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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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diesem Abend lag diese bei 65.000 Euro, ein schwaches Ergebnis, das dem katastrophalen Wetter zuzuschreiben war. In heißen Sommernächten kamen nicht nur mehr Besucher, sie zeigten sich auch erheblich großzügiger.
    Gorgon hatte die Drei gezogen, ebenso wie Mr. Bigman, der Berg aus Fleisch. Unter normalen Umständen hätte Gorgon dieses Duell für sich entscheiden müssen – er hatte bisher nur einmal gegen Mr. Bigman verloren, damals in der zweiten Runde, nachdem er in der ersten gegen einen starken Gegner bis zum Umfallen gefightet hatte. Das war in seiner Anfangszeit gewesen, als es ihm noch an Erfahrung gemangelt hatte. Heute würde ihm all seine Erfahrung nichts nützen. Er würde nicht Mr. Bigman unterliegen, sondern dem Virus, aber auf den waren keine Wetten abgeschlossen worden.
    Während er die ersten beiden Kämpfe verfolgte, hatte Gorgon zu tun, um auf den Beinen zu bleiben. Das Wetten alleine hatte zwanzig Minuten gedauert, eine endlose Zeit. Die anderen liefen auf der Stelle und machten Übungen, um sich warm zu halten, doch er war unfähig dazu, konnte nur dastehen und zittern.
    Im ersten Kampf machte ein wendiger Chinese namens Yong kurzen Prozess mit Stick, der mit einer geplatzten Augenbraue noch glimpflich davonkam. Es war scheußlich, ihn über den kalten Asphalt davonkriechen zu sehen. Danach gaben sich zwei junge Serben Saures, die der Gruppe erst vor kurzem beigetreten waren. Sie schenkten sich nichts und prügelten in geradliniger, beinahe altmodischer Manier so lange aufeinander ein, bis einer von ihnen halb bewusstlos zu Boden ging. Sie waren so fertig, dass sie einer üblen zweiten Runde entgegensahen. Einige Männer, die auf den Gewinner des Kampfes gesetzt hatten, beschimpften diesen. Sie hätten ihn gerne zweimal gewinnen sehen.
    Mr. Bigman stapfte in den Ring, und Gorgon hatte einen Blackout, dachte, er wäre schon an der Reihe gewesen, hätte die erste Runde schon bestritten. So schlecht hatte er sich in seinem Leben noch nie gefühlt. Man schob ihn ins Innere des Kreises, und als er dort war, wusste er, dass er im Stehen eingenickt sein musste. Er hatte geträumt, Mr. Bigman hätte sich seinen Virus eingefangen, als er ihn in den Schwitzkasten nahm, und sei darunter niedergebrochen.
    Was für ein dummer Traum …
    Mr. Bigman war gut bewettet worden – das lag in der Luft. Gorgon fuhr sich durch die Zöpfe. Er trug sie, um seinen Kampfnamen zu untermalen. Die Gorgonen, das waren die schlangenhaarigen Töchter des griechischen Meergottes Phorkys. Er schüttelte seinen Kopf, dass die Zöpfe flogen. Das tat er immer, ehe sie aufeinander losgingen, und gewöhnlich sah es beeindruckend aus, aber heute war es ein jämmerliches Schwenken, das die Schlangen nicht annähernd zum Leben zu erwecken vermochte. Er warf einen Blick in die Runde. Es waren Gesichter darunter, die man aus den Tageszeitungen kannte – Regionalpolitiker, Firmenchefs und sogar etwas Fernsehprominenz. Die meisten von ihnen stanken nach Geld, doch es gab auch welche, die nicht so tief im Zaster wateten und bei diesen Wetten ihre ganze Existenz aufs Spiel setzten. Heute kam es ihm vor, als wollten sie ihn alle sterben sehen, und selten hatte er sich so sehr wie einer der Gladiatoren aus dem alten Rom gefühlt. Jemand hatte mal darauf hingewiesen, dass er und seine Kontrahenten den Namen nicht verdienten, weil dieser von dem Wort „Gladius“ (Schwert) kam und sie keine Waffen tragen durften. Aber Gorgon fühlte sich trotzdem nicht wie ein einfacher Preisboxer. Dazu war dieser Job zu hart.
    Ave Indianer , dachte er. Der Todgeweihte grüßt dich.
    Er starrte einen Mann in mittleren Jahren an, der ihn zu hassen schien, obwohl er ihn nie gesehen hatte. So etwas gab es öfters, doch diesmal befremdete ihn der Anblick so sehr, dass er das Startsignal übersah. Mr. Bigman stürmte auf ihn zu, und sein Angriff war so vorhersehbar, dass er ihm selbst jetzt noch locker hätte ausweichen können. Wenn sein Körper nicht stehen geblieben wäre wie eine dumme, leblose Statue!
    Der Fette stieß ihn um. Eine gewaltige weiche Masse schwappte gegen seinen Brustkorb und war dann schließlich doch nicht weich genug. Aber immerhin brachte er es noch fertig, sich abzufangen, sich zur Seite zu drehen, ehe sein Rücken gegen den Boden prallen konnte. Erstaunlicherweise tat es nicht weh, sein Kopf war nicht frei genug, um den Schmerz durchzulassen. Dafür hatte ihn der Fall etwas wacher gemacht, und er sah den Hauch einer Chance. Mr. Bigman

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