zu müssen. Es war einfach da, sein Körper reagierte intuitiv, und je mehr er ihn belastete, desto mehr Leistung schien er zu bringen. Gorgon war intelligent genug, um zu wissen, dass diese Phase nicht unendlich andauern würde, dass jeder Zenit eines Tages überschritten wurde, doch er genoss seine Kraft, solange sein Körper sie ihm anbot.
    Mehr noch genoss er die Abwechslung, die eine Zuschauerin namens Hanna in sein Leben brachte.
    Sie gehörte zu den Frauen, die nicht an den Wetten, sondern an den Kämpfern interessiert waren. Was sie von den anderen Vertreterinnen dieser Kategorie abhob, war, dass sie nicht irgendeinen Champion wollte, sondern den Champion. Sie hatte lange nach ihm gesucht, vielleicht so lange, wie Gorgon gebraucht hatte, um einer zu werden. Er erkannte das daran, dass sie sich fünf Turniere ansah, ohne sich ihm oder irgendeinem anderen zu nähern.
    Erst am sechsten Abend kam sie auf ihn zu und teilte ihm ohne Umschweife mit, dass sie ihn haben wollte.
    Später, als sie schon miteinander geschlafen hatten, erzählte sie ihm von ihrer Jahre dauernden Suche, und er hatte keinen Grund und kein Recht, an der Wahrheit ihrer Worte zu zweifeln. Obwohl ihr Interesse ganz und gar auf eine sexuelle Beziehung beschränkt zu sein schien, war ihr Verlangen von einer Tiefe und Direktheit, die er nie in einem Menschen erlebt hatte. Sie wollte nicht sein Geld, nicht seinen Ruhm, nicht seinen Schutz und schon gar nicht seine Liebe. Sie wollte ihn niemandem vorführen und niemanden aus ihm machen, der er nicht war. Sie wollte nur, dass er mit ihr schlief, und dies ohne Berechnung und ohne Zurückhaltung. Die Frau namens Hanna tat, was Weibchen in der Tierwelt taten, und es war nichts Niedriges, Schmutziges daran. Gorgon hatte das Gefühl, dass er die ganze Zeit über auf eine wie sie gewartet hatte.
    Ihr Äußeres zu beschreiben, ist eine Herausforderung, denn sie war viel mehr als die Summe ihrer einzelnen Merkmale. An Charakteristika wäre ihr mittellanges, kupferrotes Haar zu nennen, ihr ernstes, hübsches Gesicht, das eine Spur zu eckig war, um schön genannt zu werden, ihre Augen eine Spur zu klein, um dem Kindchenschema zu entsprechen, ihre Lippen voll und sinnlich, aber auch voll von Persönlichkeit. Wer perfekte Schönheit suchte, kam auch bei ihr auf seine Kosten, denn wenn schon nicht auf ihrem Gesicht, dann fand sie sich doch auf ihrem Körper. Ihr Leib war von vollkommener Harmonie, nicht dünn, nicht dick, von jugendlicher Festigkeit und reifer Fülle zugleich, eine Schönheit, die keinen Unterschied zwischen Mädchenhaftigkeit und Weiblichkeit machte, sondern beides in sich vereinte. Eine Schönheit, die kaum ein Kleidungsstück

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